Duisburg Quartett begeistert als Trio

Duisburg · Joscho Stephan und seine Musiker zeigten in geschmälerter Besetzung atemberaubendes Spiel. Das Konzert war das bislang bestbesuchte in der Reihe der Hofkonzerte, und die Zuhörer kamen voll auf ihre Kosten.

 Jedes Eckchen Platz wurde in der Bibliothek für Zuhörer freigemacht. Joscho Stephan faszinierte mit virtuoser Kunstfertigkeit, bei der den Gästen schier schwindelig wurde.

Jedes Eckchen Platz wurde in der Bibliothek für Zuhörer freigemacht. Joscho Stephan faszinierte mit virtuoser Kunstfertigkeit, bei der den Gästen schier schwindelig wurde.

Foto: Sonja Browatzki

Rheinhausen Was während des Vorverkaufs zunächst noch als Geheimtipp gehandelt wurde, stellte sich am Montag eindrucksvoll als bisher publikumsstärkstes Konzert in der Reihe der "Hofkonzerte" heraus. 250 Besucher kamen zu dem Auftritt, der diesmal weder im Hof noch in der Galerie stattfand. Wegen der vielen Besucher wurde in der "Erwachsenen-Bibliothek" umgeräumt, um dort allen einen gemütlichen Sitzplatz zu bieten. Dankend nutzten die Zuschauer das vorhandene Platzangebot, rückten sämtliche Lesesessel Richtung Bühne und besetzten sogar die breite Fensterbank.

"Sie klatschen völlig zurecht"

Die nächste Überraschung folgte auf dem Fuße, denn statt des angekündigten Quartetts stand ein Trio auf der Bühne. "Es gab einen Trauerfall in der Familie, darum fehlt unser Geiger", erklärte Bandleader Joscho Stephan und erntete vollstes Verständnis für das Fernbleiben des vierten Mannes.

Den Start in das Programm machte das Trio mit dem Song "Swing News". "Sie klatschen völlig zurecht, denn dieses Lied habe ich selbst geschrieben", scherzte Stephan. Dabei sonnten sich die Musiker gar nicht lange im Applaus, sondern begannen noch während das alte Stück beklatscht wurde bereits mit dem neuen. Überraschend kam Joscho Stephans Frage: "Hört mancher von Ihnen auch schon einmal Klassik?" Das wurde bejaht, und Stephan erklärte völlig gelassen: "Pech für uns, denn wir werden jetzt gleich ein Stück interpretieren."

Mann und Bass verschmelzen

Es folgte "Der magische Tanz Nr. 2" von Edvard Grieg "mal ganz anders". Wer nicht dem faszinierend schnellen Spiel der Finger auf den Saiten zusehen wollte, konnte den Blick schweifen lassen und draußen auf der Wiese die Hasen hoppeln sehen. Oder die Musiker auf der perfekt ausgeleuchteten Bühne mal etwas genauer betrachten, denn der Bassist verschmolz im sanften Bühnenlicht beinahe mit seinem Instrument. Wegen seines mahagonifarbenen Hemdes war tatsächlich kaum noch zu erkennen, wo der Mann aufhörte und der Bass begann.

"Da wird einem schwindelig, wenn man denen zuschaut", sagte Wolfgang Eilers, Leiter der Bezirksbibliothek: Immer wieder schwoll der Rhythmus des Gipsy Swing an, wurde immer schneller, steigerte sich schier ins Unermessliche, bis die Klänge langsam wieder abebbten. Ein Spiel, das Joscho Stephan und seine Musiker bis zur Perfektion beherrschen.

(son)
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