Der Schlichter

Aufsichtsrats-Vorsitzender Artur Grzesiek glättete bei der MSV-Jahreshauptversammlung mehrfach die Wogen und hatte großen Anteil daran, dass die Tagung am Ende einen gesitteten Ausklang nahm.

Aufsichtsrats-Vorsitzender Artur Grzesiek durfte am Mittwochabend im vollbesetzten Saal des Centrums Westende für sich beanspruchen, der souveräne Schlichter gewesen zu sein bei einer teilweise ruppigen MSV-Jahreshauptversammlung. Der Sparkassen-Chef wird die Anerkennung für übertrieben halten, ein besonnener Vermittler gewesen zu sein. Allerdings hatte er in einer plötzlich aufgeheizten Atmosphäre beruhigende Worte der Sachlichkeit gefunden und deshalb eine Basis geschaffen, dass am Ende Friede-, Freude-Eierkuchen-Stimmung herrschte im überfüllten Saal mit an die 500 Mitgliedern.

In der Zeit der Sanierung eines maroden und fast todkranken Vereins sei es nur darum gegangen, ein hohes Maß an Risiko zu gehen oder Insolvenz anzumelden, so Grzesiek. Walter Hellmich habe sich für das Risiko entschieden und damit auch für den persönlichen Einsatz „von Millionen“. Der Bänker machte deutlich, dass nach der jahrelangen Phase der Sanierung nun die einer Konsolidierung eingeläutet sei, und: „Da befinden wir uns auf einem guten Weg.“ Trotz einiger Altlasten, die noch abgeräumt werden müssten. Aber das positive Ergebnis von 750 000 Euro Eigenkapital zum Ende der Geschäftsperiode zeige auf, dass durchaus Zuversicht angesagt sei.

Der Bankkaufmann war es auch, der die Situation im Kinder-und Jugendbereich beleuchtete, der die Basis sei für eine fundamental gute Zukunft. Die beiden neuen Kunstrasenplätze anstelle der Aschenplätze sind längst in der Planung und sollen realisiert werden. Damit würde sich das Trainingszentrum an der Westender Straße noch mehr zu einem Camp von absoluter Professionalität verbessern.

Dass es „Gift“ gab im Verlauf der Tagung, war zu erwarten. Walter Hellmich ist keiner, der mit klaren Worten hinter dem Berg hält, wenn er manchmal auch taktisch nicht der Klügste ist und sich schon mal der Emotion ergibt. Das Plakat in der Arena („Hellmich raus“) erzürnte den Mann. Dass er übers Ziel hinaus schoss und eine bestimmte Fan-Gruppe „Idioten“ nannte, die besser nach Oberhausen oder Essen gehen sollten, hallte in der Versammlung nach. Pfiffe gegen die eigene Mannschaft, wie beim Stuttgartspiel, treffen auch ihn ins Mark. Dass er manches besser machen könnte im Umgang mit den Fans, daran gibt’s keinen Zweifel. Er gelobte aber verbesserte Kommunikation. Der Mann mit Haken und Ösen polarisiert und ist anfechtbar – das ist seine Mentalität, und die ist nicht veränderbar. Dass Hellmich sehr viel für den Club geleistet hat, ist dagegen unbestritten. Die soliden Redner stellten das am Mittwoch auch besonders hervor.

(RP)
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