Duisburg Schweigend, wortreich und schriftlich

Duisburg · Seit gestern liegt im Rathaus wegen der Attentate in Paris ein Kondolenzbuch aus, in das sich unter anderem die Stadtspitze eintrug. Busse und Bahnen standen gestern um 12 Uhr für eine Schweigeminute still.

Duisburg: Schweigend, wortreich und schriftlich
Foto: afp, JE/ACR

Im Rathaus am Burgplatz liegt seit gestern ein Kondolenzbuch aus, in das sich alle eintragen können, die mit den Angehörigen der bei den Terroranschlägen in Frankreich Getöteten und mit den vielen Verletzten fühlen. Oberbürgermeister Sören Link rief gestern nicht nur die Mitarbeiter seiner Stadtverwaltung, sondern alle Duisburger zur Teilnahme an der Schweigeminute der Europäischen Union um 12 Uhr auf. Doch in der Stadt lief das Leben wie gewohnt.

Duisburg: Schweigend, wortreich und schriftlich
Foto: afp, le

Im Anschluss an die Schweigeminute im Rathaus trug sich der OB gemeinsam mit den Bürgermeistern und den Mitgliedern des Verwaltungsvorstands in das Kondolenzbuch ein. Am Nachmittag folgten ihnen viele Politiker, die Mitglieder des gestern tagenden Haupt- und Finanzausschusses sind. Um 12 Uhr standen in der Stadt alle Busse und Bahnen für eine Minute still. Auf diese Art brachte die Duisburger Verkehrsgesellschaft ihre Solidarität mit Frankreich und den Opfern des Terroranschlags zum Ausdruck. In katholischen Kindergärten zündeten die Kinder und die Mitarbeiter um 12 Uhr Kerzen an.

 Während Sören Link sich in das Kondolenzbuch eintrug, schauten ihm seine Beigeordneten Kollegen sowie die beiden Bürgermeister Manfred Osenger (links) und Volker Mosblech (rechts) über die Schulter.

Während Sören Link sich in das Kondolenzbuch eintrug, schauten ihm seine Beigeordneten Kollegen sowie die beiden Bürgermeister Manfred Osenger (links) und Volker Mosblech (rechts) über die Schulter.

Foto: Christoph Reichwein

Vor dem Verwaltungsgebäude Neuenkamp versammelten sich rund 100 Mitarbeiter zu der Schweigeminute. Die verübten Taten bezeichnete der Geschäftsführers des Diakoniewerkes Duisburg, Sieghard Schilling, als "terroristische Verbrechen, die nichts mit dem religiösen Kern des Islam zutun haben". Wut, Trauer und Hilflosigkeit dürften nicht dazu führen, "dass wir in unserer Gesellschaft orientierungslos werden." Jetzt erst recht "müssen wir uns vor die Flüchtlinge, die in unsere Stadt kommen, stellen, da viele von ihnen vor denen geflohen sind, die nun auch in Europa vor nichts mehr zurückschrecken", sagte der Geschäftsführer. Jetzt erst recht gelte, sich nicht einschüchtern zu lassen und deutlich zu machen, "dass alle Menschen, die in Duisburg - ob in Turnhallen oder in ihrem Eigenheim wohnend - dazugehören".

 Wie gestern die Stadtspitze, so können sich alle Duisburger im Rathaus in das Kondolenzbuch eintragen.

Wie gestern die Stadtspitze, so können sich alle Duisburger im Rathaus in das Kondolenzbuch eintragen.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

"Wir trauern mit den Menschen in Paris um die Opfer dieser furchtbaren Tat. Ihren Familien und Angehörigen gilt unser tiefes Mitgefühl", sagte gestern Erkan Üstünay, Vorsitzende des Integrationsrates der Stadt. "Diese Anschläge richteten sich nicht nur gegen Frankreich, sondern auch gegen die gemeinsamen Werte aller friedliebenden Menschen in Europa. Dies trifft Christen, Muslime, Juden oder Atheisten gleichermaßen", so Üstünay weiter. Terrorismus habe weder eine Nationalität noch eine Religion. "Angesichts dieser Gewalt ist es heute umso wichtiger, zusammenzustehen und uns auf unsere Gemeinsamkeiten zu besinnen" so Üstünay.

Populisten und Schreibtischtätern, die eine Verbindung herstellen zwischen dem Terrorismus und den Flüchtlingen, die zu uns kommen, müsse eine Absage erteilt werden, hatte Diakonie-Geschäftsführer Schilling wohl auch mit Blick auf die inzwischen wöchentlich stattfindenden Montags-Treffen der Pegida-Anhänger vor dem Hauptbahnhof gesagt. Diese kamen auch gestern dort zusammen, um ihre Parolen zu verbreiten und wurden dabei - wie gleichfalls schon üblich - von Gegendemonstranten gestört.

(RP)
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