Duisburg Romantischer Remix

Duisburg · Die Deutsche Oper am Rhein übernahm ihren neu zusammengestellten Ballettabend "reprise.01" jetzt in ihr Duisburger Haus. Das sind drei besonders erfolgreiche Choreographien von Ballettdirektor Martin Schläpfer.

 Forellenquintett: Die Ideen und Bilder fließen.

Forellenquintett: Die Ideen und Bilder fließen.

Foto: gert weigelt

Eine richtige Übenahmepremiere war das nicht, als die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg jetzt ihren neu zusammengestellten Ballettabend "reprise.01" in ihr Duisburger Haus übernahm. Denn die drei besonders romantischen und besonders erfolgreichen Choreographien von Ballettdirektor Martin Schläpfer waren zuvor schon in Duisburg und Düsseldorf gelaufen, als Teile der Ballettabende "b.01", "b.06" und "b.03", zum Teil auch schon früher in Mainz.

Es war aber auch mehr als eine schnöde Wiederaufnahme, denn die drei Werke sind ja immer wieder eine neue Herausforderung für die Compagnie, sie müssen sich immer wieder neu bewähren, und in der geänderten Abfolge entwickeln sie eine ganz neue dramaturgische Sogkraft. Selten hatte Ballett eine solche Wirkung als blaue Blume. Aber Schläpfer wäre nicht Schläpfer, würde er Romantik mit Wellness verwechseln. Da werden auch erotische und andere Abgründe gezeigt, da wird der Spitzenschuh immer mal wieder energisch in den Boden gerammt. Schläpfers schräger Humor hilft dabei, sich nicht in der romantischen Sehnsucht nach einer besseren Welt hinter der so genannten Realität zu verlieren.

Atemberaubend

Das Wien-Ballett "Marsch, Walzer, Polka" auf vier Stücke der Strauß-Dynastie ist trotz Donauwalzer kein Anti-Neujahrskonzert, sondern eine liebevoll-kritische Hommage an den Geist der Donaumetropole. "Forellenquintett" nach Franz Schubert ist wahrscheinlich gerade deshalb so atemberaubend, weil Martin Schläpfer es hier nach eigener Aussage einfach wagte, "die Ideen und Bilder fließen zu lassen" und damit ganz nebenbei ein Kompendium seiner Tanzkunst schuf. "Reformationssymphonie" nach Felix Mendelssohn setzt Glauben und Zweifeln kongenial in Bewegung um.

Eine Schlüsselrolle in dem durchweg erstklassigen Ensemble hat der Ausnahmetänzer Jörg Weinöhl. In "Marsch, Walzer, Polka" gehört ihm das abschließende Solo auf den Radetzky-Marsch als herrliche Militarismus-Parodie. In "Forellenquintett" ist er der Fischer mit den Gummistiefeln. Und in "Reformationssymphonie" ist er der verzweifelte Beter.

Als Dirigent und Pianist sorgt Rheinopern-Kapellmeister Christoph Altstaedt im Graben für unaufdringliche Qualität, die auch konzertfähig gewesen wäre. Die Duisburger Philharmoniker wirkten ausgesprochen konzentriert, vor allem in Schuberts Forellenquintett die Stimmführer Siegfried Rivinius (Violine), Mathias Feger (Viola), Friedemann Pardall (Violoncello) und Sigrid Jann-Breitling (Kontrabass). Das Ganze muss man erlebt haben.

(hod)
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