Taekwondo „Ich will Gold holen“

Levent Tuncat hat sich für die Olympischen Spiele qualifiziert. Für Peking hat der 19-jährige Taekwondo-Kämpfer aus Hamborn ehrgeizige Ziele. Was ihm noch fehlt, ist ein Sponsor.

Die Reise in die USA hatte sich gelohnt. Levent Tuncat (19) und der nächste große Erfolg. Bei den US Open war der Hamborner Taekwondo-Kämpfer nicht zu stoppen. Der Titelgewinn machte wieder mal stolz. Die Nachwehen des Tripps in die Staaten: Auf dem langen Rückflug hat sich das Riesentalent eine Erkältung eingefangen. An Training war in den letzten Tagen kaum zu denken. Gestern stand der junge Mann mit dem großen Kämpferherzen aber wieder auf der Matte. In der Laarer Sporthalle gab's hohen Besuch. Ein ARD-Fernseh-Team drehte ein Porträt vom künftigen Olympia-Teilnehmer.

In der Jugend kickte er beim MSV und verblüffte die Zuschauer

Levent Tuncat zählt zu den talentiertesten und erfolgreichsten deutschen Taekwondo—Athleten. Dabei begann seine sportliche Karriere ganz woanders. In der Jugend des MSV Duisburg spielte er Fußball und verblüffte dabei die Zuschauer, als er versuchte, Bälle in Kopfhöhe mit dem Fuß anzunehmen. Durch Kung-Fu-Filme mit Jackie Chan stieg dann das Interesse am Taekwondo. Als Levent Tuncat im Alter von fünf Jahren das erste Mal ins Taekwondo-Center nach Laar kam, traute man dem damals schmächtigen Jungen zunächst wenig zu. Selbst Vater Ahmet, der ihn auf all seinen Wegen den Rücken stärkt, war zunächst skeptisch. Unbeeindruckt stellte Levent jedoch bereits beim ersten Training unter Beweis, über welche Qualitäten er verfügt. Trainer Cevdet Mutlu sprach von einem "Naturtalent". Ihm bereitete es eine Menge Freude, seinen Schützling zu trainieren und auszubilden. Und das teilweise auch zwei bis drei Mal am Tag.

Titel bei den US Open verteidigt

Doch die harte Arbeit lohnt sich. Der heute 19-Jährige ist zweifacher Europameister und zwölfmaliger deutscher Meister. Vor anderthalb Wochen konnte Levent den US Open-Titel durch den Finalsieg über den aktuellen Vizeweltmeister aus Thailand verteidigen.

Der bis jetzt jedoch größte Erfolg des jungen Hamborners gelang im letzten Jahr. Ende September konnte sich Levent beim Olympischen Welt-Qualifikationsturnier in Manchester für die Olympischen Spiele in Peking qualifizieren. Dort wird er Deutschland in der Gewichtsklasse 58 Kilogramm vertreten.

Verständnis in der Schule

Der im Barbara-Krankenhaus in Hamborn geborene und in Meiderich aufgewachsene Levent besucht nebenbei die zwölfte Klasse der Gesamtschule Meiderich. Dort zeigt man großes Verständnis für den Sport und ist stolz auf seinen längst bekannten Schüler, der in Peking nach den Sternen greifen möchte.

Nur selten kann Levent mit seinen Freunden etwas unternehmen. "Oft habe ich bis 16 Uhr Schule und muss dann sofort zum Training", sagt er. Für eine feste Freundin bleibt da auch keine Zeit. Das Ausnahmetalent hat einen kleinen Bruder (Ismail) und eine große, schon verheiratete Schwester (Funda), die ihn zusammen mit dem Rest der Familie so gut es geht unterstützen. Die Familie, so sagt er, sei ihm sehr wichtig.

Seine Ziele sind klar. Er will Weltmeister werden und sich mit vielen weiteren Titeln schmücken. Auf die Frage was er sich für Olympia ausrechnet, antwortet der sonst so bescheidene junge Mann selbstbewusst. "Ich fahre da nicht nur so hin. Ich will die Goldmedaille". Dass einer wie er noch ohne Gönner auskommen muss, ist bedauerlich. "Ein Sponsor fehlt uns noch zum ganzen Glück", sagt Vater Ahmet, der immer seinen PKW zur Verfügung stellen muss, wenn Levent zum Training muss.

(RP)
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