Duisburg Selbsthilfegruppen machen auf sich aufmerksam

Duisburg · An rund 30 Ständen präsentierten sich am Samstag Selbsthilfegruppen aus ganz Duisburg in der Innenstadt.

 Vor dem Forum schlendern Besucher des Selbsthilfetages an den Ständen entlang.

Vor dem Forum schlendern Besucher des Selbsthilfetages an den Ständen entlang.

Foto: Christoph reichwein

Heike Kehl-Herlyn steht an einem der etwa 30 Stände, die an diesem Samstag auf der Königstraße aufgebaut sind, und denkt nach. Sie spricht über ein Thema, das ihr auch persönlich sehr am Herzen liegt. Es geht um Mut und Kraft. Beides braucht man, um sich selbst zu helfen; um sich selbst aus einem Tief wieder an die Oberfläche zu ziehen, wie sie sagt.

Kehl-Herlyn ist Mitarbeiterin der Paritätischen Selbsthilfe-Kontaktstelle. Sie vermittelt Menschen mit Problemen medizinische und psychische Hilfe. Ein wesentlicher Teil ihres Jobs ist die Zusammenarbeit mit den Selbsthilfegruppen in der Stadt. Am Samstag gab sie den Gruppen die Möglichkeit, sich im Rahmen des Duisburger Selbsthilfe-tages auf der Königstraße vorzustellen.

Bürgermeister Volker Mosblech betonte bei der Eröffnung der Veranstaltung die Rolle der Selbsthilfe in der heutigen Gesellschaft: "Sie ist neben Schulmedizin, Homöopathie und Psychologie mittlerweile die vierte Säule in unserem Gesundheitssystem", sagte er. "Der Austausch über das gemeinsame Schicksal ergänzt die professionellen medizinischen Angebote."

In Duisburg gibt es mittlerweile rund 200 Selbsthilfegruppen zu unterschiedlichen Problemen. Vor allem die Suchthilfe und Gesprächsrunden über chronische Erkrankungen und Behinderungen sind hoch frequentiert. Außerdem gibt es viele Angebote zu Themen wie Pflege, Familie und Arbeitslosigkeit.

Wer sich an den Ständen der Selbsthilfegruppen informieren wollte, bekam viel geboten. Am Stand des Vereins homosexueller suchtkranker Menschen zum Beispiel gab es alkoholfreie Cocktails zu probieren. Außerdem konnte man sich eine Promille-Brille aufsetzen, um zu erleben, wie stark die bewusstseinsverändernde Wirkung von Alkohol eigentlich ist. Darüber hinaus konnte man eine Blutzuckermessung vornehmen lassen und an Spielen rund um die Selbsthilfe teilnehmen.

"Wir wollen den Gruppen mit diesem Tag Aufmerksamkeit verschaffen", erläuterte Kehl-Herlyn. "Außerdem gibt es viele Menschen, die Probleme damit haben, sich bei Problemen Hilfe zu holen. Denen wollen wir den Kontakt erleichtern. Veranstaltungen wie diese hier eignen sich bestens dazu, einfach mal ungezwungen ins Gespräch zu kommen."

Den Besuchern schien das Angebot gut zu gefallen. "Es ist wichtig, dass man den Leuten mit so einem Infotag mögliche Auswege aus ihrer Misere aufzeigt", fand zum Beispiel Bettina Erkat. "Wenn ich selbst Probleme hätte, würde ich es gut finden, dass sich jemand um mich bemüht. Über Probleme zu reden und Erfahrungen zu teilen, kann den Alltag unglaublich erleichtern." Das sah auch Besucher Markus Theuer so. "Leid lässt sich in der Gruppe wesentlich einfacher ertragen", sagte er. "Man kann sich gegenseitig helfen und anderen Leuten Kraft geben. Für viele Menschen kann das die einzige Hilfe sein, die sie bekommen können."

(th)
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