Duisburg Solide und solitär

Duisburg · Das Forum kommt, doch die Fassade der Bergisch-Märkischen Bank weicht nicht. Bauleiter Jan Stapelmann hat die Aufgabe, das Denkmal in das neue Einkaufszentrum zu integrieren. Das ist aufwändig und kostet gut 70 000 Euro.

Noch ragt die Sandsteinfassade an der Claubergstraße einsam 15 Meter in die Höhe. Doch die Stahlträger des Forums rücken immer näher. Bald wird die Fassade im Stile der italienisch beeinflussten Neorenaissance aus dem Jahr 1900 Teil des Einkaufszentrums sein, das in der Innenstadt entsteht.

Die Front des ehemaligen Bankgebäudes zu erhalten, wurde dem Bauentwickler Multi-Development zur Auflage gemacht – eine Herausforderung und ein Kostenfaktor für das Unternehmen. Bauleiter Jan Stapelmann gibt zu: „Kein kostenbewusstes Bauunternehmen schreit hurra, wenn es ein Denkmal einplanen muss.“

Wie ein Pudding

Aber auch er findet, dass es durchaus eine hübsche, erhaltenswerte Fassade ist. Ganz im Sinne der Bergisch-Märkischen Bank sollte sie Solidität und Vertrauenswürdigkeit vermitteln. Mit der Solidität ist das heute so eine Sache. Das Mauerwerk ist relativ brüchig, weshalb die Fenster zugemauert werden mussten. Dann wurde die Fassade von dem anscheinend nicht schützenswerten Gebäude abgestemmt – mit Presslufthämmern. Beim Abriss hätten Erschütterungen hätten Stuck und Steine beschädigen können. Neben Wind sind genau diese Vibrationen das große Problem. Denn unweit führt die Baustelleneinfahrt vorbei. Tonnenschwere Lkw verkehren hier täglich. „Deshalb haben wir Spannstähle angebracht, damit die Wand nicht wie Pudding auseinanderläuft“, erklärt Stapelmann. Abgestützt wird das Denkmal durch ein Stahlgerüst auf einem Betonsockel. Zusätzlich hat Stapelmann ein keilförmiges Fundament aus Zementsuspension spritzen lassen. Hinter der Fassade nämlich tut sich die neun Meter tiefe Baugrube auf. Drei Statiker haben an dem Denkmal gerechnet. „Das hält“, sagt Jan Stapelmann. Dafür hat Multi-Development gut 70 000 Euro investiert.

Eine reizvolle Aufgabe

Der 33-jährige Bauingenieur empfindet tatsächlich einen gewissen Reiz an der 18 Meter breiten Fassade. „Diese Art Denkmalschutz ist eine komplexe Aufgabe, die man so nicht auf der Uni lernt. Das ist schon aufwändig, aber auch hoch interessant.“

Wenn die neuen Wände des Forums die Neorenaissance-Fassade erreicht haben und mit ihr verankert sind, wird es wieder so aussehen, als stehe das alte Bankgebäude allein. Denn die Außenwand des Forums nimmt dessen Stilelemente nicht auf. „Die Bergisch-Märkische Bank wird als Unikat erhalten“, macht der Bauleiter klar.

Früher wandelte hinter den oberen Fenstern der Bankdirektor in seinem Wohnzimmer. Bald stehen dort Modepuppen von C&A.

(RP)
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