„Don Carlo“ in der Mercatorhalle Ein politisches Familiendrama

Duisburg · Die Rheinoper Düsseldorf/Duisburg führte jetzt Verdis Oper „Don Carlo“ konzertant in der Mercatorhalle auf. Die RP war live dabei.

 Sopranistin Olesya Golovneva überzeugte in der Rolle als Elisabetta.

Sopranistin Olesya Golovneva überzeugte in der Rolle als Elisabetta.

Foto: Kerstin Kühne

Für menschliche Beziehungen, ob Freundschaft oder Liebe, ist im Spanien Philipps II. – das war historisch um 1560 – kein Platz. Der König muss mit Marquis Posa einen Geistesverwandten töten lassen, sein Sohn Carlo muss Elisabetta an seinen Vater abtreten, die einst ihm versprochen war, und verliert am Ende ebenfalls sein Leben. Allein die Macht des Großinquisitors ist ungebrochen und stärker denn je. In seiner Oper „Don Carlo“ nach Schillers Schauspiel „Don Carlos“ (1787) findet Giuseppe Verdi erstmals zu einer Melodik, die ganz in Dienst des Dramas steht, und zu einer charakterisierenden Instrumentation, etwa wenn der Idealist Posa fast einen Heiligenschein aus hohen Holzbläsern erhält, der finstere Großinquisitor dagegen unter anderem das besonders tiefe Kontrafagott. An der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg wird seit drei Jahren die gängige Fassung in italienischer Sprache und in vier Akten gegeben, die 1884 in Mailand uraufgeführt wurde.

Wegen des immensen Wasserschadens im Theater (die RP berichtete) musste die Rheinoper jetzt ihre Duisburger Wiederaufnahme dieser Produktion konzertant ablaufen lassen, sprich ohne Bühnenbild, Kostüme und Inszenierung. Doch fast so eindrucksvoll wie wenige Tage zuvor bei Richard Wagners Musikdrama „Götterdämmerung“ (die RP berichtete ebenfalls) wurde die Philharmonie Mercatorhalle auch bei „Don Carlo“ zu einem Tempel des Musiktheaters, in dem die Oper halbszenisch angedeutet wurde und die Duisburger Philharmoniker noch größer herauskamen als im Orchestergraben. Das lag auch an den vorzüglichen Solisten, allen voran der Bassist Bogdan Talos bei seinem sensationellen Debüt als Filippo II., bis zu seiner berühmten und auch hier berührenden Arie „Ella giammai m’amò“ („Sie hat mich nie geliebt“).

Erwähnt werden müssen zumindest der Tenor Eduardo Aladrén als Don Carlo, die Sopranistin Olesya Golevneva als Elisabetta und die als Prinzessin Eboli eingesprungene Mezzosopranistin Ketevan Kemoklidze. Der von Gerhard Michalski einstudierte Chor und Extrachor der Rheinoper hatte eindrucksvolle Auftritte. Der australische Gastdirigent Nicholas Carter, im Hauptberuf Chefdirigent in Kärnten, sorgte für eine solide und emotional ansprechende Aufführung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort