Duisburger OB-Kandidaten Schwindelfrei und sattelfest

Duisburg · Sören Link stellt sich am 17. Juni bei der OB-Wahl als SPD-Kandidat dem Votum der Bürger. Mit klaren Vorstellungen und offensichtlicher Freude an dieser beruflichen Herausforderung meistert er derzeit den Wahlkampf.

 Sören Link spielt auch in seiner Freizeit gerne Monopoly. Auf dem Duisburg-Spielbrett fand er gestern eine Reihe von Feldern, die er mit seinen Vorstellungen und Erwartungen an das OB-Amt verknüpfte.

Sören Link spielt auch in seiner Freizeit gerne Monopoly. Auf dem Duisburg-Spielbrett fand er gestern eine Reihe von Feldern, die er mit seinen Vorstellungen und Erwartungen an das OB-Amt verknüpfte.

Foto: Andreas Probst

Statt in der RP-Redaktion vor dem Monopoly-Spielbrett zu sitzen, hätte Sören Link sich Donnerstag im Landtag vereidigen lassen können. Hätte, wenn er sich nicht vor gut zwei Monaten dafür entschieden hätte, in Duisburg für das Amt des Oberbürgermeisters zu kandidieren, So aber nimmt der Sozialdemokrat, kritisch die Spielfiguren genau unter die Lupe und entscheidet sich schließlich für einen Hund. Warum das? "Weil ich Hunde sehr mag."

Haushalt Und schon ist er mitten im Thema Haushaltsberatungen. Denn bekanntlich rechnet die Stadt mit Mehreinnahmen durch die Hundesteuer. "Wir müssen über jede Möglichkeit Geld einzunehmen, reden", sagt der 36-Jährige. Und auch über jede Chance, Angebote zu streichen, ohne Flächenbrände anzurichten. Gerade im Bereich Bildung hält es Sören Link für unverzichtbar, die Aktivitäten der Stadt zu verstärken, "was nicht unbedingt viel Geld kosten muss". Bei der Sprachförderung von Kindern beispielsweise ließen sich sicherlich bessere Ergebnisse erzielen, wenn die Eltern einbezogen würden. Und auch das Vorhaben, mehr Kindern und Jugendlichen zu besseren Schul- und Ausbildungsabschlüssen zu verhelfen, erfordere mehr inhaltliche Arbeit als Geld. Die Zusammenarbeit mit Arbeitgebern und Lehrenden in Beruf, Schule und Hochschule sei dafür unabdingbar. "Ich hätte durchaus Sympathie für ein kommunales Bündnis für Bildung." So wichtig ihm dieses Thema ist, so deutlich macht Sören Link auch, dass er als OB auf jeden Fall die Auflagen erfüllen will, die an das Geld aus dem Stärkungspakt geknüpft sind. "Wir bekommen die Chance, frei zu schalten und zu walten." Die dürfe man sich nicht verbauen, und darum müsse jetzt ein Sparpaket über rund 80 Millionen Euro geschnürt werden. Und zwar aus eigener Anstrengung und auf keinen Fall unter Regie eines von der Bezirksregierung eingesetzten Sparkommissars. Dass er sich mit den Finanzen schon sehr ausführlich beschäftigt hat, macht die Tatsache deutlich, dass er die wichtigsten Zahlen und Daten sofort "abrufen" kann.

