Fußball Erfolg – eine Frage der Perspektive

Fußball · Die Fußballerinnen des FCR Duisburg blicken auf eine Bundesliga-Saison voller Höhen und Tiefen zurück. In der Winterpause lag das Team noch aussichtsreich auf Rang zwei. Mit dem abschließenden vierten Platz hat der FCR seine Vorgabe, nicht aber die Hoffnung auf einen Titel erfüllt.

Der FCR 2001 Duisburg hat die Spielzeit 2011/12 in der Fußball-Bundesliga der Frauen mit dem vierten Tabellenplatz abgeschlossen. Hinter dieser nackten Meldung verbirgt sich eine an Höhen und Tiefen reiche Saison, die Pessimisten wohl als enttäuschend bezeichnen würden. Denn sowohl Meisterschaft, Champions-League-Qualifikation wie auch der Pokalgewinn wurden verpasst. Dennoch zählt das Team nach wie vor unbestritten zu den besten deutschen Mannschaften. Zudem hat es seine Saisonvorgabe exakt erreicht.

Wenn einer Spitzenmannschaft zu Saisonbeginn gleich fünf Nationalspielerinnen nicht mehr zur Verfügung stehen – Torhüterin Uschi Holl, Sonja Fuss, Annemieke Kiesel, Femke Maes und wenig später auch die Integrationsfigur und überragende Torjägerin Inka Grings – können die Erwartungen verständlicher Weise nicht so hoch geschraubt werden. Diesem Umstand trugen der Vorsitzende Thomas Hückels und Cheftrainer Marco Ketelaer Rechnung, als sie einen Dreijahresplan ausgaben, in dem in dieser Saison lediglich der vierte Tabellenplatz anvisiert war. Als sich der FCR nach der Hinrunde auf Platz zwei mit Kontakt zu Spitzenreiter Turbine Potsdam und mit bis dahin recht stabilen Leistungen etabliert hatte, schien sogar mehr möglich. Zumal die Duisburgerinnen bis dahin beeindruckende Siege gefeiert hatten. So wurde bereits am fünften Spieltag der VfL Wolfsburg, aktueller Champions-League-Qualifikant, mit einer überragenden Leistung geschlagen. Es überwog der Optimismus für die zweite Hälfte der Saison.

Vergessen waren die schwachen Auftritte mit dem Remis bei der SG Essen-Schönebeck und der peinlichen Niederlage beim damaligen Schlusslicht SC 07 Bad Neuenahr. Doch da wurde schon deutlich, dass es der jungen Mannschaft weniger an spielerischer Klasse, sondern mehr an der Konstanz mangelte. Bis zum 15. Spieltag im März blieb der FCR auf dem zweiten Tabellenplatz, ehe ihn der VfL Wolfsburg nach dem 2:1-Heimsieg gegen die Duisburgerinnen ablöste und diese Position bis zum Saisonende nicht mehr abgab.

Die drei abschließenden Niederlagen bei Bayern München, gegen Turbine Potsdam und beim 1. FFC Frankfurt beendeten alle Träume des FCR, noch die Qualifikation zur Champions League erreichen zu können. Marco Ketelaer sah in seiner ersten kompletten Saison als Cheftrainer dennoch sehr viele positive Ansätze. "Nach dem Verlust wichtiger Spielerinnen war es nötig, Aufbauarbeit zu leisten, wobei die jungen Talente wie Mandy Islacker, Laura Neboli und Gülhiye Cengiz ihre Chancen genutzt haben und prächtig eingeschlagen sind." Dass angesichts des qualitativ dünnen Kaders letztlich nicht mehr als das Minimalziel Platz vier heraussprang, sieht Ketelaer einerseits in der mangelnden Erfahrung junger Spielerinnen begründet, wobei in der Schlussphase der Saison andererseits auch die physische Kraft ein wenig abhanden kam. Das gilt auch für das späte Scheitern im DFB-Pokal, in dem zumindest das Halbfinale erreicht wurde. Ketelaer ist dennoch insgesamt stolz auf seine Mannschaft, für die unter den gegebenen Umständen nicht mehr drin gewesen sei. Einen Ausblick auf die kommende Spielzeit verkniff sich der Trainer, wohlweislich, dass der Kader für die Saison 2012/13 noch nicht steht. Doch der Coach ist optimistisch, dass seine Leitfiguren Linda Bresonik, Annike Krahn und Kozue Ando auch in der kommenden Spielzeit das grün-weiße Trikot des FCR tragen.

Sportdirektor Claudio Marcone jedenfalls ist dabei, einen spielstarken Kader zusammen zu stellen. Wobei der neue Chef des Aufsichtsrates, Ferdi Seidelt, die Prioritäten darin sieht, finanziell die Balance zu halten, "damit wir auch in Zukunft auf dem Markt bleiben."

Ketelaer ist optimistisch: "Mir ist nicht bange davor, in der kommenden Spielzeit wieder oben mitzuspielen."

(RP)
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