Duisburg Schnellsprecher trifft Raubein
Duisburg · "Kabarett trifft Klassik" hieß es am Mittwochabend im gut besuchten Stadttheater. Auf Einladung der Volksbank sorgten Kai Magnus Sting, Wolfgang Trepper und das Daniel Draganov-Ensemble für höchst vergnügliche Stunden.
Bewährtes soll man nicht ändern. Und so gab es jetzt am Mittwochabend im Duisburger Stadttheater vor 600 Zuschauern eine weitere Ausgabe von "Kabarett trifft Klassik", die wiederum von der Volksbank Rhein-Ruhr veranstaltet wurde. Bewährt deshalb, weil die beiden Duisburger Kabarettisten Kai Magnus Sting und Wolfgang Trepper sowie das vorzügliche Daniel Draganov-Ensemble gewissermaßen Garanten für einen unterhaltsamen Abend sind. Und das Konzept ging wieder einmal auf.
Das ist nicht selbstverständlich, sind Kai Magnus Sting (1978 in Duissern geboren) und Wolfgang Trepper (1961 in Rheinhausen geboren) doch höchst unterschiedliche Kabaretttypen. Sting, ein virtuoser Schnellsprecher und Wortartist mit einem hervorragenden Gespür für das humoristische Timing, trifft da auf Trepper, der scheinbar private Geschichten dramaturgisch geschickt aufbaut und mit leisen Pointen ausklingen lässt, der aber auch raubeinig-bös sein kann, besonders wenn er ins Genre des politischen Kabaretts wechselt.
Da wagt sich Trepper bis an die Schwelle der Gemeinheit vor, macht sich über die erste Garde deutscher Politiker her, um sie als intellektuell drittklassig zu demaskieren. Über Steinbrück mutmaßt er gar, dass ihn "der Feind geschickt hat". Guido Westerwelle hält er vor, "seine Stellenbeschreibung als Außenminister nicht gelesen" zu haben, weil er Bundespräsident Joachim Gauck die Aufgabe des Imageverbesserers im Ausland übertragen möchte. Und bei Angela Merkel hegt er den Verdacht, dass diese sich irgendwann die Maske samt Perücke herunterreißt — und Hape Kerkeling erscheint. Bei solchen Ausflügen ins Politische riskiert Trepper, dass einigen im Parkett das Lachen einfriert. Dafür bekommt er von anderen umso stärkeren Beifall.
Ganz auf der sicheren Seite waren Wolfgang Trepper und Kai Magnus Sting, wenn es um das Typische des Rhein-Ruhr-Menschen oder etwa um die nicht von allen verstandenen Neuerungen bei der Informationstechnik geht. Da versucht Sting, herrlich verkomplizierend, Trepper zu erklären, was eine "Flätt Räht" ist, die "fast nichts kostet und dabei noch umsonst ist". Beide erinnern sich an die Zeiten, als die Telefone noch über Wählscheiben verfügten, die dazu führten, dass "bei älteren Menschen die Finger abgewählt sind".
Ein bisschen Aktuelles mit Duisburg-Bezug gab es beim Rückblick auf die Kindheitstage in Rheinhausen auch: Der kleine Wolfgang Trepper habe sich höchstens einmal an der Etagenheizung die Finger verbrannt. So klug sei der MSV-Vorstand nicht: Der verbrenne sich gleich mehrfach die Finger. "Und das im Sommer!" Im Übrigen beherzige man beim MSV den Wahlspruch der Volksbank: "Wir machen den Weg frei!"
Besonders köstlich waren wieder einmal die Nachbarn-Geschichten von Kai Magnus Sting. Zwar war die Rezeptur des Nudelsalats, die da nachts um halb drei häuserübergreifend ausgetauscht wurde, nicht ganz neu, doch amüsierte das Crescendo der appetitanregenden Story auch diesmal; zumal Sting die "Nummer" perfekt — und wohl auch verfeinert — auf die Bühne brachte.
Das Daniel Draganov-Ensemble war weit mehr als der musikalische Rahmen des Abends. Die Musiker um den langjährigen Geiger und Stimmführer der Duisburger Philharmoniker, der nun im Orchester der Deutschen Oper Berlin spielt, waren als Sextett ein Gegenstück zum Wortkabarett. Mit beschwingten Melodien und hörbarer Spielfreude wurden dem Publikum vergnügliche Stunden bereitet.