Sparkonzept Noch vor dem 17. Juni, so verspricht Link, werde er seine Sparideen vorstellen. Warum erst dann? Weil er und die SPD-Ratsfraktion sich nicht in den Rücken fallen wollen. Es könne sein, dass die Fraktion die eine oder andere Idee von ihm nicht verfolgt, sagt er. Ob sie beispielsweise seine Einschätzung teilt, den kommunalen Anteil am Duisburger Hafen zu verkaufen? Für Sören Link ist das keine Heilige Kuh. Wenn der Bund sein Drittel ans Land abgebe, warum dann nicht auch die Stadt? Und wenn Duisburg sein Hafendrittel behält, "dann muss das Unternehmen seinen Konsolidierungsbeitrag genau so leisten wie andere städtische Gesellschaften." Link hält es allerdings für wichtig, mit den dort an der Spitze Handelnden erst darüber zu reden, bevor ein Betrag festgesetzt wird. Wenn beispielsweise der DVV-Konzern ("Ein gut aufgestelltes Haus. Ich beziehe von den Stadtwerken schon seit vielen Jahren Ökostrom") oder die Sparkasse hohe Beträge in soziale und gesellschaftliche Projekte stecken, "dann muss das berücksichtigt werden".

Lebensqualität Beim Monopolyspiel rückt Link auf das Feld "Margaretenstraße" vor und ist begeistert. In das dortige Naherholungsgebiet führe er gerne Freunde von außerhalb, denen er die Stadt zeigt. Dahin ziehe es ihn aber auch selbst, zum Beispiel in den Klettergarten. "Wir haben den ganzen Parcours geschafft. Anfang musste ich meiner Freundin gut zureden, nachher hatte ich Mühe, mit ihrem Tempo mitzuhalten." Höhenangst — für Link kein Thema, auch nicht, "als wir über den Parallelkanal geflogen sind". Ob Sechs-Seen-Platte, Regattabahn, Schauinsland-Reisen-Arena oder Landschaftspark, "wir haben es wirklich an vielen Stellen schön." Er erwarte, dass sich durch den Grüngürtel (in Bruckhausen) und vielleicht durch weitere begrünte Flächen in und um Marxloh auch dort das Umfeld verbessere. Weil Duisburg Einwohner verliere, bestehe die Chance, die Lebensqualität zu steigern, "aber bitte Veränderungen nur nach Rücksprache mit den Bürgern."

Großprojekte Denn was passiere, wenn man die Betroffenen nicht mit ins Boot hole, "haben wir beim Factory Outlet Center erlebt." Das Projekt selbst hält er für gut und wichtig. "Aber wie man die Bürger, die dafür aus ihren Wohnungen ausziehen müssen, überrumpelt hat, das war eine Schweinerei." Seine Zustimmung bekommen neben dem FOC auch die geplanten Ansiedlungen der Möbelhäuser Ostermann und Höffner (Krieger). Für das Güterbahnhofsgelände hätte sich Link allerdings gewünscht, dass mehr den Ideen des Masterplans von Foster gefolgt worden wäre.

Verwaltung und Politik SörenLink würde als Oberbürgermeister in der Verpflichtung stehen, etliche Ratsbeschlüsse umzusetzen, die vor seiner Zeit gefasst wurden. Dass er sich allerdings in die weiteren Planungen einschaltet, daran lässt er keinen Zweifel. Aus seiner Landtagszeit, erfahren mit der Rot-Grünen Minderheitsregierung, will er vor allem bei so wichtigen Abstimmungen wie die über den Haushalt eine breite Ratsmehrheit. Bekommen beispielsweise die städtischen Gesellschaften eine neue Struktur oder werden zusammengelegt, "dann hat das Konsequenzen, die möglichst alle mittragen sollten". Das gleiche gelte für die Zusammensetzung der Verwaltungsspitze. Mit ihm sei eine reine SPD-Riege nicht zu machen. "Aber Personaldiskussionen werde ich weder jetzt, noch in der Öffentlichkeit führen." Dass er es bereits im ersten Wahlgang am 17. Juni schaffen könnte, damit rechnet der ehemalige Duisburger Juso-Vorsitzende wegen der hohen Mitbewerberzahl nicht.

Wer zwei Wochen später am 1. Juli dann sein Gegenkandidat sein wird? Sören Link lacht. "Das kann ich wirklich nicht einschätzen. Aber ich bin ganz sicher, dass an diesem Abend Deutschland Europameister wird!"

(RP/url/jco)
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