Duisburg Anwohner denken zuerst an Bombe

Duisburg · Explosion eines Tankschiffs im Duisburger Hafen: Viele Anwohner zeigen sich nach dem Unglück in der Schiffswerft in Meiderich bestürzt und berichten, die Druckwelle selbst gespürt zu haben.

Nahezu jeder Anwohner in Meiderich hatte es gestern Morgen mitbekommen: Das Unglück in der Schiffswerft an der Schlickerstraße war DAS Gesprächsthema am gestrigen Vormittag. In den anliegenden Straßen nahe der Schiffswerft unterhielten sich viele Nachbarn vom Balkon aus über die Explosion, bei der zwei Menschen starben und drei verletzt wurden.

Um 8.40 Uhr erschütterte die Druckwelle des Unglücks auf dem Tankschiff die Wohnhäuser buchstäblich. "Die Scheiben zitterten, es kam Putz runter", berichtete die Frau des Betreibers einer Trinkhalle an der Gerrickstraße. Sie sei im Kiosk gewesen, als es plötzlich laut knallte und "alles bebte, als ob es gleich kaputtgehen würde".

Zwei Tote bei Explosion eines Schiffs im Duisburger Hafen
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Tote bei Explosion im Hafen Duisburg

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Foto: Christoph Reichwein

Im ersten Moment habe sie an eine Bombe gedacht. Der Sohn jedoch, der auch dabei gewesen sei, habe "sich direkt gedacht, dass etwas im Hafen passiert ist." Es komme häufiger vor, dass von der Schrottinsel Rauchschwaden über die Häuser ziehen, jedoch sei der Knall so intensiv gewesen, dass klar gewesen sei: "Da ist was Großes passiert."

Auch auf der Bürgermeister-Pütz-Straße ist die Druckwelle deutlich zu spüren gewesen: "Das hat richtig gescheppert bei mir im Nacken", sagte Verkäuferin Hannelore Kassulke. Sie hatte am gestrigen Morgen Dienst an der Total-Tankstelle nahe der Auffahrt zur A 59. Auch sie habe im ersten Moment an eine Bombe gedacht. "Ich habe noch nie so einen festen Knall gehört." Später habe sie schwarzen Qualm aufsteigen sehen, auch Kundschaft sei zu diesem Zeitpunkt im Laden gewesen. "Dann habe ich die Türen zugemacht, dass der Dreck nicht hier reinzieht."

Ein Kunde berichtete, dass er zuhause war, als es knallte. "Das haben ja alle mitgekriegt", sagt er. Viele hätten im ersten Moment gedacht, dass eine Bombe Grund für die Explosion sei. "Aber nach den ganzen Sachen, die zurzeit passieren, traut man sich sowieso nicht mehr, irgendwo hinzugehen", sagt der Mann.

Der Besitzer der Trinkhalle an der Gerrickstraße hat andere Bedenken: "Man weiß ja nicht, was da austritt oder brennt, und ob das gefährliche Chemikalien sind." Für seine Familie und ihn sei es nicht die erste Erfahrung. "Von der Schrottinsel zieht auch immer wieder was rüber", so der Südländer.

Auch wenn Polizei und Feuerwehr gestern versicherten, es bestehe keine Gefahr durch den Qualm, traue er dem nicht so ganz. "Das hatten wir schon einige Male", berichtete er. "Da kommt erst eine Warnung, danach heißt es, alles sei halb so wild, und dann klagen die Leute hier über Kopfschmerzen oder gereizte Augen."

Vor allem "tun mir die Familien der Toten leid", erklärt der Verkäufer weiter. Er kenne viele in der Siedlung persönlich. Sein Büdchen sei gut besucht, sowohl Anwohner, als auch Patienten und Ärzte aus dem Herzzentrum in der Nähe kauften bei ihm ein. "Kann sein, dass ich auch die Familien der Opfer kenne", sagt er.

(zuew)
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