Duisburg Programm für Wissenstransfer läuft nun schon seit acht Jahren

Duisburg · 500 Mitarbeiter von ThyssenKrupp Steel Europe haben an dem Programm teilgenommen. Dabei geben erfahrene Mitarbeiter dem Nachwuchs Tipps.

Kann man Wissen im Betrieb managen? Und hat Wissensmanagement außerhalb von Hochschulen, zum Beispiel im Stahlwerk, überhaupt etwas zu suchen? Eindeutig mit Ja beantwortet Andrea Bröcher, Fachfrau für Wissenstransfer bei ThyssenKrupp Steel Europe in Duisburg, diese Fragen.

Die 59-jährige Diplom-Volkswirtin legt gleich mit Zahlen aus dem Bereich von Deutschlands größtem Stahlhersteller nach. "Allein 200 Wissensgeber, die seit 2006 aus ihrem Job ausschieden, haben wir vorher im Rahmen der Initiative "ProZukunft" als Ratgeber für jüngere Nachfolger gecoacht." Mit ihren jüngeren Kollegen bewältigten sie über Wochen einen Wissenstransfer-Prozess.

Bröcher nennt Beispiele. Etwa das von Erich Bergmans. Bevor der ehemalige Betriebsleiter im Team Service der Stranggießanlage Beeckerwerth in den Ruhestand ging, vermittelte er 2010 dem heutigen Senior Engineer Sebastian Meiß (32), seinem Nachfolger, wichtige Kniffe und viel mehr für den Alltag. Meiß: "Es ging auch darum, menschliche Erfahrungen für die neue verantwortliche Rolle im Strangguss weiterzugeben." Meiß ergänzt: "Die Wochen mit meinem Wissensgeber waren für mich hoch wertvoll. So viel Gewinn erzielt man durch kein Lehrbuch." Mit Bergmans durchdachte er Zukunfts- und Alltagsfragen des Betriebs. Es gab Dreier-Gespräche mit den Moderatoren vom Bildungszentrum des Arbeitgebers in den Wochen vor Bergmans Abschied. Festgehalten wurde alles in einem Transferplan.

So fördert ThyssenKrupp Steel Europe Fach- und Führungskräfte in Instandhaltung, Produktion, Vertrieb oder Verwaltung seit acht Jahren. "Wissen darf nicht in Rente gehen, wenn Kolleginnen und Kollegen ihren Arbeitsplatz verlassen", erklärt Bröcher.

Deutschlands größter Stahlhersteller gehört einer Umfrage des Bundeswirtschaftsministeriums folgend zu dem knappen Viertel bundesdeutscher Unternehmen, die sich systematisch um die Weitergabe von Mitarbeiter-Wissen an deren Nachfolger kümmern. Im Programm "ProZukunft", zu dem auch die Begleitung in Sachen Wissenstransfer gehört, geht es für ThyssenKrupp Steel Europe außerdem um Talentmanagement und Fortbildung. "Rund 500 Wissensgeber und Wissensnehmer haben davon persönlich und fachlich in acht Jahren seit dem Start von ProZukunft profitiert." Bundesweit waren es etwas mehr als eine Handvoll Firmen, die dieses Thema aufgrund der demografischen Entwicklung systematisch bearbeiteten.

(RP)
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