Autorenlesung Rheinhausen-Krimi begeistert blinde Zuhörer

Rheinhausen · Die Duisburger Autorin Sabine Thomas las aus ihrem neuesten Werk „Ein alter Schmerz“ am Originalschauplatz.

 Sabine Thomas las aus ihrem Krimi „Ein alter Schmerz“.

Sabine Thomas las aus ihrem Krimi „Ein alter Schmerz“.

Foto: Sabine Thomas

Sie kennen sich aus dem Berufsleben, die am Duisburger Amtsgericht als Richterin tätige Petra Bungart und die ehemalige Rechtsanwältin Sabine Thomas, die insgesamt 26 Jahre lang in einer Kanzlei in Duisburg-Rheinhausen tätig war. Doch ihre jetzige Begegnung, so geschehen am vergangenen Samstag in Rheinhausen, hatte mit ihrer gemeinsamen juristischen Profession nichts zu tun. Stattdessen war es ihr jeweiliges privates Engagement: Bungart ist nämlich erblindet und im Duisburger Blinden- und Sehbehindertenverein aktiv, Thomas liest beziehungsweise schreibt gerne und ist als Autorin aktiv.

Hintergrund für das außerberufliche Aufeinandertreffen am Samstag war die Realisierung der vor einigen Monaten gemeinsam geborenen Idee, eine Lesung mit Thomas für Menschen mit Sehbehinderung zu machen, organisiert und veranstaltet von Bungart im Auftrag des Blinden- und Sehbehindertenvereins. „Gerade in turbulenten Familiengerichtssitzungen empfand ich Thomas‘ dunkle und ruhige Stimme als stets wohltuend“, erzählte die Richterin dem Publikum. Das wiederum hätte sie veranlasst, an einer Lesung aus Thomas‘ letztem Buch „Hell wie der Mond und stark wie Eisen“ teilzunehmen. Bei ihrer letzten gemeinsamen Begegnung, wäre dann der neue Rheinhausen-Krimi „Ein alter Schmerz“ zur Sprache gekommen, so Bungart. „Damit war der Plan perfekt.“

Als Ort der Veranstaltung wählten die beiden das Casino Bliersheim, weil dieser zugleich auch Schauplatz in dem besagten Rheinhausen-Krimi ist. Gelesen wurde im Teesalon, einem doppelflügeligen, eleganten Raum mit altem Parkett und antiken Mobiliar. Die Besucher saßen an vier übergroßen, runden, Tischen. Auf diese Weise entstand eine behagliche, fast intime Atmosphäre, die der Kriminalgeschichte gut zu Gesicht stand. Gekommen waren rund 40 Gäste, viele davon blind mit ihren sehenden Begleitern oder Blindenhunden.

Im Nachgespräch mit der Autorin schilderten die Besucher dann ihre Eindrücke von der Lesung. Die Teilnehmer wären sehr interessiert gewesen und zeigten sich von den, wie sie meinten, bildgewaltigen Beschreibungen von Menschen und Örtlichkeiten in dem Krimi beeindruckt. Eine blinde Zuhörerin meinte, es entstünden in ihrem Inneren beim Zuhören ganz genaue Bilder und Vorstellungen. Jemand anderes wollte dagegen von Thomas wissen, ob es für sie anders sei, vor Blinden zu lesen.

Thomas: „Ich fand die Lesung angenehm ruhig und alle haben konzentriert zugehört. Ich habe mich bemüht, besonders lebendig und mit unterschiedlichen Tonarten und Sprechweisen die Figuren sprechen zu lassen. Blinde sind vor allem nämlich auf meine Stimme angewiesen. Ertappt habe ich mich aber dabei, dass ich bei meinen Erläuterungen mit der Schwierigkeit zu kämpfen gehabt habe, nicht auf visueller Ebene zu antworten: wie zum Beispiel, als ich sagte: ‚Wir werden nachher sehen...‘.“

Abschließend gab Thomas noch den Hinweis, dass ihr Buch gegenwärtig bei der Deutschen Hörbibliothek für Blinde eingelesen werde, wie zuvor schon ihre beiden früheren Bücher.

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