Vereitelter Anschlag auf Pro-NRW-Chef Salafist machte Ausbildung bei der Stadt Duisburg

Duisburg · Einer der vier festgenommenen Salafisten, die ein Attentat auf den NRW-Vorsitzenden der rechtsextremen Partei Pro NRW geplant haben sollen, hat nach Informationen unserer Redaktion von 2008 bis 2010 eine Ausbildung zum Verwaltungsfachwirt bei der Stadt Duisburg gemacht und anschließend im städtischen Jobcenter gearbeitet.

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Foto: afp, FETHI BELAID

Dabei soll es sich um den 25 Jahre alten Deutsch-Türken Koray D. handeln, der sich nach seiner Tätigkeit bei der Stadt Duisburg um eine Einstellung in den Bremer Polizeidienst bewarb — aber wegen Terrorverdachts vor seiner Vereidigung kurzzeitig festgesetzt wurde. Die Stadt Duisburg wollte sich am Dienstag zu dem Thema nicht äußern. "Kein Kommentar", sagte ein Stadtsprecher.

Bei seinen früheren Kollegen sitzt der Schock tief: Dass der Islam das Leben von Koray D. immer massiver bestimmte — das war ihnen nicht entgangen. "Wir haben sogar Witze gemacht: ,Das ist bestimmt ein Schläfer.' Aber das hat doch keiner wirklich geglaubt", sagt einer, der mit dem terrorverdächtigen Salafisten die Ausbildung absolvierte. Koray D. soll in Aachen geboren sein, die Mutter ist Deutsche, der Vater Türke. Als Koray D. seine Ausbildung in Duisburg begann, habe er noch bei seiner Familie in Wülfrath gelebt. "Das war eigentlich ein lieber netter Kerl. Vielleicht ein bisschen einzelgängerisch, so der Typ Computer-Nerd, unauffällig", sagt ein früherer Mitauszubildender, "und mit Islam oder so hatte der eigentlich nichts zu tun."

Das habe sich erst geändert, als Koray D. 2009 nach Essen gezogen und dort mit einem Moscheeverein in Kontakt gekommen sei. Da habe er begonnen, sich anders zu benehmen, und als äußeres Zeichen seiner Veränderung habe er sich einen Bart wachsen lassen.

Im Studieninstitut Duisburg in Buchholz, wo der praxisbegleitende Unterricht für die angehenden Verwaltungsfachwirte der Stadt stattfindet, soll es zum Eklat gekommen sein, als Koray D. für sich einen Gebetsraum verlangt habe, den man ihm nicht zugestehen wollte. "Wenn wir da mal zwei Freistunden hatten, ist er in die Moschee gerannt", sagt ein Ex-Kollege. Mit dem Verlangen nach einem Raum zum Beten soll er auch angeeckt sein, als er im Rahmen seiner Ausbildung im Bereich Kommunikation des Oberbürgermeisters eingesetzt gewesen sei. Koray D. habe seine Ausbildung dann 2010 abgeschlossen und zunächst in der Hauptgeschäftsstelle des Duisburger Jobcenters als Arbeitsvermittler gearbeitet. Im Frühjahr 2011 habe er dann seinen Job gekündigt und erklärt, er wolle jetzt in Bonn studieren.

Nun ermittelt die Bundesanwaltschaft gegen ihn, nachdem er in der vergangenen Woche vom SEK in einer Bonner Wohnung festgenommen worden war. Er hatte eine scharfe Schusswaffe bei sich.

(RP/jco)
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