Duisburg Sören Link drückt auf die Tube

Duisburg · Auch wenn er erst am Mittwoch als neuer Oberbürgermeister vereidigt wird, setzt der 36-Jährige bereits Akzente. Dass am Mittwoch die Krieger-Pläne im Rat beschlossen werden, sieht er zum Beispiel nicht.

 Der neu gewählte Oberbürgermeister Sören Link vor der Eingangstür seines neuen Arbeitsplatzes. Der Sozialdemokrat hat sich gleich zum Start in seinem neuen Amt viel vorgenommen.

Der neu gewählte Oberbürgermeister Sören Link vor der Eingangstür seines neuen Arbeitsplatzes. Der Sozialdemokrat hat sich gleich zum Start in seinem neuen Amt viel vorgenommen.

Foto: Ralf Hohl

Gerade als er gestern Mittag über die Kreuzung an der Steinschen Gasse gehen will, fährt ein Wagen des städtischen Ordnungsdienstes vorbei. Aus dem heruntergelassenen Fenster auf der Beifahrerseite ruft ein städtischer Mitarbeiter quer über die Straße: "Hallo, Herr Oberbürgermeister."

Sören Link lacht verlegen. An diese Begrüßung muss er sich wohl erst noch gewöhnen. Aber seit seiner Wahl sind ja auch noch nicht einmal 24 Stunden vergangen. Noch trägt er zum dunklen Jackett eine Jeans. Ab Mittwoch wird er wohl vermehrt zum edleren Zwirn greifen müssen, aus seiner Zeit als Landtagsabgeordneter im Kleiderschrank reichlich vorhanden. Dann stehen seine Vereidigung und der offizielle "Antrittsbesuch" bei seinen künftigen direkten Mitarbeitern an. Auch seine neuen Arbeitsräume will er sich anschauen, "denn ich bin noch nie im OB-Büro gewesen." Er wisse darum auch noch nicht, wie er sich einrichten will. "Hauptsache zweckmäßig!"

Nach der Vereidigung muss er am Nachmittag gleich eine sehr wichtige Ratssitzung leiten, in der es um die Bebauungspläne für die Möbelzentren von Ostermann (Meiderich) und Krieger (Duisburger Freiheit) geht. Vorher will er auf jeden Fall versuchen, noch mit den Hinterbliebenen der Loveparade-Opfer zu reden, die für eine Gedenkstätte am Unglücksort kämpfen und wie berichtet befürchten, abgedrängt zu werden. Dass am Mittwoch über den Bebauungsplanentwurf für das Krieger-Möbelzentrum entschieden wird, sieht Sören Link darum nicht. "Ich halte es für meine Pflicht, bei diesem Thema sehr sensibel zu agieren", sagt er.

Sensibilität ist vielleicht auch angebracht, wenn Sören Link mit der Bezirksregierung spricht. Seit wenigen Tagen liegt der Haushaltsentwurf der Stadt der Kommunalaufsicht zur Beurteilung vor. Sören Link will so schnell wie möglich wissen, ob sie noch Erklärungsbedarf hat oder Grund zur Nachbesserung sieht. "Denn wir brauchen einen genehmigten Haushalt, um schnell wieder handlungsfähig zu werden", so der 36-Jährige. Wichtig sei dies zum Beispiel für die Abgangsschüler des Jahrgangs 2013. Deren Bewerbungen werden jetzt nach und nach im Rathaus eingehen. Und Sören Link würde schon sehr gerne wissen, für wie viele junge Leute er Lehrstellen bereithalten kann. Seit seiner Nominierung im März hat der 36-Jährige alle Chancen genutzt, "um mich in die lokalen Themen einzuarbeiten". Dazu gehört auch, sich Gedanken über sein Team im Rathaus zu machen. Sollte es zu Neubesetzungen kommen, "dann werde ich erst mit den Beteiligten reden."

Arbeitsumfeld anders aufstellen

Zudem seien Veränderungen im größeren Umfang schon aus finanziellen Gründen ausgeschlossen, "Aber dass ich mein Arbeitsumfeld personell anders aufstelle und mir einige Leute hole, denen ich absolut vertrauen kann, das wird mir wohl jeder zugestehen." Allerdings plane er nicht (was in Internetforen bereits behauptet wird), seinen Parteifreund, den ehemaligen Rechtsdezernenten Jürgen C. Brandt, wieder ins Rathaus zurückzuholen.

Wenn ihn gestern bei aller Freude über seinen deutlichen Wahlsieg eines nachdenklich stimmte, dann die niedrige Wahlbeteiligung am Sonntag. "Da hat mich erschreckt und betroffen gemacht. Und ich kann mir das auch nicht erklären." Sollte der Grund gewesen sein, dass die Wähler ihm diese schwierige Aufgabe nicht zutrauen, "dann werde ich sie so schnell wie möglich mit guter Arbeit vom Gegenteil überzeugen."

(RP)
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