Duisburg So schwer wie ein Paket Mehl

Duisburg · Sechs lange schulfreie Wochen liegen hinter unseren Tier-Partnern, den Schülern der Astrid-Lindgren-Schule. Bei einigen wurde die Sehnsucht während der Sommerferien so groß, dass sie ihr strubbeliges Orang-Utan-Baby auf eigene Faust besuchten.

Auf einem kleinen schmalen Kistchen unter der Tafel liegt ein Paket Dinkel-Mehl, daneben hockt eine gut frisierte Puppe mit braunen Zöpfen. Die hat zwar in keinster Weise Ähnlichkeit mit Cili, dem rothaarigen, immer etwas strubbeligen Orang-Utan-Baby aus dem Duisburger Zoo, trotzdem erinnert sie seine offiziellen Tier-Partner — die Mädchen und Jungen der Klasse 4a der Duisserner Astrid-Lindgren-Grundschule — auf den ersten Blick daran, wie groß ihr Affenkind während der Sommerferien geworden ist. Ungefähr 40 bis 45 Zentimeter misst das winzige Fellknäuel mittlerweile. Davon haben sich die Grundschüler gleich nach Schulbeginn höchstpersönlich bei einem Besuch im Affenhaus überzeugt. Die Packung Mehl bringt in etwa so viel auf die Waage, wie die "Kleine Hübsche" momentan wiegt: ein gutes Kilo, grob geschätzt. Vor rund acht Wochen, also kurz vor den Sommerferien, waren es noch ein paar Gramm weniger.

Den Cili-Paten ist das natürlich aufgefallen. Immerhin waren einige sogar in den Ferien, also quasi privat, zu Besuch bei den Borneo-Organs, um nach dem Rechten zu schauen: Natalie zum Beispiel mit ihren Eltern und Paula ganz alleine mit ihrer Cousine. Schließlich ist es ein schönes Gefühl, zuzusehen, wie das "Pflege-Kind" immer größer und kräftiger wird, sich an den Gitterstäben empor hangelt oder ins Stroh kuschelt.

In Gedanken beim Affen

Ihre Aufgabe als Paten-Tanten und -onkel nehmen die Astrid-Lindgren-Schüler jedenfalls ernst. Was bedeutet: Wer wie Inken im Sommer mit der Familie im Urlaub war und keinen Zoo-Besuch einschieben konnte, dachte zumindest ganz fest an Klein-Cili.

Dass so ein Orang-Utan-Baby deutlich langsamer wächst als beispielsweise Eisbär Knut aus dem Berliner Zoo, haben die Kinder bereits gelernt. Und dass Schwester Jambi mit sieben Jahren gerade in die Pubertät kommt, wissen sie auch. Ben vor allem. Mit dem blonden Klassen-Liebling soll die junge Orang-Utan-Dame letztens heftigst geflirtet haben. Der Zeitungsartikel, in dem Affenpfleger Alexander Nolte von Jambis "Vorliebe" für menschliche Jungs berichtet, ist im Klassenzimmer in einem roten Hängeordner abgeheftet. In diesem sammeln die Cili-Paten alles, was sie über ihre Lieblings-Orang-Utan-Familie in di e Finger bekommen. "Wenn die Kinder am Ende des Schuljahres die Schule verlassen, nimmt jedes ein so genanntes Ich-Heft mit allen Sachen mit, die wir über Orang-Utans gelernt haben", verrät Klassenlehrerin Beate Schlottmann. "Das können sie dann noch ihren Enkeln zeigen."

(RP)
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