Duisburg Sorgensäulen und der Puls der Lebenswege

Duisburg · Hochheide Der Tag der Ausstellung "Lebenswege" an der Erich-Kästner-Gesamtschule war gut gewählt, denn es herrschte Aufbruchsstimmung am Mittwochabend. Wenige Minuten vor der Eröffnung hatten 140 Schüler festlich gekleidet ihr Zeugnis entgegen genommen. Mit noch einmal mindestens doppelt so vielen Eltern, Freunden und Verwandten kamen knapp 500 Betrachter der "Lebenswege"-Kunstwerke zusammen

 Bei der Abschlussfeier der zehnten Klassen präsentierte die Erich-Kästner-Gesamtschule die Ergebnisse des Kunstprojekts "Lebenswege".

Bei der Abschlussfeier der zehnten Klassen präsentierte die Erich-Kästner-Gesamtschule die Ergebnisse des Kunstprojekts "Lebenswege".

Foto: Probst

In der festlichen Stimmung passierte direkt zu Beginn ein Malheur. Eine Stein-Skulptur, deren "Zukunftsdach" auf vier "Sorgensäulen" (Hass, Eifersucht, Trauer, Wut) stand, ging zu Bruch, als jemand, vermutlich leicht beschwipst auf hohen Hacken, dagegen stolperte. Allerdings betätigte sich der flüchtige Rempler unfreiwillig als Künstler: Die zerborstene Version wirkte neben einem identischen, noch intakten Zwilling wie gewollt.

Container symbolisiert Industrie

Eigentlich sollte die Kunst der Jugendlichen ganz plastisch einen Weg bilden, und zwar von der Schule bis zum Sponsor Sachtleben, etwa einen Kilometer entfernt. Das schlechte Wetter durchkreuzte diese ambitionierten Pläne. So symbolisierte nun ein großer Container auf dem Schulhof, ähnlich einem Baustellenbüro, die Industrie und beherbergte ganz besonders gelungene Arbeiten.

Unter anderem war da eine digital bearbeitete Fotoreihe von Simon Joh, der die Sachtleben-Eisenbahntrassen aus unterschiedlichen Blickwinkeln aufgenommen und am Computer Schallwellen in unterschiedlichen Zick-Zack-Mustern eingefügt hatte. Oft sehen die Wellen aus wie die gleichmäßigen Sinuskurven eines Herzfrequenzmessers und wabern entlang der Schienen, als würden sie unhörbare Schwingungen abbilden. Ein Puls des Wandels, Fortschritts und auch des Verlassens, denn oft schweift Johs Kamera in die Ferne.

Zehnjährige Kooperation

Bald schon sollen Skulpturen den etwa einen Kilometer langen Weg von der Schule durch die Rheinpreußensiedlung bis zum Tor von Sachtleben säumen. Sie sollen eine Verbindung zwischen Schule und Arbeitsplatz schaffen. In der inzwischen zehnjährigen Kooperation haben laut Axel Markens von Sachtleben etwa 25 Absolventen der Erich-Kästner-Gesamtschule den Sprung in die Sachtlebenausbildung geschafft. "Aber das ist auch gar nicht das Ziel", erklärte Markens. "Es geht uns nicht in erster Linie darum, die Schüler in unsere Ausbildung zu bekommen. Wir bieten mehr eine Orientierung. Und wenn die Schüler dann woanders landen, dann ist das auch klasse".

(son)
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