Duisburg Privat-Insolvenzen auf Rekordniveau

Duisburg · Im vergangen Jahr mussten 29814 Menschen in Duisburg Privatinsolvenz anmelden, so viele wie nie zuvor. Das geht aus dem aktuellen Schulden-Kompass der Schufa hervor. Duisburg liegt damit auf einem abgeschlagenen Platz 434 von bundesweit 439 Kreisen bzw. Kreisfreien Städten.

Im vergangen Jahr mussten 29 814 Menschen in Duisburg Privatinsolvenz anmelden, so viele wie nie zuvor. Das geht aus dem aktuellen Schulden-Kompass der Schufa hervor. Duisburg liegt damit auf einem abgeschlagenen Platz 434 von bundesweit 439 Kreisen bzw. Kreisfreien Städten.

„Die tatsächliche Schuldensituation ist sogar wesentlich schlimmer“, betont AWO-Schuldnerberater Dirk Franke, der von einer exorbitanten Dunkelziffer ausgeht. Aber wie kommt es zu Überschuldungen, und wer ist in der Regel betroffen? Der private Bankrott erfolgt nach Expertenmeinung schleichend und wird meist durch ein unkalkulierbares Ereignis ausgelöst: Ungewollte Schwangerschaft, Familiengründung, der Versorger stirbt. Und vor allem: Arbeitslosigkeit. „Wer kann heute in Duisburg noch sagen, dass sein Job die nächsten fünf Jahre sicher ist“, erklärt Frank. Kredit für Küchen, Autos und Häuser laufen aber über viele Jahre.

Zudem trifft einen die Arbeitslosigkeit unvermittelter als früher. „Firmen schließen vielfach nur noch unbefristete Arbeitsverträge ab“, bedauert Hans-Peter Hiedels, Schuldnerberater bei der Caritas. Werden die Arbeitsverhältnisse nicht verlängert, bleibt der Betroffene auf dem Kredit für seinen Wagen (Stichwort: Mobilität) sitzen.

Dazu kommt leichtsinniger Umgang mit der monatlichen Lebensgrundlage. „Anschaffungen werden aus dem Bauch getätigt“, sagt Frank. Farbe, Geschwindigkeiten und Design entscheiden beim Autokauf mehr als Preis und Wirtschaftlichkeit. Neben Leichtsinn kommt bei Jugendlichen Unwissen dazu. „Viele Jugendliche haben nie gelernt mit Geld umzugehen“, so der Fachmann. Playstation, Markenklamotten und vor allem Handys müssen her. Die Folge: In Duisburg sind allein 2005 rund 17 000 Handy-Verträge geplatzt.

Die Banken spielen bei der frühen Verschuldung eine unrühmliche Rolle: „Institute werben massiv für Girokonten an Schüler und Auszubildene“, klagt Hiedels. Hat der Nachwuchs erst einmal statt Bargeld eine Chipkarte in der Hand, geht das Gefühl für Kosten und Konsequenzen schnell verloren. Um der Negativ-Entwicklung entgegen zu wirken, startet im Januar an Duisburger Schulen die Aktion „Alles im Griff“. Dort lernt der Nachwuchs, dass Geldausgeben nicht selten teuer kommt.

Info Je früher Betroffene eine Schuldnerberatung aufsuchen, desto besser. U. a. AWO, Caritas, Diakonie, Verbraucherzentrale und Stadt machen entsprechende Angebote

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort