ESC-Legende Ralph Siegel kündigt Musical-Weltpremiere in Duisburg an

Duisburg · Als „Mr. Grand Prix“ wurde der 76-Jährige berühmt, im Oktober soll in Duisburg sein Musical „‘N Bisschen Frieden“ Weltpremiere feiern. Dabei wird es allerdings vorrangig nicht um den fast gleichnamigen ESC-Siegersong gehen.

Ralph Siegel bei der Pressekonferenz zu seinem neuen Musical am Freitag in Duisburg.

Ralph Siegel bei der Pressekonferenz zu seinem neuen Musical am Freitag in Duisburg.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Das unvermeidbare Thema sprach der „Große Meister“, wie er an diesem Tag immer wieder genannt wurde, gleich selbst an. Noch vor der Tür plauderte Ralph Siegel mit zwei Fotografen über seinen ESC-Sieg von 1982. Über Hunderte Menschen, die damals im nordenglischen Harrogate um das beste Foto kämpften. „Das war der unwirklichste Moment in meinem Leben“, sagte Siegel.

Dass „Mr. Grand Prix“, ein weiterer dieser Spitznamen, am Freitag nach Duisburg kam, hatte ein wenig sogar mit seinem großen Triumph vor 40 Jahren zu tun. Hier, im Theater am Marientor (TaM), soll am 20. Oktober sein neues Musical Weltpremiere feiern. Und es heißt, angelehnt an den Siegertitel der damals 17-jährigen Nicole, „‘N Bisschen Frieden“. Wobei die Abwandlung durchaus bewusst ist, wie Siegel bei der Pressekonferenz erklärte. „Ich wollte klarstellen, dass es kein Nicole-Musical wird“, sagte der 76-Jährige.

Statt um Musikwettbewerbe soll es in „‘N Bisschen Frieden“ um eine Liebesgeschichte in den Wirren des Kalten Krieges gehen. Das DDR-Regime hindert den jungen Protestsänger Richard Steiner daran, mit seiner großen (West-Berliner) Liebe Elisabeth zusammenzukommen. Bei einem Fluchtversuch verschwindet Ricky, wird für tot erklärt und taucht doch Jahrzehnte später in England wieder auf. Den musikalischen Rahmen dafür sollen alte und neue Song aus der Feder von Ralph Siegel bieten.

Musicals sind so etwas wie das Alterswerk des bedeutenden deutschen Komponisten, der vor allem mit Schlagern erfolgreich wurde. Auch wenn er das Wort heute so leidenschaftlich scheut. In den 1970er- und 1980er-Jahren schrieb Siegel Hits für Größen wie Peter Alexander oder Rex Gildo. Noch 2007 schaffte er es mit der Kinderlied-Neuauskopplung eines alten Grand-Prix-Beitrags (“Le papa pingouin“) auf Platz eins der französischen Charts.

Überhaupt, bei allem Schlager-Erfolg, der Eurovision Song Contest, oder „Grand Prix Eurovision de la Chanson“, wie er zu Siegels erfolgreichen Zeiten hieß, hat die Karriere des Komponisten wie kein zweites Ereignis geprägt. 25 Mal nahm Siegel an dem europäischen Musikwettbewerb teil, wurde neben Nicoles Sieg noch drei Mal Zweiter und zwei Mal Dritter. Im neuen Jahrtausend schwand der Erfolg seiner Kompositionen. Für Deutschland wurde er bei seiner letzten Teilnahme 2003 Zwölfter. Danach folgten ausnahmslos hintere Plätze bei weiteren Teilnahmen für die Schweiz, Montenegro und San Marino. Sein Stil wirkte mit der Zeit doch ein wenig überholt.

Nun versucht es der Altmeister also mit Musicals. „Sein großer Traum“, sei das immer schon gewesen, sagte Siegel am Freitag in Duisburg. Bei seinem ersten großen Musical-Versuch war er bereits erfolgreich. Mit „Zeppelin“ feierte in diesem Jahr ein weiteres Siegel-Musical in Füssen Premiere. 50.000 Tickets wurden hierfür mittlerweile verkauft. Sein zweiter großer Wurf soll nun im TaM gelingen. Auch für ihn ist es noch einmal ein besonderes Projekt. „Eigentlich habe ich an dem Stück mein Leben lang geschrieben“, sagte Siegel mit Bezug auf die vielen alten Stücke, die in dem Musical auftauchen sollen. Natürlich „Ein bisschen Frieden“, aber auch Hits wie „Fiesta Mexicana“.

 Zur Musical-Besetzung gehören auch Schauspieler Heinz Hönig (2.v.r.) und Sänger Markus Mörl (2.v.l., “Ich will Spaß“).

Zur Musical-Besetzung gehören auch Schauspieler Heinz Hönig (2.v.r.) und Sänger Markus Mörl (2.v.l., “Ich will Spaß“).

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Für das Musical arbeitet Siegel mit Autor Roland Kruschak (“Die drei ???“) zusammen, der das Buch lieferte. Zur Besetzung gehören neben renommierten Musical-Darstellern, die zum Teil bereits in „Zeppelin“ mitspielten, auch einige Prominente aus Film und Fernsehen. Darunter Schauspieler Heinz Hönig und Sänger Markus Mörl (“Ich will Spaß“). „Ich kann eigentlich nur jeden umarmen und danke sagen, dass sie mitmachen“, sagte Siegel.

Über die Premiere in dem zeitweise leerstehenden Theater freuen sich natürlich auch die lokalen Verantwortlichen, allen voran Theaterdirektor Wolfgang DeMarco, der Siegel als den „bedeutendesten Komponisten des deutschen Sprachraums der Jetzt-Zeit“ ankündigte und selbst als Executive Producer fungiert. Duisburg-Kontor-Geschäftsführer Uwe Kluge erklärte in Vertretung des Corona-infizierten Duisburger Oberbürgermeisters Sören Link: „Das ist einfach ein Glücksgriff.“ Und ergänzte: „Was passt besser in diese Zeit als ein bisschen Frieden?“

Auch Ralph Siegel betonte, wie froh er sei, endlich einmal im Ruhrgebiet Premiere zu feiern. „Ich wollte immer schon im Pott arbeiten, weil hier so viele fantastische Menschen leben“, sagte er. Das TaM lobte er als „traumhaften“ Aufführungsort. „Und ich habe vieles gesehen.“

Tickets für das Musical gibt es ab sofort unter: www.n-bisschen-frieden.de. Die günstigsten Karten gibt es für die Generalprobe am 19. Oktober (ab 29,90 Euro). Die bislang freigeschalteten regulären Vorstellungen finden zwischen dem 20. Oktober und 13. November 2022 statt.

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