Duisburg Sicherheit um jeden Preis

Duisburg · Veranstalter von öffentlichen Feiern und Festen in Duisburg mussten seit dem vorigen Sommer erleben, welche Auswirkungen die verschärften Sicherheitsbestimmungen für sie haben.

Loveparade - 100 Tage nach der Katastrophe
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Loveparade - 100 Tage nach der Katastrophe

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Am Jahresanfang traf es die Karnevalisten mit voller Breitseite. Die seit der Loveparade-Katastrophe landesweit verschärften Sicherheitsbestimmungen drohten ihnen das närrisches Treiben zu verhageln.

Nach dem 24. Juli 2010 hatte das Land die Bestimmungen überarbeitet. Und wenn vielleicht auch nicht alle, so nehmen die Duisburger Ordnungsbehörden die Ausführungen des Innenministeriums pingelig genau. Keiner soll ihnen im Falle eines Unglücks Nachlässigkeit vorwerfen können.

Für die Karnevalsvereine, die seit Jahren oder Jahrzehnten auf gewohnten Wegen und mit bewährten Konzepten ihre Umzüge veranstalten, bedeutete dies in diesem Jahr gewaltiges Umdenken. Sie mussten mehr Ordner organisieren, Flucht- und Rettungswege genau ausweisen und sicherstellen, dass Zugleitungen und Ordner bzw. Teilnehmer miteinander kommunizieren können.

Der Rosenmontagszug beispielsweise musste den Dellplatz links liegen lassen, weil es dort gefährlich eng hätte werden können. Mit einem Kraftakt bekamen es die Veranstalter gerade noch rechtzeitig hin, dass alle Züge genehmigt wurden. Ob das auch in der kommenden Session klappen wird, vermögen die Karnevalisten derzeit noch nicht zu sagen.

Der Sicherheit wegen standen zur Weihnachtszeit 2010 keine geschmückten Tannenbäume im Klinikum am Kalkweg. Der Sicherheit wegen verzichtete die Karnevalsgesellschaft "Alle Mann an Bord" darauf, das Foyer des Veranstaltungssaals im Mannesmann-Gymnasiums für ihre Party zu nutzen.

Der Sicherheit wegen zog die Parfümflakon-Börse, traditionell im Bertolt-Brecht-Berufskolleg, in den Steinhof um. Dort sangen notgedrungen auch der Stadtwerke-Chor und der Frauenchor Rheinhausen, deren lange geplanter Auftritt in der Aula der Gesamtschule Mitte ganz kurzfristig verlegt wurde. 350 Karten hatten sie bereits für den Auftritt in der Schule verkauft, als sie erfuhren, dass dort statt der erwarteten fast 600 nur höchstens 200 Zuschauer rein dürfen.

Gefragte Gutachter

Die strenge Auslegung der Vorschriften bekam ebenfalls die Inhaberin des Knüllermarktes zu spüren. Sie hatte darauf vertraut, dass das Brandschutzgutachten aus der Zeit, als noch Sinn&Leffers in ihrem neuen Domizil an der Münzstraße untergebracht war, weiterhin gültig ist.

Doch sie musste ein neues in Auftrag geben und eröffnete mit Verspätung. Wie schwierig es ist, überhaupt einen "freien" Gutachter zu finden, wissen auch die Veranstalter der Beachparty (am kommenden Wochenende). Für das Fest am See müssen sie jetzt noch einige Änderungen vornehmen, beispielsweise Flucht- und Rettungswege trennen oder an einigen Stellen Zäune setzen, um die Veranstaltungsgenehmigung zu erhalten. Nicht alle Vereine, Verbände und Organisationen, die früher zu Festen einluden, können wie die Beachparty-Betreiber die Auflagen stemmen. Selbst wenn sie guten Willens sind, mehr Sicherheit kostet auch mehr Geld, für manche zu viel.

(RP/rl)
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