Duisburg Serm will nur friedlich feiern

Duisburg · Durch die Vorkommnisse am Rande des Oktoberfestes ist der Stadtteil im Süden wieder mal in die Schlagzeilen geraten. Doch beim Feiern sind es fast immer einzelne Gäste, die ein ganzes Dorf in Verruf bringen.

 Das Oktoberfest selber am vergangenen Samstag war eine gelungene Veranstaltung. Zur Schlägerei kam es nach dem Fest.

Das Oktoberfest selber am vergangenen Samstag war eine gelungene Veranstaltung. Zur Schlägerei kam es nach dem Fest.

Foto: Probst, Andreas

Serm ist ländlich, idyllisch und ein netter Wohnort. Viele "Dorfbewohner" kennen sich beim Namen, sind im selben Verein und schätzen den Zusammenhalt, den es anderswo nicht mehr gibt. Serm ist eine Karnevalshochburg und Duisburgs bekannteste Adresse für alle, die das Oktoberfest hier zünftig feiern wollen. Das wissen die Sermer, ihre unmittelbaren Nachbarn, aber leider auch die wenigen meist Ortsfremden, die Party machen wollen bzw. das, was sie darunter verstehen.

 Serm ist eine Karnevalshochburg. Der Zug am Tulpensonntag zieht viel mehr Menschen an, als der Ortsteil im Duisburger Süden Einwohner hat. Die Dorfbewohner ärgerten sich in der Vergangenheit oft über Trinkgelage, sogar bei Minderjährigen. Jetzt wird stärker kontrolliert.

Serm ist eine Karnevalshochburg. Der Zug am Tulpensonntag zieht viel mehr Menschen an, als der Ortsteil im Duisburger Süden Einwohner hat. Die Dorfbewohner ärgerten sich in der Vergangenheit oft über Trinkgelage, sogar bei Minderjährigen. Jetzt wird stärker kontrolliert.

Foto: probst (archiv)

Maßnahmen gegen "Kampftrinker"

Schon Fünft- und Sechsklässler aus dem gesamten Duisburger verabredeten sich noch bis vor wenigen Jahren für den Karnevalssonntag, um sich hier volllaufen zu lassen. Die Ordnungsbehörden haben den exzessiven Gelagen einen Riegel vorgeschoben, nachdem es immer wieder zu Beschwerden der "Eingeborenen" gekommen war. Denn die Sermer fanden jedes Jahr nach dem Zug die ekeligen Hinterlassenschaften der Kampftrinker an Hausfassaden und in Vorgärten. Und das Bild von jungen Leuten, die sich ins Koma trinken, schockierte und ärgerte sie zugleich.

Das Oktoberfest hat im zwölften Jahr seines Bestehens ebenfalls schon einen legendären Ruf. Und wieder sind es Wenige, die unangenehm auffallen. Die veranstaltende Schützengemeinde greift auf einen Sicherheitsdienst zurück, um Exzesse zu verhindern. Feiern, das stellen sich die Sermer eben fröhlich und gesittet vor und nicht prollig und gewalttätig.

Die Sermer sind entsprechend geschockt darüber, dass das ganze Dorf jetzt durch die Schlägerei in die negativen Schlagzeilen gekommen ist. Pastor Hermann-Josef Scherer, der seit mehr als 40 Jahren im Nachbardorf Mündelheim lebt, aber jahrelang auch Pfarrer in Serm war, kann dies verstehen.

Die schreckliche Schlägerei vergleicht er mit einem Unglück, das eine eigentlich sehr schöne Veranstaltung negativ erscheinen lässt. Das sei nicht richtig, denn er wisse aus Erfahrung, wie viel Mühe sich die Veranstalter des Oktoberfests in jedem Jahr machen. Die Schlägerei nach dem Fest sei einfach traurig. Man dürfe das nicht den Veranstaltern vorwerfen, erst recht nicht den Sermern insgesamt.

Bernd Schulz, Präsident der Sermer Karnevalsgesellschaft, zeigte sich geschockt. Es sei einfach schade, dass jetzt so viel über diesen Vorfall geredet werde, aber kaum noch darüber, dass das Oktoberfest selber eine "tolle Veranstaltung" war. Schulz wurde vor 57 Jahren in Serm geboren, "und ich lebe gerne hier", versichert er. In dem Dorf sei Nachbarschaftshilfe selbstverständlich. Selbstverständlich sei auch, dass sich die Mitglieder der verschiedenen Vereine gegenseitig unterstützen. "Die Sermer halten zusammen, deshalb feiert man auch gerne zusammen und mit anderen." Darauf könne man eigentlich stolz sein.

Gute Stimmung lockt Auswärtige

Marcel Hauschulz, Mitglied der St. Sebastianus Schützen und Mitorganisator des Oktoberfests, pflichtet Schulz bei. Das Fest selber sei so gut bei den Gästen angekommen, wie man es sich gewünscht habe. Gerade die gute Stimmung bei den Dorffesten sei es, die auch Auswärtige anziehe. Diese seien in Serm willkommen, man verstehe sich als gastliches Dorf. Dass einzelne im Nachhinein den guten Ruf des Ortes beschädigen, sei schlimm. Hauschulz hofft, dass die Leute das alles unterscheiden können. Er denke aber schon jetzt an ein Oktoberfest im kommenden Jahr. Da möchte er die Polizei bitten, auf der Straße im Dorf Streife zu fahren. Vielleicht verhindere diese Präsenz Vorfälle wie jetzt. Der Sicherheitsdienst im Zelt und auf dem Platz davor habe ja funktioniert.

(RP/rl/jco/top)
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