Duisburg Rocker-Prozess: Auftakt ohne Kutten

Duisburg · Unter massivem Polizeischutz begann gestern vor dem Landgericht der Prozess gegen die ehemalige Satudarah-Spitze. Nach der Anklageverlesung zog sich die Kammer mit Staatsanwälten und Verteidigern zu internen Gesprächen zurück.

Auftakt des Rocker-Prozesses in Duisburg
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Auftakt des Rocker-Prozesses in Duisburg

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Das Landgericht Duisburg glich gestern Morgen anlässlich des Prozessauftakts gegen den ehemaligen Satudarah-Chef Yildiray K. und seinen Stellvertreter Baris T. einem Hochsicherheitstrakt. 20 Einsatzfahrzeuge der Hundertschaft parkten auf dem König-Heinrich-Platz. An den Zugängen zum Platz waren Beamte postiert, um zu kontrollieren, ob die Anhänger der Rockergruppierung wie von der Stadt verfügt auf ihre "Kutten" verzichteten.

Auch auf dem Dach des City-Palais standen Beamte, um die Lage im Blick zu haben. Der erwartete große Ansturm von Satudarah-Mitgliedern blieb gestern jedoch aus. Zwischenrufe und Störungen durch das Publikum gab es beim Prozessauftakt nicht. Ein schwer bewaffnetes SEK-Team der Polizei brachte die Angeklagten in das Gericht.

Als Yildiray K., so der bürgerliche Name von "Ali Osman", auf die Anklagebank geführt und von seinen Handschellen befreit wurde, erkannten viele den ehemaligen Präsidenten des Deutschland-Clubs der niederländischen Rockergruppe nicht auf Anhieb. Osman, der sich bis zu seiner Festnahme im April vergangenen Jahres stets in Satudarah-Kluft, mit Mütze und Ziegenbart präsentierte, machte einen hageren Eindruck und wirkte in schlichtem schwarzen Hemd ungewohnt "normal".

Zwei Vertreter der Staatsanwaltschaft Duisburg verlasen abwechselnd die umfangreiche Anklageschrift. Yildiray K. und Baris T. wird unter anderem die illegale Einfuhr sowie der unerlaubte Besitz und Handel mit Drogen und Waffen, darunter schwere Kriegswaffen, in zahlreichen Fällen sowie die Anstiftung zu einem Sprengstoffanschlag vorgeworfen. Im August 2012 sollen die ehemaligen Satudarah-Chefs Dritte dazu bestimmt zu haben, einen Anschlag mit einer Handgranate auf das Clubhaus der verfeindeten "Hells Angels" in Rheinhausen zu verüben.

Da das Gebäude zu dieser Zeit leer stand, entstand nur ein Sachschaden. Glücklicherweise wurde auch bei einem Anschlag auf einen Kiosk im Februar 2013, den die Angeklagten in Auftrag gegeben haben sollen, niemand verletzt. 13 Schüsse wurden damals auf das Büdchen in Beeck abgegeben. Beschädigt wurde dabei auch ein benachbarter Friseursalon. Ein Drogenkurier, der an zahlreichen Taten beteiligt war, wurde bereits im vergangenen Jahr vom Landgericht Duisburg zu mehr als sechs Jahren Haft verurteilt.

Der 37-jährige Yildiray K. und der 25 Jahre alte Baris T. zeigten bei der Verlesung der Anklage kaum eine Regung. Gelegentlich schmunzelten die Angeklagten bei einzelnen Tatvorwürfen. Ob sie zur Sache aussagen oder von ihrem Schweigerecht Gebrauch machen wollen, müssen sie erst bei Fortsetzung des Prozesses am 21. Januar mitteilen. Gestern wurde die Verhandlung nämlich zunächst unterbrochen. Der Vorsitzende Richter der sechsten großen Strafkammer teilte mit, dass sich die Verfahrensbeteiligten im Rahmen interner Gespräche über eine Verständigung beraten werden. Nach der Strafprozessordnung soll Bestandteil derartiger Gespräche ein Geständnis sein.

Das Ergebnis der Beratungen wird die Kammer am 21. Januar mitteilen.

(RP)
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