Duisburg Spieltrieb: Stück über Zweiten Weltkrieg

Duisburg · Es leben nicht mehr viele Zeitzeugen, die den Zweiten Weltkrieg selbst erlebt haben. Und wer nach 1970 geboren ist, für den ist Krieg ein abstrakter und ferner Begriff. 70 Jahre nach Kriegsbeginn hat sich nun der "Spieltrieb"-Jugendclub im Theater Duisburg des Themas angenommen. Aus Interviews mit Zeitzeugen entwickelten die jugendlichen Schauspieler zusammen mit dem selbst erst 30 Jahre jungen Regisseur Boris Mercelot den gut einstündigen Abend "Und von jetzt an wird Bombe mit Bombe vergolten".

Der umfangreiche Titel ist ein Zitat von Adolf Hitler, der in seiner Rede vor dem Reichstag am 1. September 1939 (fälschlich) behauptete: "Polen hat heute Nacht zum ersten Mal auf unserem eigenen Territorium auch mit bereits regulären Soldaten geschossen. Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurück geschossen! Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten!"

"Das ist ein Abend, der weniger mit dem Wort arbeitet als vielmehr mit Atmosphäre", erklärte "Spieltrieb"-Chef Michael Steindl jetzt gegenüber der Presse. "Es ist eine bunkerähnliche Situation, die Figuren tauschen Geschichten aus", ergänzte Boris Mercelot. Das Foyer III im Theater, wo man ja bis auf den heutigen Tag noch hautnah sehen kann, wie das Haus am 22. Dezember 1942 zerbombt wurde, spielt dabei natürlich als Raum mit.

Drei der jungen Mitwirkenden schilderten jetzt ihre Erfahrungen mit diesem Projekt. "Man wird ganz anders sensibiliert für Krieg, man schaltet jetzt im Fernsehen nicht mehr weg, wenn es darum geht" erklärte Christina Kleine-Brüggeney. Wenn Janine Fait von der Probe kommt und sich mit ihren Freunden trifft, sagten die zuerst: ach, die schon wieder mit ihrem Krieg. "Aber mittlerweile sind sie ganz wild darauf und fragen immer, na, was gibt's Neues vom Krieg." Der Probenprozess sei "sehr, sehr intensiv" gewesen und es habe viele Tränen gegeben, berichtete Steffen Köhler. Und sein Gesprächspartner habe zuerst gesagt, er habe während des Krieges ein schönes Leben gehabt. Später stellte sich heraus, dass er desertiert und deshalb ständig auf der Flucht durch ganz Deutschland war.

"Es geht nicht um Wertung, sondern um Dokumentation. Auch während eines Krieges hat das Leben viele Facetten", fasst der Regisseur die Zielrichtung der Produktion zusammen.

Die Premiere ist am Donnerstag, 5. November, 20 Uhr, im Foyer III des Stadttheater. Weitere Termine in diesem Monat am 6., 11., 13. 15., 20. und 21 November. Der Eintritt kostet neun, ermäßigt fünf Euro. Karteninfo unter Tel. 0203 / 3009 100.

(RP)
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