Duisburg Rheinwiesen - nur für Schafe

Duisburg · Der jahrzehntelange Streit zwischen Schäfern und Hundehaltern in den Rheinwiesen ist durch die Aufstellung von Verbotsschildern eskaliert. Die Schäfer wollen die Wiesen weitgehend allein nutzen. Ein "runder Tisch" soll helfen.

Die Atmosphäre hat sich aufgeheizt: Unter den über 20 000 Hundehaltern in der Stadt kursieren Unterschriftenlisten, am Mittwochabend forderte die Bezirksvertretung Homberg / Ruhrort / Baerl einstimmig die Entfernung der Schilder, drei Schäfer hielten gestern eine Pressekonferenz im Schafstall ab, und am kommenden Donnerstag gibt es ein Gespräch bei Stadtdirektor Dr. Peter Greulich mit Vertretern der Hundehalter, der Schäfer, des Immobilien Management Duisburg (IMD)und der Verwaltung. Stein des Anstoßes waren Verbotsschilder, die das IMD an den meisten Zugängen zu den Rhein- und Ruhrwiesen aufhängen ließ. Schon der Anfang ("Achtung! Verpachtete Flächen! Das Betreten der Wiesen und der Freilauf von Hunden sind hier grundsätzlich nicht gestattet. Den Pächtern steht das Hausrecht zu.") brachte viele Duisburger auf die Palme. Gestern verteidigten die drei Schäfer Ralf Stallmeister (Meiderich, Homberg, Baerl), Peter Metten (Neuenkamp, Kaßlerfeld, Friemersheim) und Franz Discher (Beeckerwerth, Laar) das Aufstellen der Schilder. Zusammen mit der Schäferei Lupp (Rheinhausen) sind die Wiesen an Rhein und Ruhr in Duisburg fast vollständig an die Herdenhalter verpachtet. "Wir betreiben Landschaftsschutz und ökologische Deichpflege. Die Wiesen sind größtenteils Landschaftsschutzgebiete", so Stallmeister. Die Folge: Spaziergänger sollten sich möglichst nur auf der Deichkrone bewegen, Hunde sind an einer höchstens 1,80 Meter langen Leine zu halten, Drachensteigen ist genau so verboten wie Campieren oder Grillen. Hundekot übertrage Krankheiten auf die Schafe, erst apportierte und dann liegen gelassene Stöcke beschädigten die Erntemaschinen. Stallmeister beklagt jedes Jahr den Verlust von bis zu zehn Schafen, die von freilaufenden Hunden gerissen wurden. Aber die Fälle, in denen Schäfer und Hundehalter in den Wiesen aneinander geraten, häufen sich zusehends.

Als erste Reaktion haben sich zahlreiche Hundehalter zu den "Duisburger Hundefreunden" zusammengeschlossen. Auf ihrer Internetseite (www.duisburger-hundefreunde.de) gab es innerhalb weniger Tage mehrere hundert Einträge ins Gästebuch. "Wenn das Verbot nicht aufgehoben wird, werden wir Klage einreichen", so ein Sprecher. Unter den "Hundefreunden" gibt es auch Richter, Rechtsanwälte — und Mitarbeiter des Ordnungsamtes. IMD-Chef Uwe Rohde erklärte in der Bezirksvertretung, er würde die Schilder am liebsten wieder wegnehmen lassen. Sollten die Schäfer noch aggressiver auftreten, könnten in letzter Konsequenz auch die Pachtverträge gekündigt werden.

(RP)
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