Lokalsport Immer noch der "Manni"

Lokalsport · In den 80er Jahren war Manfred Sander eine feste Größe der Duisburger Fußballszene: erst beim DFV 08, dann in Buchholz. Seit einigen Jahren lebt der 63-Jährige auf Gran Canaria und betreibt dort unter anderem ein Fitnessstudio.

 Manfred Sander in seinem Fitnesscenter in Playa del Ingles.

Manfred Sander in seinem Fitnesscenter in Playa del Ingles.

Foto: Bemmann

In der Hauptstraße Avda de Tirajana im pulsierenden und lärmenden Playa del Ingles ist es am frühen Morgen etwas ruhiger, die Touristen tummeln sich am Strand, die Einheimischen, klar in der Unterzahl, spielen in der englischen Eckkneipe "British Bulldog" Karten, und im 200 Quadratmeter großen Fitnesscenter "Biceps-Gym" geht's zur frühen Stunde noch beschaulich zu.

Der Inhaber der "Muckibude" heißt Manfred Sander, aber wenn er verbal in Sekundenschnelle an Fahrt gewinnt, dann kommt Leben in die Bude. Um mehr als drei Jahrzehnte liegen seine "große Zeiten" zurück, und doch ist er immer noch der "Manni", damals in den 80ern eine feste Größe in der Duisburger Fußballszene. Erst DFV 08, später Viktoria Buchholz, sogar Vorsitzender an der Sternstraße, 1970 Begründer der Buchholzer Fußballerinnen, immer präsent, immer rastlos — der Raum, den er in der heimischen Presse einnahm, hatte seinerzeit beachtliche Größe.

Eine Tüte voller Erinnerungen

Wenn man ihn auf Gran Canaria besucht, dann kramt er schnell eine prall gefüllte Plastiktüte hervor. Inhalt: Um die 1000 unzählige Geschichten, die man noch in schwacher Erinnerung hat. Richtig in Schwung gekommen, redet sich der 63-Jährige in Rage, Schweißperlen tanzen auf seiner etwas höher gewordenen Stirn.

Als 17-jähriger Dressman, dann Sporthaus-Betreiber, Immobilienverkäufer auf Gran Canaria, jetzt Macher der dortigen Insel-Zeitung Olé, Inhaber des Gymnastik-Palasts im Zentrum von Playa — es gibt nichts, was Sander nicht schon gemacht hätte. Mittlerweile lässt er es etwas ruhiger gehen, soweit das sein Naturell zulässt. "Nur noch acht, neun" Stunden am Tag ist er am Ball.

Seine Schweizer Gattin Roswitha und die 16-jährige Tochter haben nun etwas mehr vom Ehemann und Vater. Der frühere Ehrenrittmeister der Duisburger Prinzengarde hat zurückgeschraubt.

Anfang der 80er Jahre: Sander, der Umtriebige, holte namhafte Fußballgrößen zu Freundschaftsspielen nach Duisburg: Fenerbahce Istanbul, Bayern München oder Borussia Dortmund haben beim DFV 08 aufgeschlagen, natürlich, weil der "Manni" die Fäden gezogen hatte. Stars des Showgeschäfts (Mary Roos, Howard Carpendale, Karel Gott) führten den Anstoß aus, weil "Manni" unbarmherzig "nachsetzte" im Bemühen sie zu überreden. Stolz erzählt Sander die Story, wie er in mehreren Schimanski-Tatorts mitwirkte. "Kommst du Sonntag zu 08?", lautete damals einer der (wenigen) Texte. Ein Titel hieß "Zahn um Zahn".

Irgendwann auf der Skala mitunter skurril anmutender Aktionen war endlich der MSV dran. Die Zebras spielten noch im traditionsreichen Wedaustadion, aber die Kulisse bei den Bundesligaspielen damals war eher trist. Zu einem Auswärtsspiel bei Bayern München mobilisierte Sander als einfaches Meidericher Vereinsmitglied beispielsweise eine Aufsehen erregende Bustour — 1000 MSV-Anhänger waren dabei. Die Kette vieler aus dem Sanderschen Ideenreichtum geborenen Ereignisse zu nennen, würde den Rahmen sprengen.

Dass er es war, der die Duisburger Sportfamilie zum ersten gemeinsamen Neujahrsempfang an einen Tisch brachte, erzählt er voller Stolz. Die lustigste Anekdote kommt aber auch zur Sprache. Sander überredete den damaligen Zirkus-Krone-Direktor dazu, dass Elefanten den Anstoß zu einem 08-Spiel in Hochfeld ausführen sollten.

Die Dickhäuter traten wie gewünscht in Aktion, hinterließen aber auf dem Rasen ziemlich großflächige Haufen zurück, die dann zur Gaudi der Zuschauer beseitigt werden mussten. Neulich war Manfred Sander wieder in seiner Duisburger Heimat: Er folgte der Einladung zum 50-jährigen Klassentreffen seiner Klasse in der Volksschule "Am See" in Wedau. Da war er dann wieder kaum zu bremsen.

(bem)
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