Duisburg Schaffner-Prunkfahne fürs Museum

Duisburg · Auf einem Bahnsteig wurde gestern eine historische Fahne der Bahnhofsschaffner präsentiert, die dank der Bürgerstiftung und eines privaten Sammlers nun zur Sammlung des Kultur- und Stadthistorischen Museums gehört.

 Manfred Berns (l.) von der Bürgerstiftung und Ralf H. Althoff vom Kultur- und Stadthistorischen Museum präsentierten gestern die prunkvolle historische Fahne im Hauptbahnhof. Ab heute liegt das Prunkstück im Museum.

Manfred Berns (l.) von der Bürgerstiftung und Ralf H. Althoff vom Kultur- und Stadthistorischen Museum präsentierten gestern die prunkvolle historische Fahne im Hauptbahnhof. Ab heute liegt das Prunkstück im Museum.

Foto: ralf hohl

"Hand in Hand - Für unsern Stand" steht auf einer Seite der historischen Fahne des Bundes der Bahnhofsschaffner geschrieben, die gestern am Duisburg Hauptbahnhof gezeigt wurde. Ein Titel, der die Geschichte der Fahne von 1929 bis heute gut zusammenfasst. Im Frühjahr wurde sie in einer Zusammenarbeit des Kultur- und Stadthistorischem Museums und der gemeinnützigen AG Bürgerstiftung Duisburg von einem privaten Sammler angekauft.

Prunkvoll mit Samt und Goldbrokat gefertigt ist sie der Star des Bahnsteigs, auf dem einige Leute auf ihren Zug nach Berlin warten. "Ist das Handarbeit? Das sieht wirklich toll aus", schwärmte eine Passantin über die Fahne.

Tatsächlich ist sie wertvolle Handarbeit, diese Fahne - und obwohl auf der anderen Seite wörtlich nur der "Bezirk Essen" erwähnt ist, wissen Historiker und Archivare, dass die Geschichte der Fahne in Duisburg liegt. Sie lässt sich nicht nur auf die Duisburger Fahnenfabrik als Herstellungsort zurückführen, sondern von den zehn Stocknägeln auf der Fahne, die Widmungen verschiedener Institutionen darstellen, stammt die Hälfte aus Duisburg (von der Fahnenfabrik selbst, von Duisburger Bahnbeamten und Rangierern bzw. deren Vereinen), kein einziger aus Essen.

Die auf den Stocknägeln verzeichneten Anlässe lassen auf die Nutzungsweise der Fahne auf Festen schließen. So gibt es eine Plakette "In treuer Freundschaft" des Bezirks Köln und zwei Plaketten, die auf das Ereignis hinweisen, das zur Entstehung der Fahne geführt hat, das 25-jährige Bestehen des Bundes der Bahnhofsschaffner von 1904 bis 1929. Wahrscheinlich wurde die Fahne auch danach nur zu feierlichen Anlässen gezeigt, ähnlich wie bei Schützenfesten, bei denen die Schaffner stolz in Paradeuniformen auftraten.

Der historische Wert der Fahne ist immens, da Fahnen aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg grundsätzlich rar sind, viele wurden durch Kriegseinwirkungen zerstört. Die Fahne ist bis auf den fehlenden Stockaufsatz noch gut erhalten. Es ist zu vermuten, dass der ursprüngliche Flügelradaufsatz (oder Adler) nach 1933 durch einen Hakenkreuzaufsatz ersetzt wurde, welcher wiederum nach 1945 schnell entfernt wurde. Dass die Fahne überlebt hat, ist wahrscheinlich dem sorgsamen Umgang eines Schaffners zu verdanken.

Die Fahne muss jahrzehntelang in dem Keller eines Schaffners gelegen haben, bis dieser verstarb, vermuten Ralf H. Althoff, der stellvertretende Direktor des Kultur- und Stadthistorischen Museums und Manfred Berns, Geschäftsführer der gemeinnützigen AG Bürgerstiftung Duisburg. Sie sind froh, das textile Erinnerungsstück von dem privaten Sammler ergattert zu haben. Da der Sammler eigentlich einen anderen Geschäftsschwerpunkt hat, bot er die Fahne dem Museum an, dieses verfügt aber seit Jahren nicht mehr über einen Ankaufetat. Glücklicherweise fanden sich Spender in der Bürgerstiftung, die den Ankauf der Fahne möglich gemacht haben.

Für Ralf H. Althoff und Manfred Berns ist das ein Zeichen - sie sind "Hand in Hand" mit ihren Institutionen, mit Duisburger Bürgern, gegangen, um ein schönes und seltenes Stück Stadtgeschichte zu retten. Sie finden, dass sich der Bund der Bahnhofsschaffner ein "gutes Motto" auf die Fahne geschrieben hat, nach dem man auch heute noch mit gutem Gewissen agieren kann.

Wer in den nächsten Wochen im Kultur- und Stadthistorischem Museum Duisburg (Johannes-Corputius-Platz 1, Innenhafen) nach der Fahne fragt, dem wird diese gerne mit Erklärung aller Einzelheiten präsentiert. Über eine Ausstellung zu historischen Organisationen der Bahn, um der Fahne das Rampenlicht und den Kontext zu bieten, den sie verdient, wird noch nachgedacht.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort