Duisburg Spieltrieb: Internet auf die Bühne gebracht

Duisburg · Kann man das Internet auf die Bühne bringen? "User", die jüngste Eigenproduktion des "Spieltrieb"-Jugendclubs im Theater Duisburg, beweist jetzt, dass es geht.

Die Zitate von Google-Chef Eric Schmidt im vorzüglichen Programmheft sagen eigentlich schon alles: "Wenn es etwas gibt, von dem sie nicht wollen, dass es irgend jemand erfährt, sollten sie es vielleicht ohnehin nicht tun" und vor allem "Durch das Internet kann man mittlerweile hören und lesen, was die Menschen denken und muss keine Vermutungen mehr darüber anstellen". Aber bei "User" geht es nicht nur um den gläsernen Menschen – es geht um die jetzt erwachsen werdende Generation, die sich ein Leben ohne Internet und mit den herkömmlichen Begriffen von Privatsphäre nicht mehr vorstellen kann.

Die Vorteile liegen auf der Hand, doch die Schattenseiten sind hier in erschreckender Deutlichkeit zu erleben. Sarkastische Bemerkungen, ja sogar unflätige (und daher nicht zitierfähige) Beschimpfungen der anderen sind an der Tagesordnung. Mobbing aus der scheinbaren digitalen Deckung heraus erscheint als der Normalfall.

Das wäre ein sozialer GAU, hätten die Regisseure Boris Mercelot und Damian Gorczany das hier nicht mit ironisch leichter Hand hingelegt. Und die wunderbaren jungen Darsteller Christina Ettwig, Julian Radtke, Melena Roß, Nikolai Panitschewski, Steffen Köhler und Veronika Tietz legen sehr persönlich die verletzliche Innenseite unter der coolen und abgebrühten Internet-Fassade offen.

Das ist sehenswert. Wir wollen daher noch nicht alles verraten, auch nicht, wie witzig die Figuren am Ende aus der Rolle fallen. Denn es gibt noch weitere Vorstellungen am 7., 9., 11., 12., 17. und 19. November, jeweils um 20 Uhr im Foyer III im Theater.

Karten gibt es zum Einheitspreis von neun Euro. Vorbestellung unter Telefon (0203) 3009-100.

(RP)
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