Duisburg So vergiftet ist das Hafen-Areal

Duisburg · Das Duisburger Umweltamt hat die Bezirksvertreter über das bisher bekannte Ausmaß der Schadstoffbelastung am Rheinpreußenhafen aufgeklärt und Alternativen genannt, wie man das Problem angehen könnte. Fest steht: Welchen Weg man auch wählt – er ist aufwändig und langwierig.

 Blick auf das Tanklager von Sasol am Rheinpreußenhafen: Die Deutsche Steinkohle AG hat die verunreinigte obere Bodenschicht abgetragen und die Fläche mit Sand abgedeckt.

Blick auf das Tanklager von Sasol am Rheinpreußenhafen: Die Deutsche Steinkohle AG hat die verunreinigte obere Bodenschicht abgetragen und die Fläche mit Sand abgedeckt.

Foto: Ralf Hohl

Homberg Wer dieser Tage am Rheinpreußenhafen spazieren geht, stellt fest, dass das Gelände nördlich des Hafenbeckens mit Sand abgedeckt wurde. Veranlasst hat dies die Deutsche Steinkohle AG, die die Fläche bis 1998 als Lager für die nationale Kohlereserve genutzt hatte. Das Unternehmen hat die durch die Kohlelagerung verunreinigten oberen Bodenschichten abtragen, entsorgen und die entsprechenden Stellen mit sauberem Sand abdecken lassen. "Menschen können da jetzt gefahrenlos umher gehen", erklärte Sven Westerkofsky vom Amt für Umwelt und Grün in der Sitzung der Bezirksvertretung Homberg / Ruhrort / Baerl. Er sagte aber auch, dass das Gelände zum Beispiel nicht als Spielfläche für Kinder geeignet sei.

Krebserregende Substanzen

Die obere Schicht mag jetzt zwar frei von Schadstoffen sein, aber darunter sieht es nach wie vor ganz anders aus. Bei Bohrungen an verschiedenen Stellen ist man auf Asche, Schlacke, Bergmaterial und Bauschuttreste gestoßen, die dort wohl in den Jahren 1914 bis 1928 verschüttet worden waren. Hinzu kamen noch Abbruchabfälle aus den ehemaligen Kokereien Rheinpreußen und Moers.

Laut Westerkofsky enthalten diese Abfälle gesundheitsschädliche Substanzen wie Benzol, Toluol, Ethylbenzol und Xylole (BTEX). Sie können Leber- und chronische Nervenschäden verursachen; Benzol ist zusätzlich krebserregend. Nachgewiesen wurden auch die als krebserregend geltenden so genannten Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) sowie Schwermetalle. "Dort liegen Schadstoffe in nicht unerheblichem Maße", betonte er – und das über die gesamte 195 000 Quadratmeter große Fläche verteilt und in bis zu 16 Metern Tiefe.

Auch im Grundwasser wurden Spuren der Schadstoffe BTEX und PAK gefunden. "Das stellt für den Menschen jedoch keine Gefahr dar", so der Fachmann. Davon könne nichts ins Trinkwasser gelangen. Trotzdem müsse etwas getan werden, und die Stadt sei auch schon aktiv geworden, erklärte Westerkofsky.

Warum erst jetzt?, mögen sich da viele fragen. Nun, bis vor gut drei Wochen stand die Fläche wegen der einstigen nationalen Kohlereserve dort noch unter Bergaufsicht. Zuständige Behörde für Altlasten und bodenschutzrechtliche Belange war die Bezirksregierung Arnsberg. Erst am 19. Mai wurde die Bergaufsicht offiziell beendet. Erst seitdem liegt das Ganze im Zuständigkeitsbereich der Stadt Duisburg – und die hat auch schon Kontakt zu den Eigentümern des Grundstücks aufgenommen.

Derzeitige Eigentümerin ist das Meerbecker Unternehmen Sasol. Verantwortlich für die Beseitigung der Altlasten auf dem Gelände ist aber die Voreigentümerin: die RWE Dea AG. Sasol und RWE Dea hatten das in ihrem Kaufvertrag so festgelegt. "Wir haben die RWE Dea aufgefordert, weitere Untersuchungen durchzuführen und ein Sanierungskonzept zu entwickeln", erläuterte Westerkofsky.

Infrage käme eine hydrauliche Sanierung: Dabei würden an verschiedenen Stellen Brunnen gebohrt, durch die das verunreinigte Wasser gefördert, gefiltert und anschließend ins Hafenbecken geleitet würde. Das klingt gut, kann aber nach Einschätzung des Experten gut und gerne 100 Jahre dauern. Schließlich gelangen immer wieder Schadstoffe ins Grundwasser.

"Immenser logistischer Aufwand"

Eine von mehreren weiteren Möglichkeiten wäre auch der Totalaushub des gesamten verunreinigten Materials. Das heißt: Man würde das komplette kontaminierte Material abtragen. Das sei zwar technisch möglich, so Westerkofsky, würde aber Millionen kosten und wäre ein "immenser logistischer Aufwand". Denn der gesamte Aushub müsste auf Lkw verladen werden, die dann mindestens zwei Jahre lang durch die Wohngebiete rollen würden. Hinzu kommt noch: Wenn der Boden ausgehoben wird, gelangen die Schadstoffe auch an die Luft. Und zumindest die ist am Rheinpreußenhafen bisher noch unbelastet.

(RP)
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