Duisburg Rocker muss lange hinter Gitter

Der tödliche Streit vor dem Vereinslokal der "Bandidos" fand am Montag vor dem Landgericht ein vorläufiges Ende. Der Schütze zeigte bei der Urteilsverkündung kein Zeichen von Reue.

Rocker-Prozess: Elf Jahre Haft für "Hells-Angels-Mitglied"
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Bis am Abend des 8.Oktober vorigen Jahres glaubte wohl so mancher Duisburger Autofahrer, dass der "Fat Mexican" unterhalb des Stadtwerketurms an der Charlottenstraße ein mexikanisches Restaurant in nicht gerade bester Lage ist. Doch mit den tödlichen Schüssen auf ein 32-jährigen vor dem gelbgestrichenen Gebäude war schlagartig jedem bekannt, dass die Motorradgang "Bandidos" dort ihr Hauptquartier hatte.

Kalt und emotionslos

Die Augen des 31-jährigen Angeklagten Timur A. waren eiskalt, der Gesichtsausdruck leer, Reue war bei ihm nicht zu erkennen. Die fünfte große Strafkammer des Duisburger Landgerichts verurteilte ihn wegen Totschlags zu einer Haftstrafe von elf Jahren. Emotionslos nahm Timur A. das Urteil des Richters entgegen. Kein Wort. Stattdessen: ein arrogantes Lächeln und ein Daumen-hoch-Zeichen Richtung Zuschauerbank — als wollte er sagen: ist doch alles gut gelaufen. Ein letzter Blick zu seinem Verteidiger, dann wurde der 31-Jährige ohne Handschellen von zwei Justizbeamten aus dem Saal geführt. Mit seiner Verurteilung endete eine lange Zeit großer Verunsicherung. Die meisten Duisburger erfuhren im Herbst zum ersten Mal davon, dass die Bandidos und die verfeindeten "Hell's Angels" im Rotlichtmilieu rund um die Charlottenstraße ihr Geld verdienen. Als Timur A. auf seinen Kontrahenten schoss und ihn tödlich traf, da befürchtete nicht nur die Polizei, dass nun der Bandenkrieg in der Duisburger Altstadt eskalieren würde.

Freund und Seiten gewechselt

Doch sehr schnell fanden die ermittelnden Beamten heraus, dass die beiden Männer wohl wegen einer Frau in Streit geraten waren, die mit dem Wechsel ihres Freundes auch die Motorradgang-Seiten gewechselt hatte. Wochenlang war die Polizei danach vor dem "Fat Mexican" Dauergast, mal mit einigen Beamten, mal mit einem personellen Großaufgebot. Immer wieder wurde das Bandido-Vereinslokal durchsucht, und ein um das andere Mal wurden Waffen beschlagnahmt.

Als im März der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter begann, verwandelte sich das Landgericht am König-Heinrich-Platz in eine Festung. An den Duisburger Einfallstraßen kontrollierte Polizei, rund um das Justizgebäude ebenso. Und wer ins Gericht hinein wollte, musste sich einer strengeren Überprüfung unterziehen als am Flughafen. Mit jedem Verhandlungstag nahm das Polizeiaufgebot weiter ab. Denn Bandidos und Hell's Angels hatten medienwirksamen Frieden geschlossen, vermutlich die einzige Chance, um wieder aus dem Fokus der Polizei zu kommen.

Auch bei der Urteilsverkündung sicherten nur noch wenige Polizisten das Gerichtsgebäude ab - selbst die Mitglieder der verfeindeten Rockerbanden, die auf den Zuschauerbänken saßen, konnte man an einer Hand abzählen.

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