Fußball Haltestelle FC Hoffnung

Fußball · Seit Montag halten sich zahlreiche vertragslose Profi-Fußballer in der Sportschule Wedau fit. Unter der Leitung des Trainers Ralf Zumdick hoffen auch prominente Spieler darauf, dass Interesse der Vereine zu wecken.

 Vertragslos, aber dennoch gefragt: Der ehemalige Nationalspieler Christian Rahn hält sich in der Sportschule Wedau fit.

Vertragslos, aber dennoch gefragt: Der ehemalige Nationalspieler Christian Rahn hält sich in der Sportschule Wedau fit.

Foto: Archiv

Am 9. Mai 2002 gab Christian Rahn sein Debüt im Dress der deutschen Nationalmannschaft. Beim klaren 7:0-Erfolg der DFB-Auswahl gegen Kuwait stand der Linksverteidiger an der Seite von Oliver Kahn und Mirsolav Klose in der Startelf. Dem damals 23-Jährigen schienen die Türen in die Höhen der Fußballwelt weit geöffnet zu sein.

Heute, knapp zehn Jahre später, spricht die Realität eine nüchternere Sprache: Rahn weilt aktuell in der Sportschule Wedau. In einem Trainingscamp für vertragslose Profifußballer hält sich der gebürtige Hamburger fit und hofft, dass er das Interesse eines Vereins weckt. Zuletzt hatte der Linksfuß beim Aufsteiger Spvgg. Greuther Fürth gespielt. Der nach der vergangenen Saison auslaufende Vertrag wurde von den Kleeblättern nicht verlängert. Ein anderer Verein hat sich in der Sommerpause nicht gefunden. Die Konsequenz: Christian Rahn zog es zum Trainingscamp der Vereinigung der Vertragsfußballer (VdV) an die Wedau.

Ehemalige Nationalspieler am Ball

Gemeinsam mit Profis, denen ein ähnliches sportliches Schicksal widerfuhr, bereitet sich Rahn im Schatten der Schauinsland-Reisen-Arena auf die kommende Saison vor. "Wir sind wieder richtig gut besetzt. Das kennen wir ja schon aus den vergangenen Jahren. Neben Christian Rahn sind dieses Mal auch viele ehemalige Nationalspieler aus Afrika bei uns am Ball", spricht Ulf Baranowsky, VdV-Geschäftsführer, über die prominenten Gäste.

Angekommen auf den Trainingsplätzen der Sportschule Wedau könnte man fast meinen, man sei bei einem Profiverein. Der Tagesablauf unterscheidet sich nur geringfügig von denen der hiesigen Erst-, Zweit- und Drittligisten. Zwei Trainingseinheiten pro Tag — um 23 Uhr gehen Abends in den Zimmern der Sportler die Lichter aus. Das alles dürfte Christian Rahn, Bakary Diakité (ehemals Mainz 05 und Eintracht Frankfurt) und Jean-Francois Kornetzky (ehemals Karlsruher SC) bekannt vorkommen — von früheren, besseren Tagen.

Der einzige Unterschied: In der Sportschule Wedau spielt die Hoffnung die wohl tragendste Rolle. Die Hoffnung darauf, dass der Stop an der Haltestelle des Trainingscamps nur von kurzer Dauer ist. Die Aussichten darauf stehen nicht schlecht. Mit rund 80 Prozent vermittelten Spielern kann die Vereinigung der Vertragsfußballer in den letzten Jahren eine eindrucksvolle Bilanz vorweisen. "In diesem Jahr sieht es besonders gut aus, weil auch die Regionalligisten wieder einkaufen — dadurch, dass es wieder Absteiger gibt", erklärt Baranowsky zuversichtlich.

Bereits die zehnte Auflage

Das Camp feiert dieses Jahr Jubiläum. Bereits zum zehnten Mal wird vertragslosen Profis an der Wedau die Möglichkeit geboten, sich unter der Aufsicht von Trainer Ralf Zumdick (ehemals VfL Bochum) fit zu halten. Ulf Baranowsky weiß, warum sich das Trainingscamp bei den Profis einer so großen Beliebtheit erfreut: "Das hier ist eine professionelle Basis. Die Spieler sind voll versorgt und können zeigen, dass sie gut in Form sind."

Momentan befinden sich rund 40 Fußballer im Trainingscamp. "Aber das ändert sich wöchentlich", weiß Baranowsky. Das Kommen und Gehen an der Sportschule ist ein reges Treiben. Baranwosky wünscht sich zum Abschied seiner Spieler übrigens immer etwas ganz Besonderes: "Ich wünsche mir, dass wir uns nicht mehr wieder sehen werden. Dann haben die Spieler einen neuen Verein gefunden und wir wissen, dass wir alles richtig gemacht haben."

(tob)
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