Duisburg Rathausgespräche: TV-Talkshows unter der Lupe

Duisburg · Den renommierten, mit Duisburg seit Jahrzehnten verbundenen Theatermann Holk Freytag nervt das immer wieder aufs neue aufspielende Quintett im deutschen Fernsehen, das aus folgenden Mitgliedern bestehe: Fußball, Kochen, Krimis, Quizsendungen und vor allem Talkshows. Letztere werden beim nächsten Rathausgespräch unter die Lupe genommen. In der 14. Ausgabe dieser inzwischen etablierten Diskussionsreihe heißt das inspirierende Motto: "Hört auf zu quatschen. Wagt die Weisheit! - Wie wir auf dem Weg von Platon zur Talkshow den Sinn verspielten." Das Thema dieses Rathausgesprächs, das am Sonntag, 5. Juni, im Ratssaal des Duisburger Rathauses (Burgplatz) stattfindet, ist von der gegenwärtigen Ausstellung im Kultur- und Stadthistorischen Museum inspiriert, bei dem es um das antike "Symposium" geht. Während in der Antike durchaus lustvoll beim Wein nach den besten Argumenten und letztlich nach der Wahrheit gesucht wurde, gehe es bei den Talkshows im Fernsehen meist nur um prominente Köpfe und die Darbietung von Einzelinteressen. Holk Freytag sieht Talkshows kritisch: Die Fernsehsender könnten von sich behaupten, mit der Auswahl der Talkshow-Themen ihrem Bildungsauftrag gerecht zu werden. In Wirklichkeit, so Holk Freytag, vollzögen sich immer die gleichen Rituale. Die mehr oder weniger ausgewogenen Gesprächsrunden, im Großen und Ganzen im Einklang mit dem Parteienproporz zusammengestellt, seien im Laufe von Jahren zu einem "Jahrmarkt der Eitelkeiten" verkommen. Es werde nicht wirklich zugehört, man ziehe seine allseits bekannten "Werbetexte" ab und sorge hartnäckig dafür, dass der politische Gegner nicht plötzlich ein paar Minuten Sendezeit mehr beansprucht. Zudem habe sich im Laufe von Jahren so etwas wie ein "Ensemble der Talkshow-Teilnehmer" gebildet. Holk Freytag: "Auch wer Wolfgang Bosbach oder Gregor Gysi schätzt, kann sie in Talkshows bald nicht mehr ertragen. Und spitz fügt Freytag hinzu: Talkshows sind im Fernsehen so beliebt, weil sie vergleichsweise billig zu produzieren sind." Wer am 5. Juni beim Rathausgespräch auf dem Podium diskutiert, steht noch nicht fest. Aber es sollen Leute sein, die etwas zu sagen haben und das auch auf unterhaltsame Weise tun können, verspricht Holk Freytag.

Vor dem Duisburger Rathaus (von links): Holk Freytag, Wilhelm Sandmann sowie Dirk Freytag.

Vor dem Duisburger Rathaus (von links): Holk Freytag, Wilhelm Sandmann sowie Dirk Freytag.

Foto: Stadt Duisburg

Neben Holk Freytag gehören der Mediziner Wilhelm Sandmann und Dierk Freytag, ehemals Duisburger Schuldirektor und Bruder von Holk Freytag, zu den Initiatoren der Rathaushausgesprächs-Reihe. Klar ist, dass Prof. Sandmann beim Rathausgespräch am Sonntag, 25. September, die Federführung hat. Es geht an dem Tag ums Gesundheitswesen. Das Thema lautet: "Der große kranke Riese - Wie geht es mit der medizinischen Versorgung weiter?" Auf dem Podium werden unter anderem der Arzt und Unternehmer Lutz Mario Helmig, Gründer der Helios-Kliniken, und der bekannte Autor und Mediziner Dietrich Grönemeyer (Bruder von Herbert Grönemeyer) erwartet.

Am Sonntag, 4. Dezember, heißt das Motto des Vormittags: "Politik frisst Kultur. Die Kulturnation auf dem Weg von der Qualität zur Quote". Dierk Freytag, der für dieses Rathausgespräch die Federführung übernommen hat, hofft, dass er für diesen Themenkomplex auf Hilfe von der Uni rechnen kann.

Der Eintritt für die Rathausgespräche, die stets an einem Sonntag um 11 Uhr beginnen, ist frei, doch ist wegen der begrenzten Anzahl an Plätzen eine Anmeldung erforderlich. Und zwar bei Annette Thierfelder-Renk von der Volkshochschule, Tel. 0203/ 2832206 oder per Mail unter a.thierfelder@stadt-duisburg.de

(pk)
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