In Tränen aufgelöst

Talent Silja Steinkamp musste von der Bahn, nachdem sie im Vorlauf den zweiten Fehlstart verursachte und disqualifiziert wurde. Trainer Horst Henrich war gefasster. Karsten Kruck rannte zum Titel.

Regen in solchen Mengen, wie er bei den Westdeutschen Meisterschaften der Männer, Frauen, Juniorinnen und Junioren herunterprasselte, bringt normalerweise jede Leichtathletik-Veranstaltung an den Rand des Misserfolgs. Dass dies bei den mit 500 Starten zahlenmäßig bombig besetzten Westdeutschen Meisterschaften im Duisburger Leichtathletikstadion nicht der Fall war, lag an mehreren Faktoren: Viele junge Athleten, die für sich, dem Regen zum Trotz, zum Teil grandiose persönliche Bestleistungen holten oder auch Qualifikationsnormen für Höheres.

Zum Beispiel Speerwerfer Stefan Naunheim (LAV Oberhausen), noch im Juniorenalter, der sich mit 72,52 Metern um mehr als drei Meter verbesserte und nun zu den Deutschen Meisterschaften fährt. Oder die Sprinter, wie die 20-jährige Katherina Zenker vom TV Gladbeck, die die Entscheidung, dem Ruf einer schnellen Bahn in Duisburg gefolgt zu sein, nicht zu bereuen brauchten: 11,87 Sekunden über die 100 Meter bedeuteten für sie Bestzeit. Dass die Techniker, Stabhochspringer, Hammer-, Diskuswerfer und Hochspringer den Himmelsgüssen Tribut zollen mussten, ist unbestritten. So war Berlin-WM-Kandidat Möllenbeck als Diskuswerfer völlig gefrustet und warf mit 59,42 Metern ziemlich deutlich an der Norm von 64,50 m vorbei.

Die Duisburger Leichtathletik, da muss man Realist sein, ist zu jung und finanziell zu knapp, um im Erwachsenenalter mit Meldezahlen wie Bayer Leverkusen oder OSC Dortmund mithalten zu können. Doch drei der vier Duisburger, die sich für die "Westdeutschen" qualifiziert hatten, waren hochzufrieden: Ein energischer Karsten Kruck (LC Duisburg), der sich den Titel über 5000 Meter in 15:19,22 Minuten holte, Susanne Küllmann (Eintracht), die in 15,58 Sekunden über die 100-Meter-Hürdenstrecke als Vierte einkam und Stefanie Schönfeld (Rumelner TV), die im Hochsprung mit 1,62 Metern einen feinen fünften Rang belegte.

In Tränen aufgelöst ging dagegen Hürdentalent Silja Steinkamp (Rumelner TV) von der Bahn, nachdem sie im Vorlauf den zweiten Fehlstart verursachte und disqualifiziert wurde. Ihr Trainer Horst Henrich nahm das Desaster gefasster auf und sah den großen Willen Siljas, eine gute Zeit laufen zu wollen und ihre Übermotivation als Ursache.

Auch Oberbürgermeister Sauerland schaute vorbei. Er kam als Ehrengast just in dem Moment, als sich die Sonne zeigte und das Schmuckstück Leichtathletikstadion sich in seiner vollen Schönheit und mit leichtathletischer Dynamik auf allen Anlagen präsentierte. So hatte er auch für die Sorgen des Fachschaftvorsitzenden Ulli Tischbier ein Ohr, dass baldmöglichst ein Tartanbelag im Warmlaufbereich in der Eingangszone des Stadions her müsste, um auf Dauer nicht Probleme mit der Veranstaltungszuweisung durch den Verband zu bekommen.

(RP)
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