Duisburg Schießerei: Wirt und Kellner in U-Haft

Bei einer Schießerei am Samstag wurden in Duisburg vier Männer verletzt. Im Verlauf einer einer Streiterei am Vormittag wurden in einem Lokal am Hauptbahnhof Schüsse abgefeuert. Laut Polizeiangaben wurden zwei der Männer im Alter zwischen 29 und 48 Jahren ins Bein getroffen, ein weiterer mit einem Schuss in den Schulterbereich verletzt. Ein vierter erlitt eine Stichwunde im Gesäßbereich. Sie wurden in Krankenhäuser gebracht, schwebten aber nicht in Lebensgefahr. Der mit einem Revolver bewaffnete Wirt und ein Kellner wurden wegen gemeinschaftlich versuchten Totschlags in Untersuchungshaft genommen.

 Der Duisburger Bahnhof war am Freitag zeitweise gesperrt.

Der Duisburger Bahnhof war am Freitag zeitweise gesperrt.

Foto: ddp

Hintergrund der Schießerei sei möglicherweise eine Schutzgelderpressung, sagte Polizeisprecher Achim Blattermann am Sonntag. Der 40 Jahre alte Wirt türkischer Herkunft habe deswegen bereits Anfang vergangenen Jahres Anzeige erstattet. Später gab er seine Gaststätte auf, eröffnete sie aber Ende 2007 wieder.

Den Ermittlungen zufolge waren am Samstagmorgen sieben Männer türkischer Herkunft in das Lokal im Stadtteil Neudorf gekommen, die nach Aussage von Zeugen einen "aggressiven Eindruck" machten. Einer der Männer habe den Wirt zum Tisch ziehen wollen, worauf dieser nach eigenen Angaben in die Decke schoss. Die sieben Gäste rannten nach Angaben der Ermittler daraufhin aus dem Lokal und schossen zurück.

Von mindestens drei Waffen fehle bislang jedoch jede Spur, sagte der Sprecher. Zudem sei mit dem Revolver des Wirts offenbar überhaupt nicht geschossen worden. Die Beteiligten seien aber "wenig aussagefreudig", was die Ermittlungen deutlich erschwere, klagte Blättermann. Die Schusslöcher in der Decke und den Möbeln des Lokals werden derzeit noch untersucht - einige der Schussspuren stammen laut Polizei offenbar von früheren Schießereien.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) forderte angesichts der Schießerei eine zentrale Vernetzung aller Schusswaffenregister in Deutschland. Zudem kritisierte die Gewerkschaft, wegen der schlechten Personallage seien unregelmäßige Razzien in Milieukneipen kaum noch möglich. "Ein Verfolgungsdruck ist kaum noch vorhanden", erklärte der DPolG-Bundesvorsitzende Rainer Wendt. "Deshalb brauchen wir endlich wieder Eingreifeinheiten, die auch ohne konkreten Tatverdacht Kontrollen vornehmen und nach Waffen, Rauschgift und anderen Hinweisen auf Kriminalität suchen." Außerdem müssten wieder verdeckte Ermittler im kriminellen Milieu tätig sein, die anlassunabhängig ermittelten.

Nach Angaben der Polizeigewerkschaft sind in mehreren hundert lokalen Registern bundesweit mehr als zehn Millionen Schusswaffen registriert. Mehr als 20 Millionen weitere seien Schätzungen zufolge völlig unkontrolliert um Umlauf. "Allein in Nordrhein-Westfalen existieren 47 Register für Schusswaffen, keines davon ist miteinander verbunden oder gar elektronisch vernetzt", sagte Wendt. Er zeigte sich jedoch optimistisch, dass eine neue EU-Richtlinie die Bundesländer künftig zwinge, ihre Register zu vernetzen.

(ap)
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