Stadtwerke-Sommerkino Mit Lachen das Gehirn öffnen

Duisburg · Mit der hintersinnigen Beziehungskomödie „Der Vorname“ bleibt das diesjährige Sommerkino im Landschaftspark in der Erfolgsspur. Regisseur Sönke Wortmann und Schauspieler Christoph Maria Herbst waren Gäste der Vorstellung.

 Sommerkino-Veranstalter Kai Gottlob (M.) im Gespräch mit Regisseur Sönke Wortmann (l.) und Schauspieler Christoph Maria Herbst.

Sommerkino-Veranstalter Kai Gottlob (M.) im Gespräch mit Regisseur Sönke Wortmann (l.) und Schauspieler Christoph Maria Herbst.

Foto: Thomas Berns

„Was sich liebt, das neckt sich“, heißt es im Volksmund. Doch was passiert, wenn in einer vermeintlich netten Familienrunde, bestehend aus Ehemann (Stephan Berger, gespielt von Christoph Maria Herbst) und Ehefrau (Elisabeth Berger-Böttcher/Caroline Peters), deren Schwiegermutter beziehungsweise Mutter (Dorothea Böttcher/Iris Berben), dem Freund der Familie (René König/Justus von Dohnányi), der zugleich Liebhaber der Mutter ist, sowie dem Bruder der Ehefrau (Thomas Böttcher/Florian David Fitz) und dessen schwangerer Frau (Anna Böttcher/Janina Uhse), wenn also in diesem Beziehungsgeflecht der werdende Vater verkündet, dass sein künftiger Sohn Adolf heißen soll? Dann ist Schluss mit lustig.

Nicht so aber beim Publikum des Kinofilms „Der Vorname“, der am Sonntag im total ausverkauften Sommerkino im Landschaftspark Duisburg-Nord zu sehen war und für ein vorzügliches Kinovergnügen mit Hintersinn sorgte. Nur gut, dass Kinofest-Leiter Kai Gottlob, den Film am 4. August an gleicher Stelle nochmals zeigen wird.

Das gehe doch gar nicht, sagt Stephan in dem treffsicher geschriebenen und inszenierten Dialog- und Ensemblestück mit Kammerspielcharakter zu seinem Schwager, ein Kind mit dem Namen Adolf Hitlers auszustatten, dem größten Massenmörder in der Menschheitsgeschichte. Doch, entgegnet ihm Thomas, seinem Adolf Böttcher würde damit die politische Mission förmlich in die Wiege gelegt werden, um den Mythos dieses Namens und den Hype um Hitler zu zerstören. Was im Film dann folgt ist ein Schlachtfeld nach dem Motto „Jeder gegen Jeden“ und/oder „Alle gegen Einen“. Erinnerungen an frühere literarische Vorlagen werden wach, ob „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ (Edward Albee) oder „Der Gott des Gemetzels“ (Yasmina Reza).

„Beim Lachen“, sagte einst die italienische Theatermacherin Franca Rame (1929-2013) und Ehefrau von Literatur-Nobelpreisträger Dario Fo (1926-2016), „öffnet sich nicht nur der Mund, sondern auch das Gehirn.“ In diesem Sinne haben die beiden mit vielen ihrer Bühnenstücke, die zumeist der Tradition der Commedia dell‘arte folgten, das „Lachen zu einer Waffe der Entlarvung“ gemacht. Dass derartiges auch das Medium Film kann, stellt „Der Vorname“ nun bestens unter Beweis.

Der im Oktober vergangenen Jahres in Deutschland ungemein erfolgreich gestartete Kinofilm basiert allerdings eben auch auf einer Theatervorlage, die unter dem französischen Titel „Le Prénom“ 2010 in Paris uraufgeführt wurde. Wegen des großen Erfolges dort hat das Autorenduo Matthieu Delaporte und Alexandre Patellière das Stück dann als Drehbuch umgeschrieben und 2012 unter demselben Namen verfilmt. Auch die Verfilmung des Stoffes fand in Frankreich großen Anklang.

Anders dagegen in Deutschland: Während das Theaterstück hierzulande (die Deutsche Erstaufführung fand im Jahr 2011 am Hamburger Schauspielhaus statt) noch mit vergleichbarem Erfolg gespielt wurde (und weiterhin wird), war die Filmversion in Kino-Deutschland ein Besucher-Flop.

Das änderte sich, als Sönke Wortmann („Der bewegte Mann“, „Das Wunder von Bern“), der in beiden Genres, Film und Theater, gleichermaßen zu Hause ist, das Zepter in die Hand nahm. Zusammen mit dem Drehbuchautor Claudius Pläging schaffte er eine „germanisierte Fassung“ mit „großer gesellschaftspolitischer Dimension“, wie es der Schauspieler Christoph Maria Herbst am Sonntag vor der Filmvorführung im Landschaftspark formulierte. Als Gesprächspartner von Kai Gottlob war zunächst nur Wortmann angekündigt, dann aber gesellte sich Herbst als Überraschungsgast dazu und eroberte mit dem Spruch (bezogen auf das Sommerkino) „Wie abgefahren ist das denn hier“ prompt die Gunst des Publikums.

Die blieb auch bis Filmende und galt dem gesamten Ensemble. Was folgte, war ein langer, sehr langer Beifall, der den Sommerkino-Streifen bis weit in den Abspann hinein begleitete.

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