Duisburg Seelsorger steht mitten im bunten Leben

Duisburg · Am 19. Juli 1967 wurde Heinrich Lanius zum Priester geweiht. Sein Goldenes Priesterjubiläum feiert er am 23. Juli in der Kirche St. Peter und Paul in Huckingen, der er seit 32 Jahren als "pastoraler Hilfssheriff" verbunden ist.

 Heinrich Lanius feiert sein Goldenes Priesterjubiläum. Die Arbeit am Berufskolleg hat den Studiendirektor zwischendurch aber immer wieder neu geerdet, wie er selbst sagt. Als wichtige Prägung für sein ganzes Leben empfindet Lanius seinen Kontakt mit Menschen in Brasilien.

Heinrich Lanius feiert sein Goldenes Priesterjubiläum. Die Arbeit am Berufskolleg hat den Studiendirektor zwischendurch aber immer wieder neu geerdet, wie er selbst sagt. Als wichtige Prägung für sein ganzes Leben empfindet Lanius seinen Kontakt mit Menschen in Brasilien.

Foto: Christoph Reichwein

Die einen nennen ihn "Prälat", ein Ehrentitel, auf den er selber keinen großen Wert legt. Andere sprechen ihn mit "Pfarrer" an, was nicht korrekt ist, da er niemals Pfarrer war. Die Anrede "Pastor" oder "Herr Lanius" oder - auf Duz-Ebende - "Heinrich" ist ihm am liebsten. Heinrich Lanius (75) legt auf Formalitäten überhaupt keinen Wert. Der katholische Geistliche ist ein Mann, der mitten im bunten Leben steht, und der, das merkt man ziemlich bald, in der Lage ist, auf Menschen zuzugehen.

Am 19. Juli 1967 wurde Heinrich Lanius durch den mittlerweile legendären Bischof Dr. Franz Hengsbach zum Priester geweiht. Sein Goldenes Priesterjubiläum feiert Heinrich Lanius am Sonntag, dem 23. Juli, in einem festlichen Gottesdienst (Beginn: 11.30 Uhr) in der Kirche St. Peter und Paul in Huckingen, der er seit 32 Jahren verbunden ist. Heinrich Lanius hat einen für einen Geistlichen eher untypischen Werdegang. Nach seiner Priesterweihe wurde er zunächst bis 1971 Kaplan in Ruhrort. Danach arbeitete er hauptberuflich als Lehrer an der Berufsschule, am heutigen Sophie-Scholl-Berufskolleg. Als Lehrer bildete er sich fort und gab bald nicht nur Religions-, sondern auch Deutsch- und Pädagogikunterricht. Am Berufskolleg machte Lanius durchaus Karriere. Bereits 1982 wurde er zum Studiendirektor ernannt. Bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2005 war Lanius Lehrer am Berufskolleg. Obwohl Kirchenmann, wurde er regulär beamtet und bekommt dementsprechend eine Pension vom Staat, nicht von der Kirche.

Es sei zeitlich und arbeitsmäßig nicht immer einfach gewesen, seine priesterliche Arbeit, wozu Gottesdienste mit Predigten, Taufen und Beerdigungen und Gespräche gehören, mit den Anfordernissen eines Lehrers in leitender Position in Einklang zu bringen. "Ich habe schon manchmal am Sonntagsnachmittag die Zähne zusammengebissen und noch Deutscharbeiten korrigiert", berichtet er. Grundsätzlich habe er es aber als bereichernd empfunden, in der Schule und in den Gemeinden im Duisburger Süden präsent zu sein. "Die Arbeit in der Schule hat mich immer wieder neu geerdet", sagt er. Die Schule habe dafür gesorgt, dass er stets in der Lebenswirklichkeit geblieben sei. Schließlich seien nicht alle seine Schüler aus wohlbehüteten Elternhäusern gekommen. Aber das habe ihn nie gestört. Überhaupt findet es Lanius bereichernd, dass er Kontakte zu allen sozialen Schichten hat. In Huckingen, wo er seit 1985 buchstäblich im Schatten der Kirche St. Peter und Paul wohnt, sei die Mischung geradezu ideal. Da gebe es Menschen, die man früher als Unterschichtler eingruppiert habe, und solche, die über hohe Einkommen verfügen. "Ich kann mich auf beiden Seiten wohlfühlen", sagt Lanius, der mit Menschen aus allen Schichten gerne Doppelkopf spielt. Überhaupt ist Lanius in Huckingen bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Im Huckinger Altenheim St. Hedwig besucht er regelmäßig seine Mutter, 105 Jahre alt, die noch immer Schals strickt.

Als wichtige Prägung für sein ganzes Leben empfindet Lanius seinen Kontakt mit Menschen in Brasilien. Bei seiner Priesterweihe hatte auch der Bischof von Passo Fundo, einer 200.000-Einwohner-Stadt im Zentrum Brasiliens, ihm die Hände aufgelegt und den gesamten Weihekurs nach Brasilien eingeladen. Lanius nahm die Einladung an. Mittlerweile war er elfmal in Brasilien, ist mit einem brasilianischen ehemaligen Kurskollegen befreundet, der mittlerweile Bischof geworden ist. Das Leben der Menschen dort, ihre unglaubliche Gastfreundschaft und ihre lebensfroh gestaltete Religiosität hätten ihn immer wieder tief beeindruckt.

Lanius selber findet sich dem Aufbruch-Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils verbunden. Als Student habe er gerne die Vorlesungen von Josef Ratzinger gehört. "Der war damals noch forsch und aufmüpfig, und ein begnadeter Redner", sagt Lanius. Dass er mit einigen konservativen Strömungen in der nachvatikanischen Kirchengeschichte nicht einverstanden ist, verschweigt er nicht. Auch in seinen Predigten als "pastoraler Hilfssheriff", wie er sich selber bezeichnet, rede er Klartext. "Aber mit zunehmendem Alter kann ich auch mal den Mund halten", sagt er verschmitzt.

Den gegenwärtigen Papst sieht Lanius im Großen und Ganzen positiv. Franziskus sorge für eine Aufbruchstimmung. Er befördere nicht nur mit Worten, sondern auch mit Gesten eine menschliche Haltung der katholischen Kirche. Nur so könne man die Frohe Botschaft glaubwürdig verkünden.

Bei seiner Feier zum Goldenen Priesterjubiläum bittet Heinrich Lanius darum, auf persönliche Geschenke zu verzichten. Stattdessen freue er sich über eine Spende für die Kinderhilfe Passo-Fundo e.v.. Bank im Bistum Essen IBAN: DE27 3606 0295 0039 5800 12. Vermerk: Jubiläum H. Lanius.

(pk)
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