Hungersnot in Ostafrika Retter vom Niederrhein zurück aus der Krisenregion

Niederrhein · Eine Woche lang waren Peter Kaup und Burkhard Zingraf für die Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany im größten Flüchtlingslager der Welt in Ostafrika. Sie verteilten Wasser und Medikamente an die hungernden Kinder.

Hungersnot in Ostafrika: Retter sind zurück
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Hungersnot in Ostafrika: Retter sind zurück

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Es sind Erfahrungen, die selbst routinierteste Rettungskräfte an die Grenzen ihrer psychischen Belastbarkeit stoßen lassen: Zehntausende Kinder, die bis auf die Knochen abgemagert und sterbend in den Armen ihrer Mütter liegen. Die meisten von ihnen sind nicht älter als drei Jahre alt. "Es ist so furchtbar, so entsetzlich und so traurig", sagt Einsatzleiter Thomas Laackmann.

Gemeinsam mit Dr. Peter Kaup aus Voerde und Burkhard Zingraf aus Wesel war er für die in Duisburg ansässige Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany eine Woche lang im kenianischen Flüchtlingslager Dadaab. Seit Mittwochabend sind sie wieder zurück in Deutschland, zurück aus der Hungersnot in Ostafrika, die durch eine verheerende Dürreperiode ausgelöst worden war.

Der humanitäre Hilfseinsatz im größten Flüchtlingslager der Welt verlangte den Männern vom Niederrhein alles ab. Mehr als 400 000 Menschen kämpfen in der gigantischen Zeltstadt im Osten Afrikas derzeit um das nackte Überleben. Ausgelegt ist das Auffanglager eigentlich nur für 60 000 Flüchtlinge. Aber der Strom an Bedürftigen mit der Hoffnung auf Nahrung reißt nicht ab. Im Gegenteil. "Man kann sich das Elend gar nicht richtig vorstellen, das da herrscht. Bilder, die hier in Deutschland zu sehen sind, spiegeln da nur einen Teil der Katastrophe wider", sagt Laakmann.

Mehr als eine halbe Tonne Medikamente haben Kaup und Zingraf in den sieben Tagen verteilt, rund 600 Liter Wasser an die Hungernden ausgegeben. Die Lieferung ins Krisengebiet wurde von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) übernommen.

Der Bedarf an Hilfsgütern ist weiterhin enorm. Der Gesundheitszustand der meisten Flüchtlinge ist schlecht. Viele leiden an Durchfallerkrankungen, wodurch die ohnehin schon geschwächten Körper noch weiter austrocknen. "Wir haben Kinder in den Armen gehalten, ihnen zu Trinken und zu Essen gegeben", sagt der I.S.A.R.-Einsatzleiter. "Viele von ihnen hatten zuvor noch nie feste Nahrung zu sich genommen."

Untergebracht waren Zingraf und seine Kollegen in einem 120 Kilometer, etwa drei Autostunden vom Flüchlingscamp entfernten Hotel. Nur mit Sicherheitspersonal konnten sie sich auf die Straße wagen. Die Gefahr, von Banden überfallen, ausgeraubt oder entführt zu werden, sei groß im Krisengebiet. "Andere Rettungskräfte wurden schon verschleppt", sagt Laackmann. Dennoch wollen sie sobald wie möglich zurückkehren nach Ostafrika, um den Kindern zu helfen. "Ihre strahlenden Augen, wenn man ihnen etwas zu Trinken gibt, das ist Dank genug. Das gibt uns Kraft", sagen die Niederrheiner.

Burkhard Zingraf (47) nimmt am Freitag wieder den Dienst bei der Stadtwacht des Weseler Ordnungsamtes auf. Für den Rettungssanitäter, Bergungsspezialisten und Logistiker, der lange beim THW tätig war, war's der erste Auslandseinsatz. "Ich weiß jetzt, wie wertvoll ein Schluck lauwarmes Wasser ist", sagt er. "Viel Elend" habe er gesehen, würde wieder losziehen, "wenn Familie und Arbeitgeber damit einverstanden sind".

(csh)
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