Rocker in Moers Razzia gegen Hells Angels: Anwohner hörten Explosionen

Moers · Das SEK stürmte in Duisburg und Moers fünf Wohnungen, in denen Mitglieder der Hells Angels leben. In dem teuren Wohnviertel in Moers, wo einer der Rocker wohnte, sorgte der Großeinsatz für Aufregung bei den Nachbarn.

 SEK-Beamte Donnerstagmorgen beim Einsatz in Duisburg.

SEK-Beamte Donnerstagmorgen beim Einsatz in Duisburg.

Foto: Wiebold

Wer in Schwafheim westlich der B57 wohnt, lebt entweder schon sehr lange hier, oder er muss es sich leisten können. Das Viertel gehört zu einem der teuersten in Moers. Grundstücke sind rar und schwer zu bekommen. Aber der Bewohner des etwas verkommen wirkenden Klinkerbaus mit den zerzausten Konifären vor der Tür muss wohl gut bei Kasse gewesen sein, sonst hätte ihm die Vorbesitzerin das Objekt vor fünf Jahren wohl nicht verkauft. Seinen Nachbarn ist der neue Besitzer nicht sonderlich aufgefallen. Bis Donnerstagmorgen.

"So etwa um sechs Uhr bin ich durch zwei Explosionen fast aus dem Bett gefallen", berichtet Iris Müller (38)*. Als sie aus dem Fenster sieht, wimmelt es in der sonst so ruhigen Anwohnerstraße von Polizisten. Ein SEK-Kommando hat gerade die Türen zu dem Klinkerbau aufgesprengt.

Hermann Itter wurde durch den Lärm ebenfalls aus dem Schlaf gerissen. "Da waren sicher 60 Polizisten im Einsatz. Die Wagen hatten alle Düsseldorfer Kennzeichen.", sagt er. Seinen Angaben zufolge soll die Polizei den Hausbesitzer in Handschellen abgeführt haben.

Die Krefelder Polizei, die die Ermittlungen führt, will das nicht bestätigen. Polizeisprecher Acor Kniely gibt sich unter Hinweis auf "ermittlungstaktische Gründe" ebenso wortkarg wie der Krefelder Oberstaatsanwalt Axel Stahl. Immerhin ist Stahl zu entlocken, dass es sich um eine Aktion im Rahmen der Bekämpfung der Rockerkriminalität gehandelt habe und dass es sich bei der Gruppe, der der Einsatz des SEK in fünf Wohnungen in Duisburg und Moers galt, die Hells Angels seien.

Das lässt aufhorchen. Denn wenige Stunden zuvor war bekannt geworden, dass ein im Rhein bei Duisburg-Mündelheim gefundener Arm zu einem seit Januar vermissten Hells-Angel-Rocker gehört. Mit ihm verschwanden drei weitere Rocker aus seinem Umfeld. Doch mit diesem Fall habe die jüngste Razzia nichts zu tun, betont Kniely. Das wird wohl stimmen, da die Staatsanwaltschaft Krefeld kaum federführend in einem Duisburger Mordfall wäre. Auch betont Kniely, dass es keinen Zusammenhang mit den Moerser Rockern von "Gremium MC" gebe, die vor einem Jahr Ziel eines Brandanschlags waren.

Möglich aber, dass ein Zusammenhang mit einer Schießerei in einem Krefelder Hells-Angels-Club vom vergangenen Herbst besteht. Dabei war ein Rocker schwer verletzt worden. In Krefeld waren zuvor in einer spektakulären Aktion Rocker der Gruppe Bandidos zu den eigentlich verfeindeten Hells Angel übergetreten.

Laut Anwohnern habe es sich bei dem Besitzer des durchsuchten Hauses um einen türkischstämmigen Gastronomen gehandelt, der dort mit einer Frau und einem Kleinkind gelebt habe. Der Mann habe nicht wie ein Rocker ausgesehen. Allerdings sei auffällig gewesen, dass das Haus mit Kameras abgesichert gewesen sei und fast stets die Rollos heruntergelassen worden seien. Überdies hätten häufig teure Autos mit Duisburger Kennzeichen vor dem Haus geparkt, zuletzt am Mittwoch noch ein roter Ferrari.

Am Nachmittag berichtet die Polizei, dass es in Zusammenhang mit den Durchsuchungen keine Festnahmen gegeben habe. Auch wurden offenbar weder Drogen noch Waffen gefunden. Augenzeugen berichteten allerdings, dass Beamte kistenweise Beweismittel sichergestellt hätten.

*(Alle Namen wurden aus Sicherheitsgründen von der Redaktion geändert.)

(RP)
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