Das "Problemhaus" in Duisburg Schon Fünfjährige Bandenmitglieder

Duisburg · Raub, Körperverletzung, Diebstahl: Strafunmündige Kinder begehen zum Teil schwere Straftaten. Das zeigt ein Lagebild der Duisburger Polizei. Die CDU fordert, "Klaukinder" in Heimen zu betreuen.

Blick auf Duisburgs "Problemhaus" in Rheinhausen
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Foto: dpa, obe hpl

Die Duisburger Polizei hat eine Statistik über die Straftaten der Bewohner des Duisburger "Problemhauses" aufgestellt, in dem überwiegend Migranten aus Rumänien leben. Danach wurden dort in den ersten neun Monaten dieses Jahres insgesamt 150 Tatverdächtige ermittelt, von denen 35 unter 14 Jahre alt und somit noch nicht strafmündig sind. Der jüngste Tatverdächtige ist nach dem Lagebild, das unserer Zeitung vorliegt, erst fünf Jahre alt. Einem Sechsjährigen wird vorsätzliche Körperverletzung vorgeworfen. Ein Zwölfjähriger soll in verschiedenen Städten an Diebstählen und Raubüberfallen beteiligt gewesen sein — unter anderem wurde er in Düsseldorf, Hattingen, Wuppertal, Aachen, Erftstadt und Essen von der Polizei erwischt. Allein in Duisburg sollen "Klaukinder" seit April 2012 für 83 Überfälle an verschiedenen Geldautomaten verantwortlich sein.

Ein Sprecher der Duisburger Polizei erklärte, die Banden seien in der Regel professionell organisiert. Peter Biesenbach, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU im Düsseldorfer Landtag, forderte die Jugendämter auf, verstärkt gegen kriminelle Familien vorzugehen und den Eltern das Sorgerecht zu entziehen. "Es fehlen Einrichtungen, in denen die Kinder in ihrer Muttersprache betreut werden können", sagte der Unionspolitiker. Die Landesregierung dürfe die Kommunen nicht mit dem Problem alleinlassen. Neben Duisburg sind auch Dortmund und Köln stark von der Kinder-Kriminalität betroffen. Die Zahlen der Statistik seien "unglaublich" und überträfen alle Befürchtungen. Der Rechtsstaat müsse zeigen, dass er wehrhaft ist und neben der Hilfe mit Sozialarbeitern wirksame Sanktionen gegen die habe, "denen unsere Rechtsordnung egal ist", forderte Biesenbach.

"Kinder gehören nicht in den Knast"

Auch der Bund der Kriminalbeamten (BdK) in NRW forderte die rot-grüne Landesregierung auf, eine Jugendhilfeeinrichtung zur Betreuung der "Klaukinder" bereitzustellen. "Die Inobhutnahme ist der einzige Weg, den Familien das Handwerk zu legen", sagte Wilfried Albishausen, Chef des BdK in NRW. In Duisburg wurden in diesem Jahr 17 "Klaukinder" in Heimen untergebracht. Die vorhandenen Betreuungsplätze sind nach Ansicht der Stadt bislang ausreichend.

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) stellte klar, dass die "Klaukinder" Opfer von skrupellosen Kriminellen seien. Die Polizei gehe gezielt gegen die Drahtzieher vor. "Kinder gehören nicht in den Knast", betonte Jäger. "Wir müssen sie mit den Mitteln der Jugendhilfe auf den richtigen Weg bringen, damit sie die Kurve kriegen", fügte er hinzu. SPD-Innenexperte Thomas Stotko verlangte eine finanzielle Entlastung der betroffenen Kommunen.

(gmv)
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