Erste Show in Duisburg Ralph-Siegel-Musical – ’n bisschen beliebig

Duisburg · In rekordverdächtiger Zeit hat Ralph Siegel sein neues Musical „’N Bisschen Frieden“ in Duisburg auf die Bühne gebracht. Leider war das dem Stück bei der Premiere im Theater am Marientor auch anzumerken.

Musical Ralph Siegel: Stars auf dem Roten Teppich in Duisburg - Fotos
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Diese Stars und Sternchen kamen zur Siegel-Premiere in Duisburg

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Foto: Christoph Reichwein (crei)

Das Positive vorweg: Von Produktenttäuschung konnte am Premierenabend keine Rede sein. „’N Bisschen Frieden“ hörte man vom ersten Ton an, was es ist. Ein Musical von Ralph Siegel. Die Musik, die Arrangements. Alles triefte nur so von dem Schlager-haften, das Siegel vor allem in den 1970er- und 80er-Jahren so erfolgreich machte. Und das, schon kommen wir zum ersten Problem, seiner Musik auch danach anhaften blieb. Das ist jedoch nicht der einzige Grund, warum Siegels Gastspiel in Duisburg wohl kein großer Erfolg werden wird.

In Rekordzeit fanden da zwei zusammen, dessen größte Zeit schon eine Weile zurückliegt. Auf der einen Seite der 77-jährige „Mister Grand Prix“, auf der anderen Seite das nach wie vor wunderschöne Theater am Marientor, das zuletzt nur noch als Impfzentrum diente. 40 Jahre nach Siegels Grand-Prix-Sieg mit Nicole brachte er dort ein Musical auf die Bühne, dass sich zumindest namentlich an ihren Song „Ein bißchen Frieden“ anlehnte.

Dass dieses Musical so ungewohnt schnell auf die Bühne fand, wurde im Laufe des Premierenabends häufiger erwähnt. Leider merkt man es dem Ergebnis auch an. Für wirkliche Innovationen war wohl keine Zeit. Da ist zunächst die Geschichte: Eine Ost-West-Liebe zwischen zwei jungen Musikern, von der Stasi verhindert. Nach Jahrzehnten treffen die Liebenden wieder aufeinander, Familienverwirrung und Showdown inklusive. Das hat manchmal was von Ohnesorg-Theater. Das Komödiantische funktioniert dabei besser als das deutsch-deutsche Drama. Die schlimmen Schicksale lassen einen merkwürdig kalt zurück.

Dass „’N Bisschen Frieden“ zumindest für einen unterhaltsamen Abend taugt, liegt weniger an den neuen und alten Werken Siegels, die ebenso wie manche schauspielerische Szene ein wenig lieblos inszeniert wirken. Für die Aha-Momente des Premierenabends sorgen die teils stark aufspielenden und singenden Darsteller. Vor allem Tim Wilhelm („Richard Steiner“), eigentlich Sänger der Band „Münchener Freiheit“, versucht mit seiner Bühnenpräsenz das Ruder herumzureißen. Auch Jennifer Siemann („Nina Bauer“), Sonia Farke („Elisabeth Jünger alt“) und die in mehreren Nebenrollen auftretende Nettetaler Sängerin Stefanie Black ragen heraus. Black ist es auch, die vom Premierenpublikum den größten Applaus erhält. Nur noch überboten von einer arg zotig konzipierten Szene, in der Henriette Schreiner („Moni“) mit starkem Ost-Akzent ihre Verführungskünste einsetzt.

Natürlich darf an einem solchen Abend auch der Nicole-Klassiker nicht fehlen. Der große Erfolg der Sängerin, die anders als Promis wie Ex-Politiker Wolfgang Bosbach oder Schauspielerin Jenny Elvers nicht selbst bei der Premiere war, wurde in gleich vier Versionen auf die Bühne gebracht und – auch das sei erwähnt – durchaus charmant in die Story eingebaut.

 Für die Aha-Momente des Premierenabends sorgten die teils stark aufspielenden und singenden Darsteller.

Für die Aha-Momente des Premierenabends sorgten die teils stark aufspielenden und singenden Darsteller.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Was bleibt nun von diesem Premierenabend? Die Stärke von „’N Bisschen Frieden“ ist das Engagement des Ensembles. Vor allem derer, die anders als Sänger Markus Mörl und Schauspieler Tom Barcal keinen „Den kenn ich doch“-Faktor mitbringen. Dem Stück fehlt es jedoch bisweilen an einem roten Faden und an besonderen Momenten, die das Publikum mitreißen. Zudem wirken auch die jungen Rollen so, wie sich ein knapp 80-Jähriger eben junge Menschen vorstellt. Alles wirkt ein wenig unterkomplex. So unterkomplex, wie es in der guten alten Zeit eben gut ankam. Das Ergebnis sind Reime wie „Wir waren bei den Toten Hosen und tranken mit Campino Bier aus Dosen.“

Für „’N Bisschen Frieden“ haben mit Ralph Siegel und dem Theater am Marientor zwei Legenden zusammengefunden. Das Musical wird kein Denkmal zum Einsturz bringen, aber auch keinem der Beteiligten zu altem Ruhm verhelfen. Dass die Musical-Fans der Republik noch bis zum 31. Dezember in Scharen nach Duisburg pilgern (so lange ist das Stück derzeit angesetzt), dürfte nicht zu erwarten sein.

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