Eishockey Im Drittliga-Westen eine Macht

Eishockey · Der Fuchs hatte die Roten Teufel aus Bad Nauheim so schwindelig gespielt, dass ihr Ersatzcoach Marcus Jehnar noch beim Pressegespräch ohne Orientierung war. Jehnar, der seinen erkrankten Chef Fred Carrol vertrat, gratulierte "Dortmund" zum verdienten Sieg.

Eishockey: Im Drittliga-Westen eine Macht
Foto: GETTY IMAGES NORTH AMERICA, AFP

Der Mann konnte offenbar kaum glauben, dass der EV Duisburg in der Eishockey-Oberliga seine Formation in eine hoch verdiente 3:6-Niederlage geschickt hatte. Dann lamentierte er noch über Verletzungssorgen und die Leistungen der drei Schiedsrichterinnen. Man kennt das ja inzwischen. Die Spitzenreiter verlieren gern beim Fuchs und suchen dann bei sich oder den Unparteiischen nach den Ursachen. Dabei ist die Welt gar nicht so kompliziert, wenn nun auch die Konkurrenz Einsicht finden könnte, dass neben Dortmund auch das EVD-Team von Trainer Franz Fritzmeier im Drittliga-Westen eine Macht ist.

Der volle Erfolg war bereits der dritte Heimsieg gegen einen der vermeintlichen Favoriten. Duisburgs Coach mag irgendwie selbst nicht recht glauben, was seine Truppe so kann: "Ich bin heute sehr stolz auf meine Mannschaft", sagte er bei der Nachbesprechung. Das klang fast so, als sei der Sieg eine faustdicke Überraschung gewesen. Die kleine Vorentscheidung im Rennen um Platz vier, der zur Weiterbeschäftigung in dieser Saison berechtigt, war alles andere: Das bessere Team hatte schlicht und ergreifend gewonnen — wie beim 8:5 über Kassel und beim 4:2 über Dortmund. Daniel Huhn zeigte da schon mehr Selbstbewusstsein: Auf das Lob "Ihr habt heute richtig gut gespielt" antwortete er keck: "Nicht nur heute!"

Wie gegen Kassel und Dortmund kam nur deshalb Spannung auf, weil sich der EVD wie gewohnt im zweiten Drittel seine "dollen fünf Minuten gönnte". Kaum sendet der Gegner nach deutlichem Rückstand ein Lebenszeichen, verliert das komplette Ensemble die Contenance. Gegen Nauheim verdunkelte sich ein 3:0 in ein 3:3. Daran gilt es zu arbeiten, denn mit ein bisschen mehr Souveränität könnte man ein Spiel einfach nur zu Ende spielen. Beeindruckend jedoch, wie das Team im ersten Durchgang seinen Job machte. Noch spektakulärer, wie die junge Schar regelmäßig nach den Kunstpausen zurückkommt. Das Schlussdrittel (wie auch gegen Kassel und Dortmund) war absolut seriös. Es mag hilfreich gewesen sein, dass Norman Hauner nach 33 Sekunden das 4:3 bei doppelter Überzahl gelang. Glück aber darf der Tüchtige durchaus haben. Wie man Nauheim auskonterte und zweimal in Unterzahl nachlegte, das schmeckte nach Himbeer-Eis mit Sahne. Sonderlob an Torhüter Björn Linda, dem das Tänzchen mit Fans nach dem Spiel zu gönnen war. Franz Fritzmeier wird weiter Konzentration und Disziplin einfordern. Wer gesehen hat, wie seine Mannschaft am Freitag zwischen der 30. Und 35. Minute den Bruder Leichtfuß gab, kann sich ausrechnen, dass er gut daran tut.

(kew)
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