Fußball FCR muss kleinere Brötchen backen

Schweren Zeiten sieht der Frauenfußball-Bundesligist FCR 2001 Duisburg entgegen. Nach dem Scheitern in der Champions League mit der 0:1-Niederlage in Potsdam (wie berichtet) ist auch das dritte Ziel der Saison 2010/2011 weggebrochen.

Siege im DFB-Pokal und in der Champions League sollten den ersehnten warmen Regen bringen, um den klammen Haushalt zu konsolidieren. Und die Hoffnung, in der kommenden Spielzeit an die finanziell lukrativen "Fleischtöpfe" der Champions League zu gelangen, sind nun Makulatur. Sowohl der "nur" dritte Platz in der Meisterschaft sowie das Ausscheiden im CL-Halbfinale versperren dem Team vorerst die weitere Teilnahme. Und auch für die kommende Bundesligaspielzeit stehen die Zeichen nicht unbedingt auf Zuversicht.

Dass der FCR seinen ohnehin nicht üppigen finanziellen Rahmen noch einmal herunterschrauben muss, wie Vorstandsvorsitzender Dieter Oster einräumt, lässt keine Verbesserungen in sportlicher Hinsicht erwarten. Ob die allein mit insgesamt sieben deutschen A-Nationalspielerinnen gespickte hochkarätige Truppe in dieser Besetzung gehalten werden kann, ist unter den gegebenen Voraussetzungen mehr als fraglich, von derzeit noch nichts zu sehenden teamverstärkenden Neuzugängen einmal ganz zu schweigen. Der letzte, an Torschlusspanik gemahnenden Akt des Vorstands, in der Schlussphase der Meisterschaft Trainerin Martina Voss-Tecklenburg zu beurlauben und Co-Trainer Marco Ketealaer in die Verantwortung zu nehmen, hat sich spätestens seit Sonntag Nachmittag als Flop erwiesen. Ohnehin war die Begründung, Druck von der Mannschaft nehmen zu wollen, von fadenscheiniger Durchschaubarkeit. Ketelaer, der das Trainingskonzept von Martina Voss-Tecklenburg mitgetragen hatte, war verständlicherweise damit überfordert, in den wenigen verbleibenden Wochen entscheidende Verbesserungen zu bewirken.

Das sieht auch die Ex-Trainerin so, die ihren Spielerinnen den Erfolg von Herzen gegönnt hätte, aber anderseits aus ihrem Herzen keine Mördergrube macht, dass sie über die Entscheidung des Vorstandes noch immer enttäuscht ist. Voss-Tecklenburg räumt ein, dass die Saison in sportlicher Hinsicht zwar nicht überragend, aber dennoch ordentlich verlaufen sei. Ohne sich selbstkritisch aus der Schusslinie zu nehmen, glaubt sie aber, dass insbesondere die "Hochkaräter" in der Mannschaft in Gedanken nicht immer beim Verein gewesen wären.

Erstmals seit drei Jahren wird der FCR nicht im internationalen Geschäft dabei sein. Und auch das Prädikat, neben Turbine Potsdam und dem 1. FFC Frankfurt zu den drei deutschen Ausnahmemannschaften im Frauenfußball zu gehören, muss der FCR jetzt bestätigen. Da bereits jetzt feststeht, dass Marco Ketelaer auch in der kommenden Saison Cheftrainer bleibt, ergibt sich für ihn die Chance, mit einer vielleicht verjüngten Mannschaft und hungrigen Nachwuchsspielerinnen einen Neuaufbau zu betreiben.

(RP)
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