Duisburg Promi-Hacker verurteilt

Duisburg · Zu 18 Monaten ohne Bewährung ist am Donnerstag ein Duisburger (18) wegen illegalen Herunterladens von Musik verurteilt worden. Mit einem Freund war er in Computer von Popstars wie Lady Gaga und Kesha eingedrungen.

Prozess gegen Promi-Hacker vor dem Amtsgericht Duisburg
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Prozess gegen Promi-Hacker vor dem Amtsgericht Duisburg

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Die Schlange vor dem Saal 171 im Duisburger Amtsgericht ist lang. Mehr als 100 Medienvertreter warten dicht gedrängt bereits eine Stunde vor Prozessbeginn auf den schmalen Gängen auf die beiden angeklagten "Promi-Hacker" aus Wesel und Duisburg. Alle wollen Bilder von den beiden 18- und 23-Jährigen haben, die illegal in die Computer von amerikanischen Popstars wie Lady Gaga, Kelly Clarkson und Kesha eingedrungen waren und Hunderte Lieder und sogar Nacktfotos heruntergeladen hatten.

Die Staatsanwaltschaft klagt die beiden jungen Männer wegen Verstoßes des Urheberrechtes und Nötigung an. Es ist 9.12 Uhr, als der 18-jährige Duisburger mit einem roten Schnellhefter, den er sich vor sein Gesicht hält, das Gebäude betritt und die Fotografen sich auf ihn stürzen. Drei Minuten später folgt der 23-jährige Mitangeklagte. Von ihren Anwälten voneinander getrennt, nehmen die beiden Platz im Gerichtssaal. Es ist stickig, die Luft zum Schneiden.

Der junge Duisburger wirkt entspannt, ruhig, gefasst. Er will nichts zur Sache sagen. Sein Anwalt spricht für ihn und bringt den Antrag ein, Lady Gaga und die anderen Popstars als Zeugen zu laden oder selbst nach Los Angeles zu fliegen, um die Verhandlung dort mit den prominenten Opfern fortzuführen - ein Raunen geht durch den Saal, der Richter lehnt den Antrag ab.

Mit einer speziellen Software haben der Duisburger und sein Freund aus Wesel jahrelang die Computer berühmter Musiker ausgespäht und illegal Musik heruntergeladen, bis sie von der Polizei geschnappt werden. Die Anklage sagt, der 18-Jährige habe Popstar Kesha sogar mit der Veröffentlichung von Nacktfotos gedroht, die er auf ihrem Rechner gefunden hatte. Der 18-Jährige wohnt bei seinen Eltern in Buchholz, die haben aber kaum Zeit für ihn.

Der Vater betreibt eine Trinkhalle, die Mutter geht fast den ganzen Tag putzen. Sie bekommen nicht mit, was ihr Sohn im Internet treibt. Der 18-Jährige surft im Netz, seit er zehn Jahre alt ist. Mit dem illegalen Herunterladen von Musik habe er aber erst vor etwa zwei Jahren begonnen. Der Erfolg, der ihm im normalen Leben verwehrt bleibt, bekommt er als angesehener Hacker auf den einschlägigen Musiktauschbörsen im Netz. Dort lässt er sich feiern als Star, als der, der die neuesten Lieder hat, noch bevor sie im Handel erscheinen. Manchmal ist er 24 Stunden am Stück im Netz. Freunde hat er keine, die Hauptschule aber mit einem Abschluss verlassen.

Mehr als drei Stunden dauert der Prozess.

(RP)
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