Pastor Schragmann zierte eine Narrenkappe und sein Kaiserswerther Kollege war mit einem "Hötche" à la "Botterblömche" dabei. Bevor mit dem karnevalistischen Gottesdienst begonnen wurde, zog unter den Klängen der beiden Sermer Musikzüge — der Blaskapelle Rheintreue und dem Sermer Spielmannszug — alles in die Kirche ein, was im örtlichen Karneval und somit bei der "KG Südstern" Rang und Namen hat. Zu den Marschtönen vom "Treuen Husar" hielten der Sermer Prinz Jens I. mit Gefolge, das Kinderprinzenpaar, weitere Südstern-Aktive und die Mitglieder des Elferrates fröhlich Einzug in die voll besetzte Kirche und stellten sich zur Begrüßung vor dem Altarraum auf.

Mitorganisator Heinz Baltes, 1977 selbst närrisches Oberhaupt in Serm, zeigte sich von dem bunten Bild überwältigt. "Nä, wat 'ne Amborage..." kommentierte er den bunten karnevalistischen Aufmarsch. Baltes hatte vor einigen Jahren in der Düsseldorfer Lambertuskirche einen Gottesdienst "auf Platt" miterlebt und daraufhin die Idee entwickelt, so etwas auch in Serm zu machen. Dabei kam ihm zugute, dass mit Agnes Schmitz ("dat Sackenheim's Nies") eine absolute Kennerin der speziellen Sermer Mundart für die sprachliche Umsetzung eines Gottesdienstes zur Verfügung stand. Die rüstige Rentnerin führt zudem viermal jährlich Mundart-Treffs durch, bei denen bis zu 20 Interessenten das "Sermer Platt" näher gebracht wird

. Zu dem mundartlich gestalteten Gottesdienst gehört nicht nur die Predigt "auf Platt", sondern auch das Singen entsprechend textlich umgestalteter Kirchenlieder. Das wurde direkt zu Beginn deutlich, als zu der Melodie "Großer Gott wir loben dich" der kräftig mitgesungene Text "Kiek vam Himmelspözke op us" zu hören war. Der Kaiserswerther Gast-Pastor durfte, da er des Sermer Platts verständlicherweise nicht mächtig war, seinen Beitrag (Lesung aus dem Evangelium) auf "Hochdeutsch" formulieren. Ein Karnevalsjeck ist der Kirchenmann aus dem Norden Düsseldorfs aber auf jeden Fall; in der Neusser Gemeinde, in der er ebenfalls seelsorgerisch tätig ist, ist er seit vielen Jahren im Männerballett der Gemeinde aktiv, das dort anlässlich von kirchlichen Sommerfesten und Karnevalsveranstaltungen mit viel Erfolg auftritt. Der Erlös wird jeweils für einen guten Zweck gespendet.

Einbezogen in den Gottesdienst war auch der Gospelchor der Gemeinde, der von Angelika Kreh geleitet wird. Chormitglied und Ehemann Rainer Kreh (auch Vorsitzender des Sermer Bürgervereins), beeindruckte als Solo-Sänger mit dem Titel "Halleluja" der Kölner Kult-Band Brings. Ex-Prinz Ervin Sprinzina (Querflöte) und Gabi Koths (Gesang) demonstrierten mit ihren Beiträgen — wie der gesamte Chor — ihre hohe musikalische Qualität.

Dann hieß es "Agnes vertellt us watt". Agnes Schmitz erzähle eine Geschichte aus alten Tagen.... natürlich auf Sermer Platt. Mit der mahnenden Aussage "dat kütt ihr euch mo zu Hätze nehmen" schloss "dat Sackenheim's Nies" ihren kleinen Vortrag.

Zum Gottesdienst "auf Platt", gehört natürlich, dass die Fürbitten und Gebete ebenfalls mundartlichen Charakter haben. Das "Vater Unser" ("Lot us bäde, wie et de Härr uns jeliert hat") beginnt auf Platt so: "Use Vader em Hemmel, gehellegt würd dinne Name..". Zum Abschluss bat Heinz Baltes alle offiziellen Karnevalisten noch mal nach vorne, um das "Fastelovendtied"- Lied gemeinsam zu singen. Diese wunderschöne "Sermer" Karnevalsmelodie animierte regelrecht zum Schunkeln und sorgte für ein wunderschönes, harmonisches und farbenfrohes Schlussbild in der Herz-Jesu Kirche.