Frauenfußball FCR reist angeschlagen zum HSV

"Ab in die Karpaten”. Was hierzulande als scherzhafte Aufforderung gilt, in entlegene Gegenden abzutauchen, wird für den Frauenfußball-Bundesligisten FCR 2001 Duisburg bald Wirklichkeit. Das Vorrundenturnier im UEFA-Cup, an dem die Duisburgerinnen erstmals teilnehmen, findet vom 9. bis 14. Oktober in Kalusch (Ukraine) statt. FCR-Trainerin Martina Voss wusste gestern nur, dass sich dieser Ort in den Karpaten, Nähe der polnischen Grenze, befindet.

Uefa-Cup in Kalusch

Damit hat sich doch noch ein Ausrichter für die Vorrunde gefunden. Naftokhimik Kalusch, Brönby Kopenhagen (Dänemark), Levante UD (Spanien) und der FCR spielen im Modus "Jeder gegen Jeden". Die beiden Erstplatzierten qualifizieren sich fürs Viertelfinale, das dann mit Hin- und Rückspielen in der üblichen Uefa-Wertung ausgetragen wird. Doch vor dem Ausflug in den europäischen Fußball steht erst einmal die Pflicht in der Bundesliga. Und dort führt der zweite Spieltag die Duisburgerinnen in den Norden zum Hamburger SV (morgen, elf Uhr).

Die Hamburgerinnen haben ihren Auftakt beim Aufsteiger USV Jena gewonnen und streben in diesem Jahr mit beachtlichen Verstärkungen den Sprung in die höheren Regionen der Frauen-Bundesliga an. Mittlerweile kickt dort die ehemalige Duisburgerin Patricia "Patti” Hanebeck, eine langjährige Leistungs- und Hoffnungsträgerin des FCR, die jedoch in ihrer Wirkung als Aufbauspielerin oft zu instabil war. Folgerichtig trennte sich der FCR von ihr.

Seit dieser Spielzeit kickt sie nun für den HSV, wo sie beim Auftaktspiel in Jena groß auftrumpfte und alle drei Treffer zum 3:2-Sieg erzielte. Auf sie sollte die FCR-Abwehr ihr besonderes Augenmerk richten, denn gegen ihre ehemaligen Kameradinnen dürfte "Patti” besonders motiviert sein.

Nach dem eher holprigen Saisonauftakt mit dem kargen 3:1-Sieg gegen Aufsteiger Herford hat die Mannschaft Besserung gelobt. Martina Voss hat unmissverständlich deutlich gemacht, dass sie mehr Agressivität, Pressing, Passgenauigkeit, vor allem aber mehr Leidenschaft erwartet. In erster Linie wurde unter der Woche auch Torschusstraining geübt.

Voss plagen Personalsorgen

Personell hat die Trainerin allerdings einige Probleme. Inka Grimgs ist mit einer Adduktorenverletzung ebenso angeschlagen wie Lira Bajramaj mit muskulären Problemen. Überhaupt leiden die vier Medaillengewinnerinnen der Olympischen Spiele von Peking noch unter den Anstrengungen von Olympia. Annike Krahn, gegen Herford nur auf der Bank, wird in Hamburg erstmals eingesetzt.

Das FCR-Team fährt schon heute in die Hansestadt und wird am Nachmittag Tribünengast beim Männer-Bundesligaspiel des HSV gegen Bayer Leverkusen sein. "Dabei wollen wir schon einmal hanseatische Atmosphäre schnuppern”, erhofft sich Martina Voss einen positiven Schub für das eigene Spiel.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort