Hockey Dem Vater auf den Fersen

Hockey · Alica Wahl gehört zu den größten Hockey-Talenten des Club Raffelberg. Die 16-Jährige hat bereits elf Westdeutsche Meistertitel gewonnen. Ihre sportliche Zukunft sieht die Junioren-Nationalspielerin in Duisburg. Das Hockey-Gen liegt in der Familie.

Wer im Hockey mit seiner Mannschaft Westdeutscher Meister wird, bekommt als Erinnerung eine Ehrennadel angeheftet. Alica Wahl kennt dieses freudige Procedere nur allzu gut. Elf Mal kam die 16-jährige Hockeyspielerin des Club Raffelberg (CR) bisher schon in den goldigen Genuss. "Zwei Nadeln muss ich auf jeden Fall noch gewinnen, besser wären drei", erzählt die hoch veranlagte Mittelfeldspielerin und klärt die aufsteigenden Fragezeichen umgehend auf: "Ich will nach der Jugend mehr Nadeln haben als mein Vater."

Noch sechs Gelegenheiten

Papa Joachim zählte in seiner Karriere, die er auch beim CR verbrachte, ebenfalls zu den Könnern im Umgang mit dem Krummstock, heimste 13 Westdeutsche Meisterschaften und die zugehörigen Nadeln ein. Nun sitzt ihm sein Töchterchen im Nacken. Sechs Gelegenheiten bekommt Alica noch, ehe sie in den Seniorenbereich wechselt. Und die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihren Vater als Spitzenreiter ablöst, ist sehr groß. Schließlich zählt die Zehntklässlerin, die das Mülheimer Karl-Ziegler-Gymnasium besucht, zu den größten weiblichen Talenten im deutschen Hockeysport. Neben den Erfolgen bei den "Westdeutschen" konnte Alica auch schon bei den Deutschen Meisterschaften einen kompletten Medaillensatz einheimsen: Gold, Silber, Bronze.

Das Hockey-Gen liegt in der Familie. Schon Großvater Wilhelm Wahl wusste in seiner aktiven Zeit, wie man mit dem Hartgummiball umgeht. Das Familienoberhaupt durfte sich einst auch Deutscher Meister nennen. Doch damit nicht genug. Mütterlicherseits hat der Hockeysport ebenfalls eine lange Tradition. Auch Alicas Mutter Nathalie, die ihren Mann "Jo" natürlich beim Hockey kennenlernte, und Großmutter Ingrid Reifschläger gaben auf dem Feld und in der Halle eine mehr als gute Figur ab.

Heute sind noch drei Mitglieder der Familie sportlich aktiv. Lars Reifschläger, der Onkel von Alica, ist Torjäger des Club Raffelberg II in der 1. Verbandsliga. Sein Neffe, Alicas Bruder Nils, spielt bei den Grün-Schwarzen ebenfalls in der zweiten Mannschaft.

An das Talent vom "Familien-Küken" reichen die Beiden nicht heran. Alica Wahl ist seit dieser Saison Nationalspielerin. Bereits sechs Mal lief sie mittlerweile für die deutsche U16-Nationalmannschaft auf und erntete vom Bundestrainer durchweg positive Kritiken: "Das war wirklich ein tolles Gefühl. Wenn die Nationalhymne gespielt wird, bekommst du schon eine Gänsehaut", erklärt die Mittelfeldspielerin. Mit der weiblichen Jugend B des Club Raffelberg möchte Alica in diesem Jahr Deutscher Meister werden. "Ich denke, dass wir gute Chancen haben. Allerdings müssen wir da im Team zusammen halten und alles abrufen", sagt die sympathische Raffelbergerin, die sich auch künftig am Kalkweg sieht: "Ich würde sehr gerne auch in Zukunft hier spielen. Es ist sehr schade, dass die Damen jetzt nicht in die Zweite Bundesliga aufgestiegen sind", erklärt Alica, die eine absolute Teamplayerin ist: "Ich könnte nie einen Einzelsport betreiben. Ich finde es toll, gemeinsam in einer Mannschaft etwas zu erreichen. Das macht viel mehr Spaß."

Bis zum Eintritt in den Erwachsenenbereich dauert es aber noch seine Zeit. Bis dahin will sich die selbstkritische Spielerin noch verbessern: "Ich muss vom Kopf her stärker werden. Ich lasse mich auf dem Platz schnell runterziehen. Und in Sachen Sprint muss ich noch nachlegen", erklärt Alica, die technisch sehr versiert ist, wie auch Trainerin Susi Wollschläger findet: "Eine Spielerin wie Alica wünscht man sich in jeder Mannschaft. Sie gibt immer hundert Prozent und hängt sich voll rein. Leider hat sie aber schon einige Verletzungen gehabt. Ich hoffe, dass sie da in Zukunft verschont bleibt, dann hat sich auch beim DHB sehr gute Chancen."

Nur der Montag ist Hockey-frei

Zeit für andere Hobbies bleibt bei all' dem Elan für den Sport kaum. Mit Ausnahme von montags steht Alica fast täglich auf dem Platz. Drei Mal mit dem Stock, einmal Athletiktraining und an den Wochenenden Meisterschaftsspiele — der Terminplan ist voller Hockey. Und wenn mal nicht, dann steht Freund Marcel hoch im Kurs: "Er spielt Fußball im Verein, aber ich habe ihm im Garten mal einen Schläger in die Hand gedrückt. Er hat sich ganz gut angestellt", flachst Alica, die gefühlt schon "immer" Hockey spielt. Ihre ersten Trainerinnen im Club Raffelberg waren damals die Bundesliga-Spielerinnen Julia Junk und Simone Teichelkamp. "Ich kam an dem Sport einfach nicht vorbei. Hockey gehört einfach zu unserer Familie dazu. Und das ist auch gut so", sagt die 16-Jährige.

(knue)
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