Rp-Serie Duisburger Geschichte Und Geschichten Schweinemast im Duisburger Wald

Duisburg · Waldordnung und Brandzettel regelten Nutzungsansprüche. Ein- und Austrieb der Eichelmastschweine wurden einst gefeiert. Heute ist der Eichelmastschinken eine gefragte Delikatesse.

 Ein rückgezüchtetes Mastschwein mit Nachwuchs im Duisburger Zoo.

Ein rückgezüchtetes Mastschwein mit Nachwuchs im Duisburger Zoo.

Foto: Harald Küst

"Nussig-würzig, kernig ist das Fleisch der Eichelmastscheine ein Hochgenuss", schwärmen Feinschmecker. Aber wer weiß schon, dass es im Duisburger Wald Eichelmastschweine gab. Die Eichen- und Buchenbestände waren ein ideales Weidegebiet. Aber ohne Brandzeichen durften die Eichelmastschweine nicht in den Wald getrieben werden. Ein strenges Regelwerk schützte die Ressource Wald und diente zur Vorbereitung der Eichelmast. Ein Grund zum Feiern.

 Ein rückgezüchtetes Mastschwein mit Nachwuchs im Duisburger Zoo.

Ein rückgezüchtetes Mastschwein mit Nachwuchs im Duisburger Zoo.

Foto: harald küst

August 1740: Auf Schloss Heltorf bei Angermund versammelten sich Förster und Vertreter der Walderben. Die Mitglieder der Duisburger Walderben besaßen Anteile an den Waldbeständen, genannt "Waldhufen" oder "Gewalten". Die Waldaktionäre waren der Ansicht, dass die bevorstehende gute Eichelernte die besten Voraussetzungen dafür bieten würde, eine vergleichsweise hohe Anzahl von Schweinen zum Eintrieb in die Wälder zu gewähren. Das versprach eine gute Rendite und hob die Stimmung. Im Vorfeld musste allerdings noch die obligatorische Eichelbesichtigung in den verschiedenen Gemarkenwäldern stattfinden. Es war Aufgabe der Gemarkenschreiber je nach der Größe der Eichenbestände und der Eichelernte in der besichtigten Gemarkung die so genannten "Brandzettel" auszustellen.

Der "Brandzettel" regelte wie viel Schweine mit dem Brandzeichen zur Mast (Eichen- und Buchenmast) zugelassen werden. Die Quotenermittlung (Eckerngerechtigkeit) erfolgte nach zwei Kriterien: Nach Waldbestand (Gewalten) und nach der jährlichen Quantität der Eicheln und Bucheckern. Die Huckinger Mark mit dem "Bochholtz" umfasste 3.734 Morgen und herrliche Eichenwälder; das entsprach 350 "Gewalten". Die endgültige Genehmigung des Verteilerschlüssels erfolgte durch den Holzgrafen. Ein erster Anlass für ein kleines Festessen.

Der Tag des Eintreibens der Schweine wurde alsbald von der Kanzel verkündet. Zum festgelegten Termin wurden die Schweine von ihren Besitzern auf den vorher bestimmten Hof eines Adeligen zusammengetrieben. Dann wurde den Schweinen unter Aufsicht des Brandmeisters ein Zeichen aufgebrannt. Mikrochips und Tierschutz kannte man nicht und wären wohl als Hexerei abgetan worden. Branding war ein hoheitlicher Akt. Damals wurde das Brandeisen der Huckinger Mark in einer Kiste verwahrt, zu deren Schloss nur der Wildförster, ein Adliger und der Vertreter der Walderben einen Schlüssel besaßen. Nach dem Schweineaufbrand fand ein Gelage statt, das größer war als nach der Eichelbesichtigung. Die hohen Herrschaften saßen an der Festtafel in Lintorf - alles wurde aufgefahren, um den Eichelmastauftrieb ordentlich zu feiern. Neben den Adeligen waren erschienen, der Stiftsdechant Palmers aus Düsseldorf, die Kellner aus Angermund und Werden, die Pfarrer von Lintorf und Ratingen, die Rentmeister von Linnep und Heltorf, ferner Sekretäre und Gerichtsschreiber der hohen Herren, berichtet der Lokalhistoriker Hans Homann. Die verzehrten Speisen und Getränke an diesem Tisch gehörten zur oberen Kategorie. Tischordnung und Speisenangebot spiegelten den Status der ständischen Gesellschaft wider. Am zweiten Tisch saßen die Diener, Jäger und Postillione der Adeligen und der Stiftsherren. Am dritten Tisch waren Köther (Kleinbauern), Pächter, Knechte und Diener versammelt. Sie erhielten das gleiche Essen wie der zweite Tisch. Für die Adeligen und die hohen Beamten gab es Wein. Die übrigen Erschienenen begnügten sich mit Branntwein und Bier.

Die gemieteten Schweinehirten trieben das Borstenvieh derweil unter Aufsicht der vereidigten Förster und Turmknechte in die Waldungen, wo es sich an den Früchten der Eiche und auch an den Bucheckern gütlich tun sollte. Die Schweinemast dauerte bis Dezember. Natürlich wurden Austrieb und Übergabe der gemästeten Schweine an ihre Besitzer wieder mit einem großen Festmahl gefeiert.

Quelle: Hans Homann, Schweinemast im Duisburger Wald , Heimatkalender 1969.

(RP)
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