Duisburg "Profile" erinnern an Hindemith

Duisburg · So geht es manchmal: Da wird ein Konzert mit einem spannenden und anspruchsvollen Programm geplant, da verhindern es unvorhergesehene Ereignisse. Beim jüngsten Profile-Kammerkonzert der Duisburg Philharmoniker war es die plötzliche Erkrankung zweier, miteinander verheirateter Musiker ("Montezumas Rache"). Das Programm musste geändert werden - zum Ausgleich erhielt jeder Besucher einen Gutschein für eines der nächsten Profile-Konzerte.

Im Opernfoyer im Theater begann es gestern wie geplant mit der "Serenata in vano" (1914) von Carl Nielsen, dessen dritte Sinfonie "Sinfonia espansiva" das jüngste, vierte Philharmonische Konzert gekrönt hatte (die RP berichtete). Das "vergebliche Ständchen" lässt auf die eigentliche, klangschöne Serenade einen torkelnden Ab-Marsch folgen. Andreas Oberaigner (Klarinette), Jens-Hinrich Thomsen (Fagott), David Barreda Tena (Horn), Anja Schröder (Violoncello) und Francesco Savignano (Kontrabass) gaben in sieben Minuten ihr Bestes.

"Zum 50. Todestag von Paul Hindemith" war das Konzert überschrieben. Nun konnte also nicht das späte Oktett gespielt werden - aber es war für mehr als Ersatz gesorgt. Der philharmonische Konzertmeister Tonio Schibel gab nicht nur gute Einführungen in die aufgeführten Werke, mit den bei diesem Komponisten reichlich vorhandenen farbigen Zitaten und deftigen Anekdoten, sondern erwies sich auch als ein vorzüglicher Hindemith-Geiger. Bezeichnend eine Begebenheit aus dem Ersten Weltkrieg: Hindemith musiziert für einen musikliebenden Offizier das Streichquartett von Claude Debussy, da kommt die Nachricht vom Tod des größten Komponisten des "Feindes". Die Aufführung wird abgebrochen, Hindemith begreift "was Musik in Zukunft sein soll": Völker verbindend und Ausdruck wahrer Kultur.

Auf die fast noch verträumte frühe Sonate für Violine und Klavier op. 11 Nr. 1 mit Tonio Schibel und dem unerschütterlichen Tobias Bredohl folgte eine erstklassige Aufführung der vor Energien geradezu berstenden Sonate für Violoncello und Klavier (1919) mit der Cellistin Anja Schröder. Und da Hindemith sich einmal selbst charakterisierte als ein Komponist, "dem seine bisherigen Werke nicht mehr gefallen", gab es noch einen weiteren Stilwandel zu beobachten: Die Sonate in E für Violine und Klavier (1936) ist wieder ruhiger geworden. Als der Geiger Georg Kulenkampff diese Sonate damals gegen den Willen der Nazis und noch dazu mit großem Erfolg aufführte, brachte das die Machthaber endgültig gegen Hindemith auf. Am Ende des Profile-Konzerts war die Begeisterung groß. So geht es eben manchmal.

(hod)
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