Zoo Duisburg Schreckhafte Giraffen und quirlige Affen

Duisburg · Im Revier von Werner Tenter ist einiges los. Er trägt die Verantwortung für fünf Giraffen, 13 Lemuren und drei Hornraben. Jedes Tier hat seine Eigenheiten, vor allem die Giraffen, die er aber gerade wegen ihres eigenen Charakters so gern hat. Ein Ortsbesuch.

Zoo Duisburg: Schreckhafte Giraffen und quirlige Affen
Foto: Christoph Reichwein (crei)

Neugierig steckt Giraffenbulle Kiringo seinen Kopf durch die für ihn viel zu niedrige Tür. Hier geht eigentlich nur Revierpfleger Werner Tenter ein und aus, doch wenn sie schon mal offen steht, möchte auch Kiringo einen Blick riskieren. Bereitwillig lässt er sich streicheln, und mit seinen Lippen nimmt er ganz sanft ein paar Pellets von der Hand des Pflegers auf. Aber Tenter macht sich nichts vor. "Ich glaube nicht, dass er mich erkennt. Giraffen sind ein bisschen schwer von Begriff", sagt er und schmunzelt. Ihnen etwas beizubringen sei fast unmöglich.

"Ich habe mal ein Giraffenkalb mit der Flasche aufgezogen. Jeden Tag aufs Neue wusste es nicht, was ich von ihm wollte. Es hat etwa vier Wochen gedauert, bis es begriffen hat." Trotzdem mag er die Arbeit mit den Netzgiraffen, die ursprünglich aus Afrika stammen, sehr. "Sie haben alle einen eigenen Charakter. Machen nur, was ihnen gefällt." Es könne schon mal vorkommen, dass eine der fünf Langhälse einfach nicht in den Stall möchte, "womöglich, weil da ein Strohhalm falsch liegt", sagt der 61-Jährige. Das könne dann dauern, bis er sie dazu bewegt, rein zu gehen. Seit 38 Jahren arbeitet Tenter im Duisburger Zoo. Seit 16 Jahren kümmert er sich um die Giraffen, die Lemuren und die Hornraben, die auch zu seinem Revier gehören.

Es ist das einzige "Ein-Mann-Revier". Die Arbeit ist trotzdem reichlich. Füttern, Gehege sauber machen, sich um die Tiere kümmern - "manchmal wär es schön, wenn ich einen Partner hätte", antwortet Tenter auf die Frage, ob er das alles allein schaffe. Vor allem aber wünsche er sich oft einen Kollegen, mit dem er sich über das Revier austauschen, Sorgen, Ärger und Freuden teilen könne.

"Manchmal ärgert man sich schon ziemlich, zum Beispiel habe ich mal ein Sixpack Bier im Gehege gefunden und dachte mir, herrje, wie sollst du denn jetzt die betrunkenen Affen in den Stall bekommen?" Es passiere immer wieder, dass Besucher die Tiere fütterten - auch die Giraffen, auf die gleich hinterm Eingang nahezu alle Besucher stoßen. Sie sind so etwas wie das Begrüßungskomitee, stehen oft nah am Zaun und schlecken den Gästen schon mal mit ihrer riesigen blauen Zunge, die laut Tenter einen halben Meter lang werden kann, die Hand ab.

"Ihre Zunge funktioniert ein bisschen wie ein Rüssel", sagt der Revierpfleger. Mit ihr umschlingen die Giraffen in freier Wildbahn die Äste hoch oben an den Bäumen und ziehen dann die Blätter ab. "Die jungen Giraffen nutzen ihre Zunge auch ganz gerne mal, um in der Nase zu bohren", sagt Tenter und lacht. Trotz ihrer Größe scheinen diese Tiere sanftmütig und harmlos zu sein. "Eigentlich sind sie das auch. Aber Giraffen sind Fluchttiere und wenn sie sich erschrecken, was ziemlich oft vorkommt, rennen sie einfach los."

Außerdem müsse man Acht geben vor Giraffenbullen, die, vor allem, wenn sie mit der Hand aufgezogen wurden, den Mensch als Kokurrenz sehen. "Ob man das überlebt, wenn sie einen mit ihrem Kopf zur Seite stoßen? Ich wage das zu bezweifeln. Die haben solch eine Kraft", sagt Tenter. Man müsse also immer ein bisschen vorsichtig sein im Umgang mit diesen oft schreckhaften, langbeinigen Tieren. Am Ende seien es eben immer noch Wildtiere.

(RP)
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