Duisburg So bleibt die Grillfreude ungetrübt

Duisburg · Sommerliche Temperaturen und Sonnenschein lassen Grillbegeisterung wachsen. Doch neben leckerem Würstchenduft gehen mit der brutzelnden Leidenschaft manchmal auch schwere Unfälle einher.

Duisburg: So bleibt die Grillfreude ungetrübt
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Ob saftige Würstchen, Maiskolben oder bunte Spieße - für Kinder ist Grillen immer eine besondere Leckerei. Doch manchmal reicht ein kleiner Funke oder ein Spritzer Flüssigkeit und aus dem gemütlichen Abend im Freien wird ein Alptraumszenario. Von den rund 30 000 jährlichen Verbrennungsunfällen bei jungen Patienten in Deutschland sind allein gut 5000 auf die Ursache Grillen zurückzuführen. Viele der Kinder verletzen sich dabei so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Dr. Jörn Redeker, Chefarzt der plastischen und rekonstruktiven Chirurgie versorgt am Helios Klinikum Duisburg gemeinsam mit der Kinderklinik regelmäßig Verbrennungsopfer.

Häufigste Ursache ist der Einsatz von Brandbeschleunigern. Denn immer noch benutzen viele Grillbegeisterte zum Anzünden oder um das Feuer schneller in Gang zu bringen das hochentzündliche Spiritus oder ähnliche Flüssigkeiten. Im schlimmsten Fall kommt es zu gefährlichen Verpuffungen mit meterhohen Flammen, wenn die Beschleuniger auf brennende Grillholzkohle treffen. "Kinder sind hier schon aufgrund ihrer Größe besonders gefährdet, vor allem für schwere Verletzungen an Kopf, Hals und im Brustbereich", so Redeker. Dazu kommt, dass ihre Haut in jungen Jahren noch sehr viel dünner und empfindlicher ist als die Erwachsener. Deshalb reichten für schwere Verbrennungen schon geringere Hitzeentwicklungen aus. Im Ernstfall besteht deshalb sofort Handlungsbedarf. Die Schweregrade der Verletzung richten sich dabei zum einen nach der verbrannten Körperoberfläche und zum anderen danach, wie tief die Hitze in die Haut eingedrungen ist. Bei kleineren, fingergroßen Verbrennungen sollte die Stelle mit lauwarmem Wasser rund eine Viertelstunde gekühlt werden. "Eltern müssen grundsätzlich darauf achten, dass das Wasser tatsächlich lauwarm ist", betont der Mediziner, "denn ein weit verbreiteter Irrtum verleitet viele dazu, sehr kaltes Wasser oder gar Eis zu nehmen. Das kann bei Kindern schnell zu einer Unterkühlung und noch stärkeren Schmerzen durch die angeregte Durchblutung führen."

Großflächige und tiefere Verletzungen höherer Schweregrade, die mehrere Prozent der Körperoberfläche betreffen, sind Grund, den Arzt einzuschalten. Der Maßstab: Die Kinderhandfläche entspricht ungefähr einem Prozent. Bei sehr starken Verbrennungen, die mehr als 15 Prozent der Körperoberfläche einnehmen, sollten Eltern auf alle Versuche, zu kühlen, verzichten und umgehend den Rettungsdienst rufen. Meist werden die Kinder dann direkt in Spezialkliniken gebracht. Die Wundflächen müssen steril abgedeckt werden, etwa mit der Rettungsfolie aus dem Verbandskasten. Vom Einsatz lindernder Mittel wie Verbrennungssalben, Zahnpasta oder Mehl rät der Arzt dringend ab.

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Die Belastung durch Angst und Schmerz bei Verbrennungen ist enorm. Dazu kommt eine langwierige Behandlung, die je nach Schwergrad sogar eine Hauttransplantation miteinschließen kann. "Zum Teil sind immer wieder korrigierende Operationen notwendig", ergänzt Redeker. Ein Brandunfall könne das Leben der ganzen Familie mit einem Schlag verändern.

(RP)
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